Torhüter Oliver Baumann brauchte nach dem 0:3 gegen den VfB Stuttgart nur ein Wort, um das Spiel der eigenen Mannschaft zu beschreiben: „Chancenlos“. Und auch TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo redete nach der Niederlage vor der Länderspielpause Klartext: „Das war hochverdient. Die erste Halbzeit war von uns zu mutlos. Wir wollten den VfB vor Probleme stellen, höher pressen. Unter dem Strich haben wir uns auch in der zweiten Halbzeit nicht oft genug durchsetzen können.“ Nach dem 1:3 gegen Eintracht Frankfurt war es für die Sinsheimer die zweite Niederlage in Folge. Wieder hatte die Mannschaft gegen ein Team aus dem oberen Tabellendrittel keinen Punkt holen können. In neun Spielen gegen die Top-6-Klubs der Liga sprangen für die Kraichgauer bis dato erst sechs Punkte heraus.
Dennoch steht die TSG in der Tabelle auf einem stabilen 8. Platz. Nach der vergangenen Saison, in der man lange Zeit im Abstiegskampf gesteckt hatte, ist der Klub in dieser Spielzeit auf einem guten Weg. Die Blau-Weißen legten einen beeindruckenden Start hin, gewannen sechs ihrer ersten neun Begegnungen. Auch am 10. Spieltag bot Hoffenheim der Werkself ein Duell auf Augenhöhe, kämpfte sich nach einem 0:2-Rückstand wieder heran und verlor am Ende 2:3. Im laufenden Kalenderjahr kam die TSG zunächst schwer in Tritt, holte aus den ersten sechs Spielen nur drei Punkte. Dann folgten Siege bei Borussia Dortmund (3:2) und zu Hause gegen den SV Werder Bremen (2:1). Nun will das Matarazzo-Team nach den Niederlagen gegen Frankfurt und Stuttgart aus der BayArena möglichst etwas mitnehmen, um den kleinen Negativtrend zu stoppen. Und die Auswärtsbilanz der Hoffenheimer in Leverkusen kann sich sehen lassen: Von den vergangenen sieben Partien dort verloren sie nur eines (bei drei Siegen und drei Remis).
Verletzt ausfallen werden am Samstag weiterhin Stürmer Mergim Berisha und Verteidiger Marco John (beide Kreuzbandriss). Nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre steht Ozan Kabak hingegen wieder im Kader und dürfte in Leverkusen auf seiner angestammten Position rechts in der Dreierkette starten. Fehlen wird dort John Anthony Brooks, der beim 1:3 gegen Eintracht Frankfurt die Rote Karte gesehen hatte und der für die Partie am Samstag noch gesperrt ist. So könnte wie zuletzt in Stuttgart erneut Tim Drexler links in der Dreierkette beginnen. Der deutsche U19-Nationalspieler gab beim 0:3 gegen die Schwaben ein vielversprechendes Startelf-Debüt für die TSG. Ob Florian Grillitsch wie zuletzt im Zentrum der Dreierkette spielen kann, ist noch fraglich. Der Innenverteidiger war Mitte der Woche gesundheitlich angeschlagen.
Im zentralen Mittelfeld ist Anton Stach gesetzt. Möglicherweise kann Matarazzo hier auch wieder auf Grischa Prömel zurückgreifen, der in den vergangenen Wochen verletzt gefehlt hatte. Auch Dennis Geiger ist wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und wird voraussichtlich im Kader stehen.
Auf den Außenpositionen hat der TSG-Trainer viele Optionen. Pavel Kaderabek oder Kevin Akpoguma könnten rechts beginnen, Marius Bülter, David Jurasek oder Stanley Nsoki stehen auf der linken Seite zur Verfügung. Vorne zählen Neu-Nationalspieler Maximilian Beier, mit zwölf Treffern erfolgreichster Torschütze im Team, sowie Ihlas Bebou, Wout Weghorst und Andrej Kramaric zu den Leistungsträgern. Letzterer präsentierte sich in den zurückliegenden Wochen zwar nicht in Bestform. Aber Matarazzo zeigt sich mit Blick auf den Saisonendspurt zuversichtlich: „Wir wissen, dass Andrej seine Tore im Frühling schießt und der Frühling kommt.“
Offensiv ist die TSG stark besetzt. Insbesondere Maximilian Beier spielt eine beeindruckende Saison. Der 21-Jährige war im vergangenen Sommer von Hannover 96 nach Hoffenheim zurückgekehrt. Mit seinen zwölf Toren und sechs Assists zählt Beier in der Liga zu den Top Ten bei den Scorern. Verdienter Lohn war jüngst seine erste Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft zu den Länderspielen gegen Frankreich und die Niederlande. Das Stürmer-Quintett Maximilian Beier, Wout Weghorst (5), Andrej Kramaric (8), Ihlas Bebou (4) und Robert Skov (3) erzielte 32 von 44 Hoffenheimer Toren. Die Sinsheimer zählen zu den Frühstartern in der Liga: Neun Treffer gelangen ihnen in der Anfangsviertelstunde. Nur zwei Teams trafen in dieser Spielphase häufiger. Gefährlich ist die TSG im schnellen offensiven Umschaltspiel: Mit sieben Kontertoren zählt sie zu den Top Drei im Klassement.
In der Defensive zeigt sich die TSG anfällig. Bereits 50 Gegentore kassierten die Kraichgauer in 26 Spielen. Nur das Tabellenschlusslicht SV Darmstadt 98 (65) und der VfL Bochum 1848 (54) mussten noch mehr Treffer hinnehmen. Hätte Keeper Oliver Baumann nicht schon drei Elfmeter gehalten, sähe die Tordifferenz der Sinsheimer noch schlechter aus. Kein Wunder, dass Hoffenheim bislang auch erst eine weiße Weste aufweisen kann. Seit 21 Bundesliga-Partien in Folge hat das Team nicht mehr zu Null gespielt. Auffallend ist zudem, dass die TSG zu Hause nicht gerade eine Macht ist. Nur drei von 13 Spielen in der heimischen PreZero Arena gewannen die Blau-Weißen. Hoffenheim ist damit einer der wenigen Klubs in der Liga, die auswärts bislang mehr Punkte (20) holen konnten als daheim (13). Einige Male schon musste Matarazzo sein Team aufgrund von Sperren umstellen. Mit insgesamt 66 Gelben Karten und fünf Platzverweisen steht die TSG in der Kartenstatistik weit unten.
Stand die TSG am 26. Spieltag der Vorsaison noch auf Platz 15 mit nur drei Punkten Vorsprung vor dem Relegationsrang, so stellt sich die aktuelle Lage sehr viel positiver dar. Auf Platz acht liegend haben die Kraichgauer noch die internationalen Ränge im Blick. „Natürlich schauen wir auf die Tabelle“, sagt Matarazzo. Eintracht Frankfurt auf Platz sechs sei mit sieben Punkten Vorsprung nicht mehr aus eigener Kraft zu erreichen. „Also konzentrieren wir uns auf das, was in Reichweite liegt. Wir wollen Platz sieben zurückerobern in den letzten acht Spielen. Das werden wir mit aller Kraft angehen.“ Zwei Punkte nur trennen die Kraichgauer von eben diesem Rang, den derzeit der FC Augsburg einnimmt. Und der möglicherweise das Ticket für die Teilnahme an der UEFA Europa Conference League in der kommenden Saison ist. Dass die anstehende Aufgabe in Leverkusen schwierig wird, weiß Matarazzo. Der Blick auf das Hinrunden-Spiel stimmt den 46-Jährigen aber zuversichtlich: „Wir haben gut verteidigt und hatten unsere Chancen für einen Sieg“, erinnert sich der Trainer. Auch für die Partie in der BayArena gelte es, kompakt zu stehen, schnell umzuschalten und immer wieder eigene Ballbesitzphasen einzubauen. „Wenn wir nur gegen den Ball arbeiten, haben wir irgendwann keine Luft mehr für eigene Angriffe.“
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