Entsprechend begeistert feierten die Leverkusener ihren Last-Minute-Dreier. „Mit diesem Sieg fällt viel von uns ab. Ich freue mich vor allem für Paulinho, der immer so viel versucht und jetzt endlich mal belohnt worden ist. Wir haben heute gezeigt, dass wir nicht nur fußballerisch, sondern auch kämpferisch was zu bieten haben“, sagte Kapitän Lukas Hradecky. Kerem Demirbay fasste sich kurz und bündig: „Wir haben zwar spät, aber verdient gewonnen.“
Im Vergleich zur Europa-League-Partie gegen Atalanta Bergamo vor drei Tagen nahm Chefcoach Gerardo Seoane vier Umstellungen in seiner Anfangsformation vor. Odilon Kossounou übernahm den Part in der Abwehr von Timothy Fosu-Mensah, der sich gegen die Italiener eine Sehnenverletzung im rechten Oberschenkel zuzog und bis auf Weiteres ausfällt. Neu in die Startelf kamen zudem Robert Andrich, Karim Bellarabi und Sardar Azmoun, für sie rückten Piero Hincapie, Charles Aránguiz und Exequiel Palacios auf die Bank. Für Winter-Neuzugang Azmoun war es der erste Einsatz von Beginn an. Verzichten musste die Werkself neben Fosu-Mensah auch weiterhin auf die verletzten Patrik Schick (Aufbautraining nach Muskelfaserriss), Florian Wirtz (Kreuzbandriss), Jeremie Frimpong und Andrey Lunev (beide Syndesmoseriss). Taktisch agierten die Leverkusener erneut mit einer Dreierkette.
Wolfsburg hatte sich zuletzt als sehr gutes Pflaster für die Schwarz-Roten erwiesen, die in den vergangenen fünf Jahren in der Autostadt ungeschlagen geblieben waren und dabei 13 von 15 möglichen Zählern einfuhren. Das durfte natürlich gern auch diesmal so bleiben. Nach einer Gedenkminute für den am Mittwoch verstorbenen ehemaligen DFB-Präsidenten Egidius Braun pfiff Schiedsrichter Dr. Felix Brych die Partie an. Wolfsburg verbuchte zwar die erste Torannäherung, doch der Kopfball von Wind bereitete Lukas Hradecky keinerlei Mühe (2.). Deutlich gefährlicher wurde es da wenig später schon auf der Gegenseite: Mitchel Bakker schickte Amine Adli mit einem scharfen Zuspiel auf die Reise, den Linksschuss des Franzosen packte sich VfL-Keeper Pervan aber sicher (6.). Als Kossounou kurz darauf Moussa Diaby in Position brachte, verhinderte Bornauw dessen Querpass in den Strafraum (12.).
Aber genau so konnte es für die Leverkusener gehen: mit schnellen Pässen in den Rücken der Wolfsburger Abwehr gelangen. Nach diesem Muster setzte Kerem Demirbay erneut Diaby auf rechts in Szene, das angedachte Zuspiel auf Sardar Azmoun geriet aber zu steil (15.). Unmittelbar danach ein richtig dickes Ding für die Gäste, als Adli den Ball nach Demirbays feiner Vorarbeit aus allerdings abseitsverdächtiger Position im Strafraum mit rechts über den Querbalken donnerte. Auch Wolfsburg verzeichnete zwei gute Möglichkeiten: Nmechas Schuss aus spitzem Winkel entschärfte Hradecky mit einer starken Parade (17.), und beim tückischen Freistoß von Arnold hatte der beinahe überraschte finnische Nationaltorhüter Glück, dass er die Kugel gerade noch an die Latte lenken konnte (23.).
Aus dem Spiel heraus gestattete Bayer 04 den Wölfen nur wenig Vielversprechendes, musste bei den zahlreichen Standards der Hausherren indes stets auf der Hut sein. Die Werkself lauerte derweil auf Konter, ließ es dabei aber einige Male an Präzision fehlen, wie beim Pass von Adli auf Diaby, der zu lang geriet (37.). Fünf Minuten vor der Pause spielten die Leverkusener einen Angriff deutlich besser aus, als Bellarabi an der Strafraumgrenze quer für Azmoun legte und der Schuss des Iraners mit viel Effet nur knapp das Dreieck verfehlte (40.). Es ging torlos in die Pause.
Auch nach dem Wechsel war sofort wieder Feuer im Spiel. Bellarabi traf den Ball nach Diabys Flanke und einem langen Sprint nicht richtig und ließ so eine erstklassige Gelegenheit liegen (48.). Gleiches galt für Nmecha, der nach Kruses öffnendem Pass allein im Strafraum vor Hradecky wegrutschte (49.). Als Demirbay einen Eckball frech aus kurze Eck setzte, hatte Pervan reichlich Mühe bei seinem Klärungsversuch (54.). Auf der Gegenseite traf der VfL zum zweiten Mal Aluminium, Winds Flachschuss klatschte an den Pfosten (56.). Es ging munter und mitunter recht wild hin und her, Diabys Direktabnahme mit rechts nach Adli-Flanke missriet (59.).
Die Werkself wechselte, Piero Hincapie löste Bakker ab (65.). Den Querpass von Azmoun hatte Diaby nicht auf der Rechnung, beim folgenden Schuss von Demirbay packte Pervan sicher zu (71.). Danach kamen Lucas Alario und Charles Aránguiz für Azmoun und Bellarabi, Bayer 04 agierte fortan mit einer Viererkette mit Kossounou auf rechts (73.). Adli zog vom rechten Flügel nach innen und zog mit links ab, Pervan war auch hier im Bilde (79.). Bayer 04 schöpfte das komplette Wechselkontingent aus: Daley Sinkgraven und Paulinho ersetzten Kossounou und Adli (81.), der Niederländer rückte auf die rechte Seite. Demirbay sah wenig später die Gelbe Karte, seine zehnte, er wird seinem Team beim nächsten Spiel gegen Hertha BSC fehlen (83.).
Waldschmidt verstolperte in aussichtsreicher Position (85.), ehe Paulinho für Riesenjubel bei der Werkself sorgte: Nach Balleroberung von Aránguiz in der eigenen Hälfte schnappte sich der Brasilianer die Kugel, trieb sie weit bis an den gegnerischen Strafraum und überraschte Pervan mit seinem Rechtsschuss ins kurze Eck – das 0:1 und der erste Saisontreffer Paulinhos, der danach Gerardo Seoane in die Arme sprang (86.). Es gab vier Minuten Nachspielzeit obendrauf. Und Paulinho, in den vergangenen Spielen noch so oft mit der falschen Wahl im Abschluss , hatte noch einen im Köcher: Nach Demirbays perfekt getimter Flanke traf er per Kopf ins lange Eck – und löste erneut und final gewaltige Freude bei der Werkself aus, die einen ganz wertvollen Sieg feierte und ihren dritten Tabellenplatz untermauerte (90.+2).
Die Bundesliga legt nach diesem 27. Spieltag eine Länderspielpause ein. Für Bayer 04 geht es in zwei Wochen am Samstag, 2. April, mit dem Heimspiel gegen Hertha BSC weiter (Anstoß: 15.30 Uhr).
Die Statistik:
VfL Wolfsburg: Pervan – Lacroix, Bornauw, Brooks (88. Bialek) – Mbabu (75. Baku), Schlager (75. Vranckx), Arnold, Roussillon (81. Gerhardt) – Wind (75. Waldschmidt), Kruse – L. Nmecha
Bayer 04: Hradecky – Kossounou (81. Sinkgraven), Tah, Tapsoba – Bellarabi (73. Aránguiz), Andrich, Demirbay, Bakker (65. Hincapie) – Adli (81. Paulinho), Azmoun (73. Alario), Diaby
Tore: 0:1 Paulinho (86.), 0:2 Paulinho (90.+2)
Schiedsrichter: Dr. Brych (München)
Gelbe Karten: Lacroix, Vranckx – Adli, Hincapie, Demirbay
Zuschauer: 16.554
Die eine jubelte beim Startelf-Debüt, für die andere endete der erste Turnier-Auftritt der Karriere mit einer Enttäuschung: Im Duell zweier künftiger Teamkolleginnen bei der Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz hat Carlotta Wamser mit Deutschland durch ein 2:1 (0:1) gegen Dänemark um Cornelia Kramer vorzeitig das Viertelfinale erreicht. Die Skandinavierinnen haben hingegen nach zwei Niederlagen in ihren ersten beiden Gruppenspielen keine Chance mehr auf das Weiterkommen.
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