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19.04.2025Bundesliga

Gegner-Check: Bei den Kiezkickern ist der Kapitän erstmals nicht an Bord

Der FC St. Pauli ist auf dem besten Weg, sein Saisonziel zu erreichen. Mit dem Sieg bei Holstein Kiel am vergangenen Wochenende hat der Aufsteiger aus der Hansestadt jedenfalls einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht. An diesem Ostersonntag, 20. April (Anstoß: 19.30 Uhr), empfängt der Tabellen-15. die Werkself am Millerntor. Und muss dabei zum ersten Mal in dieser Spielzeit auf seinen Kapitän Jackson Irvine verzichten. Der Gegner-Check.
Jackson Irvine

Position

Fußball-Feinkost konnte bei dieser Paarung niemand erwarten. Der Nordgipfel zwischen Bundesliga-Schlusslicht Holstein Kiel und dem Tabellen-15. FC St. Pauli versprach Abstiegskampf pur. Und genau den zeigten beide Mannschaften am vergangenen Wochenende auch. Das bescheidene Spielniveau durfte den Gästen aus Hamburg am Ende völlig schnuppe sein. Denn mit dem 2:1-Last-Minute-Sieg fuhren die „Boys in Brown“ wichtige Punkte ein. „Vielleicht war es der wichtigste Sieg der Saison“, sagte Flügelstürmer Noah Weißhaupt nach der Partie auch mit Blick auf die gleichzeitigen Niederlagen der Konkurrenz aus Bochum und Heidenheim. Danel Sinani hatte die Kieler Führung mit seinem zweiten Saisontor noch in der ersten Hälfte ausgeglichen. In der Nachspielzeit bescherte das Eigentor von Holsteins Abwehrspieler Max Geschwill den Kiezkickern noch den Sieg.

„Es war wirklich eines unserer schlechteren Spiele“, redete St. Pauli-Coach Alexander Blessin gar nicht um den heißen Brei herum. „Wir waren zu träge und nicht wachsam. […] In der zweiten Halbzeit war es ein richtiger Sommerkick von uns. Wir nehmen das jetzt einfach mit und sind mit diesen drei glücklichen Punkten ein bisschen zufrieden – aber mehr auch nicht.“ Immerhin: Vor dem 30. Spieltag hat St. Pauli sieben Zähler Vorsprung auf den Relegationsrang, neun Punkte gar auf einen direkten Abstiegsplatz. Bei noch fünf ausstehenden Spielen ein recht komfortables Polster. Dennoch warnt Verteidiger Philipp Treu: „Wir haben einen weiteren Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht. Trotzdem kann es noch eng werden. Es gibt jetzt noch fünf Endspiele und wir wissen, was wir für ein Restprogramm haben.“ Nach dem Heimspiel gegen Doublesieger Bayer 04 geht es auswärts beim formstarken SV Werder Bremen weiter. Anschließend empfängt St. Pauli den VfB Stuttgart, tritt dann bei Eintracht Frankfurt an, bevor am letzten Spieltag der Tabellenvorletzte VfL Bochum 1848 zu Gast am Millerntor ist.

Das Momentum spricht freilich für den FC St. Pauli. Von seinen letzten fünf Spielen verlor der Aufsteiger nur eines – und auch das nur knapp mit 2:3 beim FC Bayern München. Ansonsten standen zwei Remis (jeweils 1:1 gegen den VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach) sowie ein 1:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim zu Buche.

Personal

Trainer Alexander Blessin konnte in den vergangenen Wochen auf ein eingespieltes Team setzen. Vor Torhüter Nikola Vasilj war in der Dreierkette meist Hauke Wahl der Abwehrchef. An seiner Seite agierten beim 2:1 in Kiel David Nemeth und Adam Dzwigala. Letzterer könnte auf der linken Seite am Sonntag aber auch von Lars Ritzka oder Siebe Van der Heyden ersetzt werden. Im zentralen Mittelfeld muss Blessin nun aber in jedem Fall umstellen. Denn Kapitän Jackson Irvine wird seiner Mannschaft erstmals in dieser Saison fehlen. Der 32 Jahre alte Australier hatte nach dem Spiel in Kiel über Schmerzen im linken Fuß geklagt. Eine Untersuchung zeigte Anfang der Woche eine Stressreaktion in diesem Bereich. Irvine hatte bisher in allen 29 Liga-Spielen in der Startformation gestanden und immer durchgespielt. Wie lange St. Pauli auf seinen Anführer und laufstärksten Spieler (siehe Prunkstück) verzichten muss, ist noch unklar. Als Ersatz für den eigentlich Unersetzlichen stehen Connor Metcalfe, Carlo Boukhalfa oder Robert Wagner bereit. Winter-Neuzugang James Sands (New York City FC) fällt wegen eines Wadenbeinbruchs weiterhin aus.

Fest eingeplant im defensiven Mittelfeld ist Eric Smith. Auf den Außenpositionen dürften wie zuletzt Philipp Treu und Manolis Saliakas auflaufen. Abzuwarten bleibt die Besetzung der Offensive. Zuletzt hatte sich dort der Luxemburger Danel Sinani einen Stammplatz erarbeitet. Auch Oladapo Afolayan könnte wie zuletzt in Kiel wieder im Angriff beginnen. Elias Saad und Johannes Eggestein, die sowohl als Torschützen wie als Vorbereiter wichtig für die Mannschaft sind, waren leicht angeschlagen und fehlten Anfang dieser Woche im Training. Noah Weißhaupt musste krankheitsbedingt aussetzen. Möglicherweise wird Morgan Guilavogui gegen die Werkself erstmals wieder in der Startformation stehen. Der Franzose ist mit fünf Treffern der erfolgreichste Torschütze im Team. Nach längerer Verletzungspause war die Leihgabe des RC Lens in den vergangenen beiden Spielen jeweils von der Bank aus zu Einsätzen gekommen.

Probleme

Die Tore von Guilavogui, der auch bei der Hinrunden-Niederlage in Leverkusen kurz vor Schluss sehenswert zum 1:2-Endstand traf, werden dringend benötigt. Anfang Februar dieses Jahres zog sich der 27-Jährige einen Haarriss im Kahnbein zu, fiel für sieben Spiele aus, von denen die Norddeutschen vier Partien zu Null verloren. Im Angriff drückt ohnehin der Schuh: Mit nur 25 Toren stellt St. Pauli die schwächste Offensive der Liga. In 14 von bislang 29 Spielen blieb die Mannschaft ohne eigenen Treffer. Allerdings war gerade die Abteilung Attacke im Verlauf der Saison immer wieder von verletzungsbedingten Ausfällen betroffen. Auch der tunesische Nationalspieler Elias Saad fehlte dem Team über einige Wochen.

Prunkstück

Die Kiezkicker sind die Lauf-„Maschinen“ der Liga. Die Mannschaft von Trainer Alexander Blessin hat in 29 Spielen insgesamt 3.505 Kilometer zurückgelegt – das ist der Bestwert im Tableau. Kein Wunder, dass auch bei den Einzelspielern gleich drei St. Paulianer unter den Top 10 zu finden sind. Kapitän Jackson Irvine hat mit 354 Kilometern sogar die größte Laufdistanz aller Bundesliga-Profis zurückgelegt. Auf Platz 7 und Platz 8 liegen hier seine Teamkollegen Philipp Treu (325 Kilometer) und Hauke Wahl (314).

Die große Stärke des FC St. Pauli ist das Verteidigen. Das war schon in der Aufstiegssaison der große Trumpf der Hanseaten, als sie mit 36 Gegentoren die beste Abwehr der 2. Bundesliga stellten. Auch eine Klasse höher sind sie nun schwer zu knacken. Mit aktuell 35 Gegentoren ist St. Paulis Defensive die viertbeste der Liga. Nur der FC Bayern (29) sowie die Werkself und der 1. FSV Mainz 05 (jeweils 34) haben weniger Treffer hinnehmen müssen. Und noch etwas machte St. Pauli zuletzt stark: seine Comeback-Qualitäten. War ein Rückstand bis vor wenigen Wochen meist gleichbedeutend mit einer Niederlage, so kamen die Hanseaten schon beim 2:3 gegen den FC Bayern zwischenzeitlich zum 1:1-Ausgleich. Gegen Mönchengladbach gelang Oladapo Afolayan nach 0:1-Rückstand kurz vor Schluss der 1:1-Endstand. Und jetzt drehte St. Pauli gegen Kiel ein Spiel komplett. Zum ersten Mal in dieser Saison. „Es zeigt, dass ein Reifeprozess gewirkt hat“, stellte Alexander Blessin zufrieden fest.

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