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22.09.2023Bundesliga

Gegner-Check: In der Bundesliga angekommen

Der 1. FC Heidenheim 1846 hat einen vielversprechenden Start in seiner Bundesliga-Debütsaison hingelegt. Der Aufsteiger überzeugte in den bisherigen Partien mit einer starken Mentalität sowie mit hoher Lauf- und Leistungsbereitschaft. Diese Trümpfe wollen die Schwaben nun auch am Sonntag, 23. September (Anstoß: 15.30 Uhr), im Duell mit der Werkself ausspielen. Der Gegner-Check.
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Position  

Am 4. Spieltag hat es geklappt mit dem ersten Sieg in der Bundesliga. Dass beim 4:2 gegen Bremen ausgerechnet der von Werder in diesem Sommer ausgeliehene Eren Dinkci zwei Tore erzielte und in Jan-Niklas Beste noch ein ehemaliger Grün-Weißer einmal traf und einmal auflegte, rundete den historischen Tag aus Heidenheimer Sicht ab. Vier Punkte nach vier Spieltagen, Platz elf in der Tabelle – der Start des Aufsteigers in seine erste Saison im deutschen Fußball-Oberhaus kann sich sehen lassen.

Zwischenzeitlich wurden gegen Bremen zwar Erinnerungen wach an die Heimpartie gegen die TSG Hoffenheim, als der FCH beim 2:3 eine 2:0-Führung verspielt hatte. Denn auch diesmal gaben die Schwaben einen Zwei-Tore-Vorsprung kurzzeitig aus der Hand. „Die erste Viertelstunde in der zweiten Halbzeit war eine Katastrophe“, bekannte Beste. Das sah auch sein Trainer Frank Schmidt so: „Bremen hat nicht unverdient den Ausgleich gemacht. Aber dann ist das Entscheidende passiert: Wir sind nicht eingeknickt, der Kopf ging nach oben, wir haben weitergemacht und mit viel Willen und schönen Toren das Spiel gewonnen. Es war ein geiles Fußballspiel.“

Eine starke Mentalität hatten die Heidenheimer schon zuvor bei Borussia Dortmund bewiesen. Nach einem frühen 0:2-Rückstand waren die Gäste in der zweiten Hälfte besser ins Spiel gekommen. Dinkci und Torjäger Tim Kleindienst per Elfmeter sorgten mit ihren Treffern schließlich für den ersten Punktgewinn der Schwaben in der Liga.

Personal

Beim ersten Bundesliga-Sieg der Klubgeschichte stand er besonders im Rampenlicht: Cheftrainer Frank Schmidt war beim 4:2 gegen Bremen gewissermaßen der Star der Mannschaft, auch wenn der 49-Jährige das sicher nicht so sieht. Mit dem Spiel gegen die Grün-Weißen war Schmidt auf den Tag genau 16 Jahre in Dienst beim FCH – und löste damit Volker Finke als Trainer eines Bundesligisten mit der längsten Amtszeit ab. Finke war beim SC Freiburg zwischen 1991 und 2007 exakt 5843 Tage als Chefcoach verantwortlich, Schmidt kam mit der Partie gegen Werder auf 5844 Tage. Als der gebürtige Heidenheimer seinen Job 2007 antrat, spielte der Klub noch in der Oberliga. So viel Konstanz ist selten im deutschen Fußball. Und das gilt nicht nur in Bezug auf den Trainer. Schmidt ist bereits seit 20 Jahren in Heidenheim tätig und genießt dort Kultstatus, Holger Sanwald, der Vorstandsvorsitzende des FCH, führt den Klub seit 28 Jahren. Torwarttrainer Bernd Weng macht seinen Job seit dem Jahr 2000. Und auch die Co-Trainer Bernhard Raab und Dieter Jarosch sind seit mehr als zehn Jahren dabei.

Auch bei der Mannschaft legt der Klub Wert auf Kontinuität. Kein Leistungsträger hat das eingespielte Team nach dem Aufstieg verlassen. Und die Neuzugänge sind bereits bestens integriert. Darunter der mit drei Treffern bislang erfolgreichste Torschütze Eren Dinkci, die Stürmer Marvin Pieringer (FC Schalke 04) und Nikola Dovedan (Austria Wien), der bereits zwischen 2017 und 2019 für den FCH spielte, sowie Verteidiger Omar Traoré (VfL Osnabrück). Letzterer hatte den verletzten Marnon Busch (muskuläre Probleme) in den vergangenen drei Partien auf der rechten Seite in der Viererkette vertreten und dürfte auch gegen die Werkself erneut auflaufen.

Verzichten muss Schmidt neben Busch lediglich auf Stürmer Elidon Qenaj (Reha nach Kreuzbandriss). Gut möglich, dass der Coach wie gegen Bremen auch in der BayArena im Mittelfeld auf die Doppelsechs Lennard Maloney und Norman Theuerkauf, den mit 36 Jahren ältesten Akteur im Kader, setzen wird. In der Offensive sind Dinkci, Beste, Kleindienst und Pieringer erste Wahl.

Prunkstück

Der Zweitliga-Meister ist extrem laufstark. Schon in der vergangenen Saison spulte Heidenheim im Schnitt 120,5 Kilometer ab, der mit Abstand beste Wert nicht nur aller Klubs in der 2. Bundesliga. Der FCH übertraf damit auch sämtliche Erstligisten. In seiner ersten Saison im deutschen Fußball-Oberhaus knüpft der Aufsteiger nahtlos an diese Laufleistung an und führt in diesem Ranking nach vier Spieltagen mit bislang 485,30 Kilometern. Zum Vergleich: Bayer 04 ist knapp 16 Kilometer weniger gelaufen. Kein Wunder auch, dass in der Einzelwertung ebenfalls ein Heidenheimer auf Platz eins liegt: Lennard Maloney legte in vier Spielen eine Distanz von über 50 Kilometern zurück.

In der 2. Bundesliga erwies sich Heidenheim zudem als die effizienteste Mannschaft, die im Schnitt nur etwas mehr als sieben Versuche pro Treffer benötigte. Der FCH stellte in Tim Kleindienst auch den Torschützenkönig mit 25 Treffern, zu den Top-3-Scorern zählte überdies Jan-Niklas Beste, der mit 13 Assists der beste Vorbereiter der vergangenen Zweitliga-Saison war. Beide sind auch in dieser Spielzeit in der Scorerliste wieder ganz oben dabei: Beste kommt nach drei Einsätzen auf fünf Punkte (zwei Tore, drei Assists), Kleindienst nach vier Spielen auf vier Punkte (zwei Tore, zwei Assists). Mit zwei Kontertoren und bereits vier Treffern nach Standards weisen die Heidenheimer jeweils Bestwerte in der Bundesliga auf.

Probleme

So gefährlich Heidenheim bei eigenen Standards ist, so anfällig zeigen sie sich allerdings auch bei denen des Gegners. Eine interessante Parallele zu Bayer 04. Auch die Werkself erzielte vier Tore nach ruhenden Bällen, kassierte nach solchen aber wie der FCH ebenfalls vier Gegentreffer. Auf die Standards beim Aufeinandertreffen der beiden Teams am Sonntag darf man gespannt sein.

Abzuwarten bleibt, wie sich die kaum vorhandene Bundesliga-Erfahrung im Kader der Schwaben auswirken wird. Lediglich Tim Kleindienst (SC Freiburg), Norman Theuerkauf (Eintracht Braunschweig) und Eren Dinkci (Werder Bremen) haben schon mal erstklassig gespielt.

Prognose

Natürlich ist der Klassenerhalt das große Ziel des Aufsteigers in seiner ersten Bundesligasaison. Und der Start gibt viel Anlass zu Optimismus. Einer der größten Trümpfe des 1. FC Heidenheim 1846 ist dessen Geschlossenheit. Teamspirit beweist dabei nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Team hinter dem Team. Zahlreiche Verantwortliche und Mitarbeiter sind über viele Jahre, manche über Jahrzehnte im Klub (s. Personal). Das schweißt zusammen. Und sorgt für Widerstandsfähigkeit in schwierigen sportlichen Phasen. Beste Voraussetzungen, um als Underdog das erste Jahr in der Bundesliga zu überstehen und das Heidenheimer Fußballmärchen fortzuschreiben. Die Werkself wird sich am Sonntag auf ein intensives Duell gegen einen sehr kompakten Gegner einstellen müssen.

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