Kantersieg, Statement, Kampfansage – für den Leipziger Auftritt am vergangenen Samstagabend könnt man viele Bezeichnungen finden. In jedem Fall war die RB-Leistung im Topspiel eines: beeindruckend. Mit 5:0 schlugen die Sachsen den FC Schalke 04 in dessen Stadion und machte klar: Mit uns ist wieder zu rechnen. Nach einem kurzen Tief zu Beginn des Jahres, in dem der Herbstmeister zunächst die Tabellenführung abgeben und sich kurz darauf durch ein 1:3 in Frankfurt aus dem DFB-Pokal verabschieden musste, präsentierte sich RB in den vergangenen Spielen wieder so stark wie über weite Strecken der Hinrunde.
Vor allem die zurückliegende Woche bestritt die Leipzig-Elf eindrucksvoll. Bei den von José Mourinho trainierten Tottenham Hotspur, immerhin Finalist des Vorjahres, siegte das Team von Julian Nagelsmann verdient mit 1:0 und erarbeitete sich eine hervorragende Ausgangsposition, um erstmals in der Vereinsgeschichte ins Viertelfinale der Champions League vorzustoßen. Ein Auftritt, der verdeutlichte: Leipzig ist nicht nur ein Spitzenteam in der Bundesliga, sondern mittlerweile auch eine der Top-Mannschaften des Kontinents. Spätestens nach der Gala-Vorstellung auf Schalke ist auch klar: Diese Top-Mannschaft trifft in einer absoluten Top-Form auf Bayer 04.
Den ohnehin schon hochkarätigen Kader hat Leipzig in der Winterpause noch einmal aufgestockt – und zwar mit zwei Spaniern. Von Dinamo Zagreb kam Edeltechniker Dani Olmo nach Sachsen, von Manchester City wurde Linksverteidiger Angelino ausgeliehen. Vor allem Letzterer schlug sofort ein, ist als offensivstarker Außenverteidiger nach nur vier Einsätzen quasi nicht mehr wegzudenken aus der Stammelf und erzielte auf Schalke sein erstes Bundesliga-Tor. „Er bringt uns noch mehr Variabilität“, freute sich RB-Sportdirektor Markus Krösche, der von 2015 bis 2017 Co-Trainer der Werkself war.
Bei dem deutlichen Sieg in Gelsenkirchen glänzte zudem ein Spieler ganz besonders – obwohl er keines der fünf Tore erzielt hatte. Doch Christopher Nkunku bereitete gleich vier Treffer vor und spielt sich in einer mit Stars wie Timo Werner und Marcel Sabitzer bestückten Offensive immer mehr ins Rampenlicht. Insgesamt 13 Assists hat Nkunku nun schon in der Bundesliga beigesteuert; nur Jadon Sancho und Thomas Müller kommen auf mehr. Doch Nkunku ist auch selbst torgefährlich: Schon vor einigen Wochen sicherte der Franzose RB im Topspiel gegen Mönchengladbach mit einem Distanzkracher in der Schlussminute noch ein Unentschieden, auch beim Hinspiel in Leverkusen gelang ihm ein traumhafter Treffer. Auf den 22-Jährigen wird Bayer 04 aufpassen müssen – aber auf welcher Position? Nkunku ist im Offensivbereich auf beinahe jeder Position einsetzbar und sorgt neben Variabilität auch für den gewissen Schuss Unberechenbarkeit in der RB-Offensive.
In der Innenverteidigung ist die Personaldecke stark ausgedünnt. Kapitän Willi Orban sowie Ibrahima Konaté fallen bereits seit längerer Zeit aus. Die Plätze in der Dreierkette neben dem gesetzten Dayot Upamecano mussten daher die beiden gelernten Außenverteidiger Marcel Halstenberg und Lukas Klostermann einnehmen. Allerdings: Auch mit dieser improvisierten Lösung spielte Leipzig in den letzten vier Pflichtspielen allesamt zu Null, darunter gegen Spitzenmannschaften wie den FC Bayern und Tottenham. Da in Stefan Ilsanker einer der Backups im Winter nach Frankfurt wechselte, darf bis zur – mittlerweile aber absehbaren – Rückkehr Konatés nicht mehr allzu viel passieren, was Ausfälle in der RB-Defensive betrifft.
Leipzig stellt nicht nur einen der besten, sondern auch den jüngsten Kader der Bundesliga. Unter anderem stellte Nagelsmann in der Hinrunde die ligaweit jüngste Startelf in dieser Saison auf, beim Sieg auf Schalke waren nur Torwart Peter Gulacsi (29) sowie Verteidiger Halstenberg (28) älter als 25. Das Konzept RB Leipzig ist eines mit Struktur – und eines mit einer rosigen Zukunft. Wenn sich die vielen jungen Talente dem Erwarten nach entwickeln, ist diesem Team – zumal mit einem ebenfalls noch jungen Trainer – einiges zuzutrauen.
Zwei offensivfreudige Mannschaften, die in guter Form anreisen: Die Partie zwischen Leipzig und Bayer 04 könnte eine spektakuläre werden, die sicherlich Auswirkungen auf die Tabelle hat. Völlig unabhängig vom Ausgang der Partie am Sonntag ist es RB allemal zuzutrauen, am Ende der Saison ganz oben zu stehen.
Rüdiger Vollborn ist seit 40 Jahren im Klub, mit 401 Bundesliga-Einsätzen der Rekordspieler des Klubs und hat als einziger Bayer 04-Profi sowohl den UEFA-Cup (1988) als auch den DFB-Pokal (1993) gewonnen. Und auch nach seiner beeindruckenden Profi-Karriere blieb der gebürtige Berliner dem Werksklub weiter erhalten, arbeitete fortan neun Jahre als Torwarttrainer. Inzwischen ist Vollborn unterm Bayer-Kreuz als Fanbeauftragter und Klub-Archivar tätig. Seit Februar 2021 nimmt das personalisierte schwarz-rote Lexikon die Werkself-Fans in der Rubrik „Rudi erzählt...“ monatlich mit auf eine kleine Reise in die Geschichte von Bayer 04.
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