Wirtz: Da fliegt dann auch gerne mal eine Flasche

Obwohl er im Heimspiel gegen DSC Arminia Bielefeld weder ein Tor noch eine Vorlage beisteuerte, war er nicht nur für das Sportmagazin „kicker“ der „Spieler des Spiels“: Florian Wirtz. Im Interview mit bayer04.de spricht der 18-jährige Youngster über den Umgang mit den Lobeshymnen, wie er gelernt hat, Rückschläge schneller zu verarbeiten sowie über das bevorstehende Spitzenspiel gegen den FC Bayern München am kommenden Samstag, 5. März (Anstoß: 15.30 Uhr).
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Nach seiner überzeugenden Leistung beim 3:0 gegen die Ostwestfalen in der BayArena wurde Florian Wirtz vom „kicker“ in die Elf des Tages gewählt – bereits zum fünften Mal in dieser Saison. Und auch für die BILD-Zeitung gehörte der Leverkusener erneut zur Auswahl des Spieltages.

Florian, wie gehst du mit solchem Lob von außen um?

Wirtz: Es freut mich natürlich, wenn meine Leistungen in den Medien honoriert und geschätzt werden. Wenn die Leute Spaß haben, mir beim Fußballspielen zuzugucken, auch wenn ich dieses Mal keine Vorlage oder ein Tor gemacht habe, sondern der Mannschaft mit anderen Aktionen helfen konnte. Ich freue mich aber auch genauso über die Nominierungen von Eddy (Tapsoba, Anm. d. Red.) und Moussa (Diaby, Anm. d. Red.) – das zeigt, dass wir als gesamte Mannschaft eine gute Leistung gebracht haben.

Wie viel bekommst du generell von externen Bewertungen in Print, TV oder sozialen Medien mit? Liest du dir so viel wie möglich durch, oder blendest du so etwas weitestgehend aus?

Wirtz: Ich hatte bisher das Glück, noch nicht so viel Negatives lesen zu müssen. (lacht) Aber natürlich bekomme ich schon einiges mit. Zumal mir auch Freunde und Kollegen einiges zuschicken. Grundsätzlich bin ich mir bewusst, dass immer viel geschrieben und schnell geurteilt wird. Das gehört zu unserer modernen Mediengesellschaft. Daher mache ich mir eigentlich nie so viel aus Beurteilungen von außen. Egal – ob positiv oder negativ. Ich habe den Eindruck, dass ich die Gesamtsituation bislang selbst ganz gut einschätzen konnte.

Du hast einige Klub- und Bundesliga-Rekorde gebrochen, bist im Sommer 2021 Europameister mit der deutschen U21 und im Herbst mit 18 Jahren A-Nationalspieler geworden. Wie schafft man es, so eine erfolgreiche Entwicklung einzuordnen – wie bleibt man am Boden?

Wirtz: Ich versuche einfach Spiel für Spiel meine Leistung zu bringen – und das stets mit Spaß. Ich meine, darum haben wir doch mit dem Fußball angefangen: Weil wir Spaß auf dem Platz haben wollen. Und dazu am Ende noch einen guten Platz in der Tabelle. Und mir macht es im Moment sehr viel Spaß. Sowohl die Mannschaft als auch ich persönlich spielen gerade mit einer gewissen Leichtigkeit. Gerade das motiviert mich, die guten Auftritte immer wieder aufs Neue bestätigen zu wollen. Zu zeigen, dass es nicht nur eine Phase ist. Ich habe den Anspruch, ein Spieler zu sein, der sich von Spiel zu Spiel verbessert.

Wie geht so ein Spieler mit Rückschlägen um?

Wirtz: Früher war ich einer von denen, die nach einem verlorenen Spiel auch mal auf dem Platz geweint haben, so bin ich jetzt zum Glück nicht mehr. (lacht) Aber natürlich ärgere ich mich. In Mainz war es zum Beispiel wirklich schlimm, da war ich richtig sauer. Da fliegt dann auch gerne mal eine Flasche. Insgesamt kann ich mittlerweile aber Niederlagen besser einordnen. Direkt danach ist die Enttäuschung zwar sehr präsent, aber spätestens zwei Tage danach muss man dann auch wieder den Schalter umlegen und sich neu fokussieren können. Das hat unser Sieg gegen Bielefeld auch gezeigt.

Wie genau gehst du bei der Aufarbeitung von Niederlagen vor?

Wirtz: Einen Tag danach haben wir meist ein Regenerationstraining. Im Anschluss analysieren wir das Spiel gemeinsam als Team mit den Trainern und den Videoanalysten. Dabei schauen wir uns sowohl offensive als auch defensive Aktionen an. Zusätzlich hat jeder einzelne Spieler auch die Möglichkeit, sich seine eigenen Szenen noch einmal anzusehen. Spätestens danach geht der Fokus dann aber auch auf den nächsten Gegner. Dann ist auch kein Platz mehr für Ärger, und es geht nur noch nach vorne.

Was würdest du sagen: Wer ist dein größter Kritiker und wer dein größter Fan?

Wirtz: Mein größter Kritiker ist – denke ich – der Trainer. Er hält viel von mir, erwartet und fordert daher aber auch viel. Mein Vater gibt mir auch ab und zu Hinweise. Viel davon nehme ich an, nicht zuletzt, weil ich das meistens auch so sehe. Meine Familie und Freunde würde ich als meine größten Fans bezeichnen – von meiner Großmutter über meine Mutter bis zu meiner jüngsten Schwester unterstützen mich wirklich alle bedingungslos. Von meiner Oma bekomme ich sogar jedes Mal Nachrichten, wenn sie ein Spiel von mir geschaut hat. (lacht)

Mit dem Blick auf das Spitzenspiel: Was erwartest du von #FCBB04?

Wirtz: Es wird wichtig sein, sich Chancen zu erspielen und diese dann aber auch zu nutzen. Gegen die Bayern kriegt man eben nicht viele – auch wenn sie vermeintlich hochstehen, aber das machen sie einfach gut, deswegen stehen sie auch zurecht an der Tabellenspitze. Außerdem müssen wir in der Defensive als Mannschaft konzentriert sein. Es geht darum, das eigene Tor im Kollektiv zu verteidigen, um so im Gegenzug durch unsere eigene Stärke, das Konterspiel, Chancen zu kreieren – eventuell auch wieder ein Standardtor zu erzielen. Die Basics werden also entscheidend sein.

Was ist die größte Stärke des FC Bayern?

Wirtz: Dass sie nahezu in jedem Spiel konstant ihre Leistung abliefern. Jeder einzelne Spieler erreicht eigentlich über die gesamte Saison – seit Jahren – egal, gegen wen, ein Topniveau. Aber natürlich lassen auch die Bayern gegen einige wenige Gegner auch mal Punkte liegen.

Wie bereitest du dich persönlich auf so ein Spiel vor: Studierst du mögliche Gegenspieler wie zum Beispiel Joshua Kimmich?

Wirtz: Natürlich hat man vorher im Kopf, dass es gegen die Bayern kein leichtes Spiel wird. Die Anspannung ist automatisch etwas höher, man geht am Abend zuvor nochmal zehn Minuten früher ins Bett. (lacht) Aber im Prinzip ist mein Ablauf immer der Gleiche. Vor dem Spiel haben wir immer nochmal die Möglichkeit, einzelne Szenen des Gegenspielers anzuschauen, wie sie bestimmte Situationen lösen. Kimmich steuert Bayerns Spielaufbau. Er kriegt die meisten Bälle. Ich werde also versuchen, das zu unterbinden, ihn unter Druck zu setzen, sodass er seine Mitspieler hoffentlich nicht bedienen kann.

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