Dass die Bayern gut drauf sind, ist keine wirklich überraschende Feststellung. Sie leisten sich nun mal im Laufe einer Saison nur wenige schwächere Phasen. Eine davon hatten sie vor dem Spiel gegen die Werkself in der Hinrunde. Als Bayer 04 nach München reiste, hatte das Team von Trainer Julian Nagelsmann viermal in Serie nicht gewonnen (drei Remis, eine Niederlage). Es folgte der 4:0-Sieg gegen Schwarz-Rot und ein starker Formanstieg. Seit dem 13. Spieltag führt der Rekordmeister die Tabelle an. Und kann einmal mehr mit beeindruckenden Zahlen aufwarten: Der Ligaprimus gewann acht seiner vergangenen neun Pflichtspiele. Das 2:3 bei Angstgegner Borussia Mönchengladbach Mitte Februar dieses Jahres blieb ein Ausrutscher und die einzige Niederlage des FCB in den jüngsten 25 Pflichtspielen (20 Siege, vier Unentschieden). Die Bayern haben noch in allen drei Wettbewerben Titelchancen, setzten sich in der UEFA Champions League souverän gegen Paris St. Germain (1:0, 2:0) durch und treffen nun im Viertelfinale auf Manchester City. Auch im DFB-Pokal stehen sie unter den letzten acht Teams und empfangen am 4. April den SC Freiburg.
Dass es in der Liga lange Zeit sehr eng an der Spitze zuging, ist den konstant starken Saisonleistungen gleich mehrerer Mannschaften zu verdanken: SC Freiburg, RB Leipzig, 1. FC Union Berlin und natürlich Borussia Dortmund. Der BVB ist aktuell der härteste Konkurrent um Platz 1 und lag nach dem 24. Spieltag nur zwei Punkte hinter den Bayern, während der Abstand zu Freiburg, Union und Leipzig inzwischen auf sieben Punkte angewachsen ist. In der vergangenen Woche behaupteten die Münchner ihren Platz an der Spitze mit einem wilden 5:3-Sieg im Bayern-Derby gegen den FC Augsburg. Die frühe Augsburger Führung hatten João Cancelo, Benjamin Pavard (2) und Leroy Sané noch vor der Pause in ein 4:1 umgewandelt. „Die Reaktion ist das Wichtige, wir haben dann 30 Minuten richtig Gas gegeben“, sagte Julian Nagelsmann über die entscheidende Spielphase. Dass man sich in der zweiten Hälfte noch zwei weitere Gegentore fing, ärgerte Nagelsmann nur am Rande. Letztlich zeigte sich der 35-Jährige nach einer erfolgreichen Woche mit den Siegen gegen Paris und Augsburg zufrieden: „Wir haben unseren Job gemacht, können uns aber nicht ausruhen.“
Bis auf die beiden langfristig verletzten Lucas Hernández (Kreuzbandriss) und Manuel Neuer (Unterschenkelbruch) sowie Eric Choupo-Moting, der wegen Rückenproblemen wie schon gegen Augsburg erneut passen muss, kann Julian Nagelsmann am Sonntag in Leverkusen aus dem Vollen schöpfen. In der Abwehr dürfte Nagelsmann wie in den vergangenen Partien wieder auf eine Dreier-Abwehrkette vertrauen. Benjamin Pavard, zuletzt Doppeltorschütze gegen Augsburg und in der Liga der Spieler mit den besten Zweikampfwerten, bekam aus berufenem Mund Sonderlob für seine Leistungen in den vergangenen Wochen. „Er ist einer der herausragenden Spieler bei uns“, sagt Hasan Salihamidzic, Sportvorstand beim FC Bayern. Was auch daran liegt, dass der Franzose nicht mehr als Außenverteidiger, sondern eben etwas weiter innen in der Kette spielt. Die ganz zentrale Position hier bleibt Dayot Upamecano vorbehalten, links neben ihm ist der Niederländer Matthijs de Ligt erste Wahl. Alternativ stehen Winter-Neuzugang Daley Blind (von Ajax Amsterdam) und Josip Stanisic zur Verfügung. Als Schienenspieler fungieren Kingsley Coman (links) und Alphonso Davies oder Joao Cancelo. Der in diesem Winter von Manchester City ausgeliehene Portugiese erzielte gegen Augsburg sein erstes Pflichtspieltor für die Bayern.
Im zentralen Mittelfeld sind die deutschen Nationalspieler Joshua Kimmich und Leon Goretzka ein eingespieltes Duo. Vor allem in der Offensive hat Nagelsmann nun wieder die Qual der Wahl. Sadio Mané stand gegen Augsburg erstmals nach über vier Monaten wieder in der Startformation. Der Senegalese hatte sich im September 2022 am Schienbeinköpfchen verletzt und war in diesem Jahr erst dreimal als Joker reingekommen. Klar, dass der 30-Jährige noch nicht wieder bei einhundert Prozent ist. „Es ist nicht leicht, nach einer Verletzung den Rhythmus zu finden, der kommt mit den Spielen“, sagt Mané. Er vervollständigt nun wieder ein Offensiv-Sextett, das seinesgleichen in der Bundesliga sucht. Jamal Musiala (11 Tore), Eric Choupo-Moting (10), Serge Gnabry (9), Leroy Sané (7), Thomas Müller (4) und eben Mané (6) selbst: Allein diese sechs Spieler erzielten 47 Tore – die meisten anderen Bundesligaklubs kommen nicht einmal als Mannschaft annähernd an diese Trefferzahl heran.
Bestwerte, wohin man schaut: Insgesamt 71 erzielte Tore (Platz zwei in diesem Ranking nehmen Dortmund und Leipzig mit jeweils 49 Treffern ein, Bayer 04 ist mit 43 Toren Fünfter), die mit Abstand meisten Torschüsse (455), die höchste Schussgenauigkeit (56 %), die meisten Großchancen (90) und Aluminium-Treffer (15) – die Bayern sind offensiv eine Klasse für sich.
Aber auch bei vielen Wertungen im Defensivbereich liegen sie vorne. Die Münchner haben die wenigsten Gegentore (25), Kopfball-Gegentore (3) und Konter-Gegentore (0!) kassiert. Sie spielen die meisten Pässe (14.937, die Werkself kommt auf 12.048), weisen die beste Passquote auf (87 %), begehen die wenigsten Fouls (215), haben die wenigsten Gelben Karten (33) gesehen und sind die Mannschaft mit der besten Zweikampfquote (54 %). Und aufgepasst, Werkself: Der FC Bayern ist der Frühstarter der Liga. 12 Tore in der Anfangsviertelstunde sind ebenso ein weiterer Bestwert wie 47 Treffer (!) in der ersten Halbzeit (Bayer 04: 17).
Bei einem Kader dieser Güteklasse gibt es in puncto Aufstellung immer Härtefälle. Zumal, wenn Trainer Julian Nagelsmann wie derzeit fast alle Mann an Bord hat. Zuletzt etwa mussten die beiden deutschen Nationalspieler Serge Gnabry und Leroy Sané häufiger auf der Bank Platz nehmen. Gegen Augsburg standen beide wieder einmal in der Startformation, Gnabry äußerte sich nach dem Spiel auch zur Kritik an ihm in den Wochen zuvor: „Es gehört irgendwo dazu, aber manchmal ist es auch zu krass. Irgendwann ist es auch mal genug.“ Nagelsmann stellte sich demonstrativ hinter seine beiden Offensivkräfte und sagte auch mit Blick auf Leroy Sané: „Wir wollen ihn charakterlich nicht ändern. Wir müssen seine Stärken auf das Feld bringen, die außergewöhnlich sind. Er gehört zu den besten Spielern Europas. Wir brauchen ihn einfach. Deswegen muss man eine gewisse Akzeptanz haben. Gleiches gilt für Serge auch.“ Nun: „Probleme“ solcher Art hätten andere Trainer gerne. José Mourinho, Coach bei Europa-League-Viertelfinalist AS Rom, gab kürzlich nach dem 2:0 der Bayern gegen Paris St. Germain zu: „Wenn ich sehe, dass sie Spieler wie Mané, Gnabry und Sané von der Bank bringen können, bin ich ein bisschen neidisch.“
Die Bayern kommen in einer starken Phase nach Leverkusen, wo sie ihre letzten drei Spiele gewinnen konnten. „Wir sind gut vorbereitet und haben uns etwas ausruhen können“, sagt Hasan Salihamidzic. „Wir fahren dahin, um dort weiterzumachen, wo wir zuletzt aufgehört haben. Dann kommt die Länderspielpause. Das Leverkusen-Spiel ist ganz wichtig für uns.“ Der April wird dann „ein sehr spannender Monat“, wie Julian Nagelsmann weiß. Acht Spiele stehen binnen vier Wochen auf dem Programm, darunter gleich zu Beginn des Monats die Liga-Topspiele gegen Verfolger Borussia Dortmund und den SC Freiburg. Hier könnten die Bayern schon große Schritte in Richtung elfte Meisterschaft in Serie machen. Und natürlich ist ihnen auch im DFB-Pokal und in der Champions League wieder alles zuzutrauen.
Bayer 04 ist auch in diesem Jahr im Bundesliga-„Team of the Season“ des Spiele-Herstellers EA Sports wieder stark vertreten. Gleich fünf Werkself-Profis sind in die Top-Auswahl der Spielzeit 2024/25 gewählt worden, ein Duo der Bayer 04-Frauen steht zudem im weiblichen Bundesliga-„TOTS“. Bereits in der Vor-Saison war Bayer 04 stark vertreten, stellte in der männlichen Top-Auswahl mit sechs Akteuren sogar die meisten Spieler eines Klubs.
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