Zurück zur Übersicht
30.09.2022Bundesliga

Gegner-Check: Der Rekordmeister mit ungewohnten Schwächen

Am Freitagabend, 30. September (Anstoß: 20.30 Uhr), eröffnen der FC Bayern München und Bayer 04 in der Allianz Arena den 8. Bundesliga-Spieltag. Rein tabellarisch betrachtet ist das Duell des Fünften gegen den Fünfzehnten diesmal zwar kein Topspiel. Aber wo so viel Qualität aufeinandertrifft, ist hochklassiger Fußball garantiert. Der Rekordmeister aus München offenbarte zuletzt allerdings ungewohnte Schwächen, wie der Gegner-Check zeigt.
crop_imago1014026443h.jpg

Position

Nach der 0:1-Niederlage beim FC Augsburg vor der Länderspielpause schrillten in München die Alarmglocken. „Wir haben seit vier Spielen in der Bundesliga nicht gewonnen, von zwölf möglichen drei Punkte geholt“, nahm Sportvorstand Hasan Salihamidzic erst einmal eine nüchterne Bestandsaufnahme vor, um gleich hinterherzuschieben: „Deswegen bin ich schon ein wenig beunruhigt. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, jetzt müssen Siege her.“ Thomas Müller sah das Team nach der ersten Saisonniederlage gar „fassungslos und bedröppelt“ dastehen. Zwölf Punkte nach sieben Spieltagen bedeuten für den FC Bayern den schwächsten Saisonstart seit zwölf Jahren. Sogar mehr als 20 Jahre ist es her, dass die Münchner vier Spiele hintereinander keinen Dreier einfahren konnten. Und zudem ging gegen Augsburg noch eine weitere stolze Serie zu Ende. Nach 87 Ligaspielen – seit dem 0:0 gegen RB Leipzig im Februar 2020 – blieb der Rekordmeister erstmals wieder torlos. Zuvor hatten die Bayern, die in den ersten Saisonpartien furiose 15 Treffer erzielt hatten, dreimal in Folge nur jeweils ein Remis gegen Borussia Mönchengladbach (1:1), den 1. FC Union Berlin (1:1) und den VfB Stuttgart (2:2) geholt. Aktuell sind es fünf Punkte, die das Team von Trainer Julian Nagelsmann von Spitzenreiter 1. FC Union Berlin trennen. Natürlich betreiben die Verantwortlichen längst Ursachenforschung. Man werde dem Ganzen auf den Grund gehen, die Lage in Ruhe analysieren, viele Gespräche führen und schauen, „dass wir so schnell wie möglich wieder in die Erfolgsspur kommen“, sagt Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn.

Während in der Bundesliga zuletzt die Erfolge ausblieben, läuft in der Champions League ergebnistechnisch alles nach Plan. Nach zwei 2:0-Siegen bei Inter Mailand und gegen den FC Barcelona führt der FCB die Gruppe C mit bislang weißer Weste an. Wobei er gegen die Katalanen (mit dem Ex-Bayern Robert Lewandowski) in einigen Situationen durchaus Glück hatte und Oliver Kahn deshalb mahnte, man möge nun bitte nicht in Euphorie verfallen.

Personal

Dass der exzellente Kader höchsten internationalen Ansprüchen genügt, steht außer Frage. Vor allem in der Offensive verfügen die Bayern über eine Vielzahl von herausragenden Hochgeschwindigkeitsfußballern. Leroy Sané, Jamal Musiala, Serge Gnabry, Sadio Mané, der Königstransfer dieses Sommers vom FC Liverpool, und Kingsley Coman – sie alle bringen extrem viel Tempo auf den Platz. „In der Champions League gehen die Bayern ab wie Schmidts Katze“, zeigte sich Robin Gosens, deutscher Nationalspieler in Diensten von Inter Mailand, beeindruckt. „Sie haben uns überrumpelt und überrannt und die doppelte Intensität an den Tag gelegt wie wir“, sagte der 28-Jährige im Rückblick auf die 0:2-Niederlage gegen die Bayern mit Inter Mailand am ersten Gruppenspieltag.

Doch die Abteilung Sturm und Drang geriet zuletzt ordentlich ins Stocken. Coman arbeitet nach einem Muskelfaserriss im linken Oberschenkel derzeit an seinem Comeback, wird am Freitagabend gegen Bayer 04 noch nicht zur Verfügung stehen. Und nach dem Weggang von Robert Lewandowski fehlt den Münchnern vorne ein echter Neuner vergleichbarer Qualität. Eric Choupo-Moting kam bisher über zwei Kurzeinsätze in der Liga nicht hinaus. Thomas Müller übernahm die Position in der Spitze im Wechsel oder im Duo mit Sané.  

Im zentralen Mittelfeld bildeten Joshua Kimmich und Marcel Sabitzer ein starkes Gespann. Der Ex-Leipziger hat sich bei den Bayern in dieser Saison als Stammkraft etabliert. Julian Nagelsmann kann inzwischen aber auch wieder auf den nach seiner Knie-Operation genesenen Leon Goretzka zurückgreifen. Der deutsche Nationalspieler musste zwar ebenso wie Teamkollege Manuel Neuer wegen einer Corona-Infektion bei den jüngsten Länderspielen gegen Ungarn (0:1) und England (3:3) passen. Beide dürften aber gegen die Werkself wieder in den Bayern-Kader zurückkehren.

Prunkstück

Auch ohne die Tormaschine Robert Lewandowski sind die Bayern in der Offensive das Nonplusultra in der Liga. Erzielte Tore (19), Torschüsse (161), Großchancen (28), Aluminium-Treffer (7), verschiedene Torschützen (10): In all diesen Rankings führt der Rekordmeister zum Teil mit großem Abstand. Auch nach Standards hat keine Mannschaft mehr Treffer als der FCB erzielt (6). Und noch etwas fällt statistisch auf: Die Münchner kommen meistens schnell zur Sache, 13 ihrer 19 Treffer gelangen der Nagelsmann-Truppe in der 1. Halbzeit, 4 davon in der Anfangsviertelstunde. Auch das sind Spitzenwerte.  

Probleme

In den vergangenen Spielen fehlte den Bayern ihre sonst so typische Kaltschnäuzigkeit. Trotz bester Chancen sprang nur wenig Zählbares heraus. „Es gelingt uns einfach nicht, zum Schluss den Punch zu machen“, stellte Vorstandschef Oliver Kahn fest. „Immer wieder kann der Gegner klären, immer wieder ist der letzte Pass zu schlampig gespielt, immer wieder fehlt es in letzter Konsequenz an der nötigen Konzentration.“ Mehr Disziplin, Gier und Körperlichkeit fordert Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Und Coach Julian Nagelsmann monierte nach der Niederlage in Augsburg, man spiele „im letzten Drittel zu laissez-faire“, habe sehr viele Situationen gehabt, „die einfach so dahinfließen“. An starken Vorbereitern mangelt es den Bayern wahrlich nicht. Es fehlt an Vollstreckern. Aber auch in der Defensive um die Innenverteidiger Dayot Upamecano und Neuzugang Matthijs de Ligt oder wahlweise Lucas Hernández sind die Münchner verwundbar und nicht immer stabil.

Prognose

Die Länderspielpause kam den Verantwortlichen des FC Bayern nicht ungelegen. Der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Situation soll natürlich schon am Freitagabend im Spiel gegen die Werkself ein positives Ergebnis folgen. Bayer 04 muss sich in der Allianz Arena auf einen Gegner einstellen, der unter Druck steht. Und mit Druck konnten die Münchner in der Vergangenheit meist sehr gut umgehen. Weil aber auch die Werkself wieder in die Erfolgsspur finden will, dürfte es ein hoch interessantes Duell zwischen zwei Mannschaften werden, die beide (noch) nicht da sind, wo sie den eigenen Ansprüchen nach hingehören. In den noch verbleibenden sechs Wochen bis zum Start der WM in Katar wird man klarer sehen, ob der FC Bayern seiner traditionellen haushohen Favoritenrolle auf den Meistertitel auch in dieser Saison gerecht werden kann.    

Ähnliche News

Bayer 04
Soziales - 08.05.2025

BioBrotbox 2025: Werkself übernimmt erstmals Schirmherrschaft

Die bundesweite BioBrotbox-Aktion geht in die nächste Runde. Und die Bundesliga-Mannschaft von Bayer 04 wird in diesem Jahr für die Stadt Leverkusen erstmals die Schirmherrschaft übernehmen.

Mehr zeigen
U19
U19 - 08.05.2025

„Fans werden zusätzlichen Schub geben“: U19 empfängt FC Bayern zum DM-Halbfinale

Halbfinal-Kracher im Ulrich-Haberland-Stadion! Die U19 von Bayer 04 empfängt am Samstag, 10. Mai (Anstoß: 11 Uhr/Stadionöffnung: 10 Uhr), den FC Bayern München. Vor heimischer Kulisse will das Team von Cheftrainer Sergi Runge, der einen Rückkehrer im Offensivbereich begrüßt, an die kämpferischen Leistungen aus den vorherigen K.-o.-Partien anknüpfen und „im richtigen Moment performen“. Tickets gibt es im Bayer 04-Webshop, zudem überträgt Sky live.

Mehr zeigen
Arthur
Bayer 04 - 07.05.2025

Bayer 04 und seine Südamerikaner: Eine Erfolgsgeschichte

Seit fast vier Jahrzehnten pflegt Bayer 04 eine ganz besondere Beziehung zu Fußballern aus Südamerika. Was 1987 mit der Verpflichtung von Milton Queiroz da Paixao, besser bekannt als Tita, begann, hat sich im Laufe der Jahre zu einer bis heute anhaltenden Erfolgsgeschichte entwickelt. Vor allem Brasilianer haben den Werksklub geprägt. Arthur war im vergangenen Jahr der erste von ihnen seit Tita, der Titel mit Bayer 04 gewinnen konnte. Auch Spieler aus anderen Teilen Lateinamerikas wagten in den vergangenen 40 Jahren den Sprung über den Atlantik und schrieben wichtige Kapitel der Klubhistorie mit.

Mehr zeigen
Jeremiah Mensah, Ben Hawighorst und Nebe Domnic
Jugend - 06.05.2025

U17-EM: Leverkusener Trio für DFB-Auswahl nominiert

Deutschlands U17-Cheftrainer Marc Meister hat drei Bayer 04-Nachwuchsspieler für die anstehende UEFA U17-Europameisterschaft nominiert. Das Turnier mit insgesamt acht Teams läuft vom 19. Mai bis zum 1. Juni in Albanien.

Mehr zeigen
U19
U19 - 06.05.2025

Samstag im UHS: Ticket-Verkauf für U19-Halbfinale gegen FC Bayern gestartet

Noch ein Schritt bis zum Endspiel: Im Kampf um die Deutsche Meisterschaft empfängt die U19 von Bayer 04 am Samstag, 10. Mai (Anstoß: 11 Uhr/Stadionöffnung: 10 Uhr), den FC Bayern München. Die Tickets für das Halbfinale im Ulrich-Haberland-Stadion sind ab sofort im freien Verkauf. Alle Infos im Überblick.

Mehr zeigen