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21.12.2019Bundesliga

1:0 in Mainz - Werkself siegt in Unterzahl

Was für ein Jahres-Ausklang! Bayer 04 hat das letzte Spiel der Bundesliga-Hinrunde bei Mainz 05 mit 1:0 (0:0) gewonnen. Dabei agierte die Werkself nach einem Platzverweis gegen Wendell (72.) bereits in Unterzahl, spielte aber weiter mutig auf Sieg und belohnte sich in der Nachspielzeit durch den eingewechselten Lucas Alario (90.+3).
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Peter Bosz musste zum Hinrundenabschluss auf seinen Kapitän verzichten. Lars Bender setzte mit leichten muskulären Problemen aus, für ihn verteidigte Panagiotis Retsos rechts in der Viererkette. Für den Griechen bedeutete das den ersten Startelf-Einsatz in der Bundesliga seit Mai 2018. Auf der gegenüberliegenden Abwehrseite erhielt Wendell den Vorzug vor Daley Sinkgraven. Die dritte und letzte Veränderung gegenüber der Niederlage gegen Hertha BSC: Kerem Demirbay startete anstelle von Lucas Alario. Karim Bellarabi stand nach Erkrankung wieder im Kader - ebenso wie Joel Pohjanpalo nach überstandener Verletzung. Für Julian Baumgartlinger hatte es hingegen nicht für das Aufgebot gereicht, der Österreicher fiel krankheitsbedingt aus. Insgesamt schickte Peter Bosz die jüngste Leverkusener Startelf in dieser Bundesliga-Saison ins Rennen.

Volland jubelt früh - aber nur kurz

Einen ausgezeichneten Auswärts-Support legten die mitgereisten Werkself-Fans hin, lautstark kam die Unterstützung aus dem Gästeblock. Die zu Beginn sehr aktive Mannschaft verschaffte den Anhängern früh Grund zum Jubeln - allerdings nur kurz: Kevin Volland traf zur vermeintlichen Führung, stand dabei allerdings im Abseits (9.).

Bayer 04 bestimmte das Spiel zu Beginn, die gefährlichere Mannschaft waren aber die Hausherren, die erwartungsgemäß auf Konter lauerten und auf diese Weise zwei gute Gelegenheiten hatten: Der zuletzt dreifach erfolgreiche Quaison schoss knapp links vorbei (13.), Szalai drückte eine abgefälschte Aaron-Flanke aus fünf Metern über das Gehäuse (17.).

Kein Durchkommen für Bayer 04 - auch Szalai im Abseits-Pech

Einmal mehr war also Geduld und Konzentration gefragt bei Bayer 04. Über 70 Prozent Ballbesitz hatte das junge Werkself-Team in der ersten halben Stunde, spielte bis zum Strafraum auch durchaus gefällig, ließ aber in vorderster Front gegen die giftige Mainzer Verteidigung die Durchschlagskraft vermissen und traf zu oft die falsche Entscheidung. Ein wenig wurden die mitgereisten Werkself-Fans an das Geschehen unter der Woche gegen Hertha BSC erinnert. Mainz indes war nun auch im Abseits-Pech. Ein Treffer von Szalai zählte aufgrund einer strafbaren Stellung von Quaison zuvor nicht (32.).

Die Werkself versuchte nun, durch Positionswechsel in der offensiven Dreierreihe zum Erfolg zu kommen. Kai Havertz, der auf der rechten Seite begonnen hatte, wechselte zeitweise ins Zentrum, Moussa Diaby tauschte die Flügel, Nadiem Amiri rückte vom Zentrum nach links - und dann wurde wieder zurückrotiert. Wirklich zielführend wurde es allerdings nicht, stattdessen hatte erneut Mainz die Möglichkeiten: Quaisons Kopfball flog knapp vorbei (43.), Sven Bender rettete mit einer klasse Grätsche in letzter Sekunde vor Szalai (45.), ein Schuss von Boetius verfehlte sein Ziel (45.+1). Ganz klar: Nach diesem ersten Durchgang war noch ordentlich Steigerungspotenzial vorhanden für die Werkself.

Bellarabi kommt, Bayer 04 stellt um

Das dürfte auch Peter Bosz nicht verborgen geblieben sein, der Werkself-Coach wechselte deshalb zur Pause offensiv und brachte Karim Bellarabi für Panagiotis Retsos. Damit einhergehend gab es eine Änderung der Grundordnung: Bayer 04 spielte fortan im 3-4-2-1-System - und sofort wurde die Werkself offensiv wieder gefährlicher. Nach feinem Zusammenspiel von Nadiem Amiri wurde ein Abschluss von Kerem Demirbay im letzten Moment noch entscheidend abgefälscht (49.), gleiches wiederfuhr nach einem schnellen Konter wenig später Moussa Diaby (52.).  Nicht nur der Mainzer Dauerregen wurde in dieser Phase stärker, sondern auch die Werkself. Bayer 04 war gerade in den Zweikämpfen deutlich präsenter und wacher als noch im ersten Durchgang und entfachte mehr Druck aufs Mainzer Tor. Weitere Distanzschüsse von Kai Havertz (53.) und Kerem Demirbay (60.) landeten über dem Tor.

Aberkannter Treffer, dann harter Platzverweis: Werkself im Pech

Der Treffer für die Leverkusener lag nun aber merklich in der regengeschwängerten Luft - und er fiel auch. Nadiem Amiri eroberte den Ball gegen Niakhaté, spurtete die linke Außenlinie entlang und legte in die Mitte, wo Kevin Volland nur noch den Fuß hinhalten musste. Allerdings schaltete sich der VAR ein, Schiedsrichter Ittrich überprüfte die Situation - und nahm das Tor zurück. Niakhaté hatte Amiri in der Entstehung aus kurzer Distanz an die Hand geschossen. Natürlich kein absichtliches Handspiel, aber seit dieser Saison leider regelwidrig. Für Bayer 04 und Nadiem Amiri bedeutete das nach dem vermeintlichen Siegtreffer gegen Werder Bremen schon zum zweiten Mal Pech in einer vergleichbaren Situation.

Die Werkself reagierte zunächst wütend, Kevin Volland scheiterte an Zentner (69.) - doch dann sah sich Bayer 04 plötzlich mit einer Unterzahl konfrontiert: Wendell, der kurz zuvor die Gelbe Karte gesehen hatte, foulte Öztunali bei einem Mainzer Konter. Ittrich zeigte sich knallhart und stellte den Verteidiger mit der Ampelkarte vom Platz (72.). Peter Bosz war daraufhin zum Wechseln gezwungen und musste Offensivspieler Moussa Diaby für Aleksandar Dragovic opfern.

Werkself trotz Unterzahl mutig - Hradecky und Dragovic retten heldenhaft

Mainz, das im zweiten Durchgang bis dato gar nicht in Erscheinung getreten war, war nun urplötzlich wieder in der Pole Position und in Überzahl am Drücker. Lukas Hradecky zeigte eine klasse Fußabwehr gegen den eingewechselten Mateta (74.), ein Schlenzer von Kunde sauste knapp am Gehäuse vorbei (77.). 

Peter Bosz hatte den Sieg trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit aber noch nicht abgeschrieben und brachte Lucas Alario für Kerem Demirbay. Eine mutige Entscheidung, die den Weg für eine mutige Schlussphase der Werkself ebnete: Alario spitzelte mit seinem ersten Ballkontakt eine Hereingabe nur knapp vorbei (82.), bei einem Distanzhammer von Nadiem Amiri fehlte ebenfalls nicht viel (84.). Da auch Mainz auf Sieg spielte, wurde es nun ein geradezu wilder Schlagabtausch, Lukas Hradecky zeigte gegen den durchgebrochenen Mateta die nächste Glanzparade (85.). Wenig später konnte sich der finnische Werkself-Schlussmann dann noch einmal bei Aleksandar Dragovic bedanken, der sich heldenhaft in einen Abschluss von Öztunali warf (88.). Auf der Gegenseite erzielte Kevin Volland sein drittes Tor des Tages, doch wieder fand der Treffer keine Anerkennung. Diesmal hatte Vorlagengeber Lucas Alario im Abseits gestanden (90.).

Paukenschlag am Ende: Alario belohnt unbändigen Werkself-Willen

Doch nicht genug des Dramas, auch die Nachspielzeit sollte noch einmal wild werden: Kevin Volland scheiterte an Zentner, im direkten Gegenzug vergab erneut Mateta freistehend (90.+1). Es war absolut bemerkenswert, wie die Werkself in Unterzahl weiter den Weg nach vorne suchte - und für diese unbändige Moral wurde Bayer 04 belohnt. Nadiem Amiri fing einen Ball im Mittelfeld ab, Kai Havertz setzte klasse Kevin Volland in Szene. Der Angreifer kam im ersten Versuch nicht an Zentner vorbei, setzte aber mit purem Willen nach und brachte den Ball noch einmal an den zweiten Pfosten. Dort stand Lucas Alario genau da, wo ein Torjäger stehen muss und drückte die Kugel zum späten Siegtreffer über die Linie (90.+3). Was für ein Endspurt!

Die schier unglaublichen letzte Minuten passen quasi perfekt zum Ausklang eines ereignisreichen Jahres für Bayer 04, das damit auf Rang sechs überwintert. Nach diesem Kraftakt hat die Werkself bis zum 3. Januar frei, ehe die Winter-Vorbereitung startet. Nach einem Trainingslager im spanischen La Manga geht es am 19. Januar mit einem Auswärtsspiel in Paderborn in die Rückrunde.

Die Statistik:

Mainz 05: Zentner - Baku, Niakhaté, Hack, Aaron - Fernandes, Kunde - Öztunali, Boetius, Quaison (87. Onisiwo) - Szalai (66. Mateta)

Bayer 04: Hradecky – Retsos (46. Bellarabi), Tah, S. Bender, Wendell – Demirbay (81. Alario), Aránguiz – Havertz, Amiri, Diaby (74. Dragovic) - Volland

Tore: 0:1 Alario (90.+3)

Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Hamburg)

Gelb-Rote Karte: Wendell (72., wiederholtes Foulspiel)

Zuschauer: 24.345

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