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28.09.2023Bundesliga

Gegner-Check: Endlich den Bock umstoßen

Es läuft alles andere als rund beim 1. FSV Mainz 05. Die von Verletzungssorgen geplagten Rheinhessen sind derzeit Tabellenletzter. Am Samstag, 30. September (Anstoß: 15.30 Uhr), empfängt das Team von Trainer Bo Svensson die Werkself in der Mewa Arena. Ein altbekannter Neuzugang soll dann für größere Stabilität in der Defensive sorgen. Der Gegner-Check.
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Position

Der 1. FSV Mainz 05 ist nach fünf Spieltagen immer noch sieglos. Mit nur einem Zähler und dem schlechtesten Torverhältnis (4:14) aller Bundesligisten sind die Rheinhessen Tabellenletzter. Punktgleich zwar mit dem SV Darmstadt 98 und dem 1. FC Köln sowie in unmittelbarer Reichweite zu Borussia Mönchengladbach und dem VfL Bochum 1848. Aber den Saisonstart hatten sich die Mainzer, die spielzeit-übergreifend sogar seit zehn Spielen ohne Sieg sind, natürlich ganz anders vorgestellt. Am vergangenen Wochenende gelang ihnen trotz 30-minütiger Überzahl kein Treffer mehr gegen den FC Augsburg. Dabei hatte die Partie aus Sicht des FSV so gut begonnen. Ludovic Ajorque war nach feiner Vorarbeit des ehemaligen Leverkuseners Danny da Costa die frühe Führung gelungen. Doch die Augsburger drehten die Partie noch in der ersten Halbzeit durch einen Doppelpack von Ermedin Demirovic. Nach der Roten Karte gegen den FCA-Profi Arne Engels konnten sich die Mainzer auch mit einem Spieler mehr auf dem Feld kaum nennenswerte Chancen herausarbeiten. „Wir haben es leider nicht geschafft, uns zu belohnen für eine über lange Strecken gute Leistung“, sagte Sportdirektor Martin Schmidt nach dem 1:2 in der Fuggerstadt. Zuvor hatten die Mainzer Niederlagen gegen den VfB Stuttgart (1:3), beim SV Werder Bremen (0:4) und 1. FC Union Berlin (1:4) einstecken müssen. Nur gegen Eintracht Frankfurt holte man zu Hause ein Remis (1:1).

Schmidt weiß um den Ernst der Lage, bleibt aber optimistisch. „Vielleicht brauchen wir jetzt genau so ein Spiel gegen einen Top-Gegner“, sagt der 56-Jährige mit Blick auf die Partie gegen die Werkself am Samstag. „Kein Muss-Spiel, sondern ein Kann-Spiel. Ich bin überzeugt, die Mannschaft wird daraus kommen. Die Qualität ist da.“ Ganz neu ist die Situation für den Klub auch nicht. „Wir kennen diese Herausforderung in Mainz. Und wir nehmen sie an“, betont Schmidt.

Personal

Die vom Verletzungspech gebeutelten Mainzer haben in dieser Woche in Josuha Guilavogui noch einen Neuzugang vorgestellt und damit auf den Ausfall von Andreas Hanche-Olsen reagiert. Der Innenverteidiger muss sich einer Operation am Sprunggelenk unterziehen und wird den Mainzern vier bis sechs Monate fehlen. Guilavogui, der ehemalige Kapitän des VfL Wolfsburg, war zuletzt vereinslos und konnte ablösefrei verpflichtet werden. Der 33-Jährige bringt viel Erfahrung mit (207 Bundesligaspiele, 9 Tore). „Josuha ist ein herausragender Typ und absoluter Führungsspieler“, freut sich Trainer Bo Svensson über den Transfer. „Er ist mit seiner Einsatzbereitschaft und seiner Leader-Mentalität eine Top-Ergänzung für unser Team, besonders in dieser schwierigen Phase.“ Guilavogui, der in seiner Karriere bislang vor allem auf der Sechser-Position zu Hause war, soll in Mainz in der Abwehr eingesetzt werden. Dort ist die Personalnot besonders groß. In der Zentrale fehlte neben Hanche-Olsen zuletzt Maxim Leitsch wegen einer Innenbandverletzung. Auch Sommer-Neuzugang Sepp van den Berg (ausgeliehen vom FC Liverpool) und der österreichische Nationalspieler Philipp Mwene (Kniereizung) sind nur eingeschränkt beziehungsweise gar nicht einsatzbereit. Gegen Augsburg war Ex-Bayer 04-Profi Dominik Kohr, der normalerweise als Sechser agiert, in die Innenverteidigung gerückt. Fraglich ist, wann Kapitän und Rechtsverteidiger Silvan Widmer wieder in den Kader zurückkehren kann. Der 30-Jährige nimmt nach seiner Achillessehnen-OP im Mai immerhin wieder am Mannschaftstraining teil. „Was wir hinten an Verletzten haben, das ist schon ein Brett“, sagt Martin Schmidt.

Aber auch in der Offensive drückt den Mainzern der Schuh. Jonathan Burkardt fehlt weiterhin wegen einer Knieverletzung, Top-Talent Nelson Weiper musste sich einer Knie-Arthroskopie unterziehen und steht ebenso nicht zur Verfügung. Auch im Angriff wurde deshalb personell noch einmal nachjustiert. Der FSV verpflichtete Mitte September den vertragslosen Stürmer Anwar El Ghazi. Der 28 Jahre alte ehemalige niederländische Nationalspieler war zuletzt für die PSV Eindhoven aktiv und mit ihr Pokalsieger geworden. Der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel bescheinigt El Ghazi „eine Menge internationale Erfahrung“. Der Angreifer hat unter anderem 73 Einsätze (15 Tore) in der Premier League für Aston Villa und den FC Everton absolviert, außerdem für Lille OSC 39 Spiele in der Ligue 1 bestritten. Sein Debüt für die Mainzer gab El Ghazi gegen Augsburg, kam dort allerdings erst in der Schlussphase aufs Feld.

Prunkstück

Eigentlich ist das Erfolgsrezept der Mainzer das Spiel gegen den Ball, das hohe Anlaufen und schnelle Umschalten. Dass die Truppe von Bo Svensson auch in dieser Saison physisch wieder sehr präsent ist, beweist folgende Statistik: Der FSV bestritt bis dato die meisten Zweikämpfe aller Bundesligisten (125). Mit körperlicher Robustheit, Angriffspressing und vielen gewonnenen zweiten Bällen hatten die 05er auch die Anfangsphase in Augsburg dominiert. Aber nach dem ersten Gegentor war ein Bruch im eigenen Spiel.

Probleme

Mit dem 1:1 der Augsburger kehrte die Verunsicherung ins Mainzer Team zurück. Svensson gefällt vor allem die Art und Weise der Gegentore nicht. So kommentierte er den entscheidenden Treffer des FCA: „Der Gegner muss extrem wenig machen, um gegen uns Tore zu schießen. Ein weiter Einwurf, bei dem wir alle zehn Feldspieler in der Box haben. Trotzdem steht der Gegner blank vor unserem Tor und macht das 2:1. Das ist ein Muster, das sich wiederholt.“ Die große Verletzten-Misere will der Däne nicht als Entschuldigung für die bislang enttäuschende Punkteausbeute seiner Mannschaft gelten lassen. Svensson ist ein Freund der klaren Worte. „Im Endeffekt muss man sagen, es ist sehr bitter, hier zu verlieren. Der Gegner macht zwei Tore aus zwei Torchancen. Aus zwei Situationen, die schlecht von uns verteidigt und ausschlaggebend für das Ergebnis waren. Das ist ein roter Faden, der sich durch alle fünf Spiele zieht, die wir absolviert haben. Egal, wer auf dem Platz war. Das ist in der Bundesliga einfach nicht gut genug, um sich zu erhoffen, damit ein Spiel zu gewinnen. Wenn ich gucke, dass wir 14 Gegentore bekommen haben, kann ich mindestens die Hälfte als schlecht verteidigt auflisten. Für mich liegt das Problem mehr an der defensiven Basis als daran, dass wir uns nicht genügend Torchancen erspielen.“

Die mangelnde defensive Stabilität der Mannschaft belegt auch die Anzahl der gegnerischen Chancen, die die Rheinhessen zulassen. Waren es in der Vorsaison noch 3,3 Chancen pro Partie, sind es in dieser Spielzeit mit 6,3 Tormöglichkeiten des Gegners fast doppelt so viele. Und vorne fehlt es auch noch an Durchschlagskraft. Nur vier Treffer erzielten die 05er bislang - kein Team schoss weniger Tore. Karim Onisiwo, in der vergangenen Saison mit zehn Treffern gemeinsam mit Marcus Ingvartsen (inzwischen beim FC Nordsjaelland) erfolgreichster Mainzer Torschütze, traf in dieser Saison noch gar nicht. Auch Dauerbrenner und Top-Vorbereiter Jae-Sung Lee ist noch nicht in Top-Form.

Prognose

Leichtigkeit und Selbstvertrauen fehlen den Rot-Weißen nach einem misslungenen Saisonstart. Trotzdem herrscht Ruhe in Mainz. Vorstand Christian Heidel, Sportdirektor Martin Schmidt und Trainer Bo Svensson bilden ein Trio, das einander vertraut. „Der Kopf muss jetzt oben bleiben, wir müssen die Bude wieder in Schwung bringen“, fordert Schmidt. Und Mittelstürmer Ludovic Ajorque ist überzeugt: „Wir haben an jedem Spieltag die Gelegenheit, den Bock umzustoßen.“ Will man den Anschluss nicht verlieren, sollte das möglichst bald einmal gelingen. Wenn sich die frisch verpflichteten Neuzugänge Guilavogui und El Ghazi schnell als Verstärkungen erweisen und sich das Lazarett der Mainzer bald lichtet, ist der FSV auch in dieser Saison wieder für einen Platz im gesicherten Mittelfeld gut.

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