Noch in der abgelaufenen Saison war Harald Wohner tagtäglich in der BayArena anzutreffen, ohne seine geliebte Werkself mochte er auch im fortgeschrittenen Alter einfach nicht sein. Der Kontakt zu den Kollegen im Betreuerstab von Bayer 04 und zu den Profis lag ihm am Herzen und hat ihn jung gehalten.
„Harald Wohners Tod macht uns alle traurig und betroffen. Er war schon eine Vereinsinstitution, als ich 1994 nach Leverkusen kam, immer verlässlich und mit dem Herzen am rechten Fleck“, erinnert sich Rudi Völler. „Etwas anderes als Bayer 04 kam für Harry niemals infrage. Wir werden ihn sehr vermissen und fühlen mit seinen Angehörigen.“
1956 war „Harry“, wie ihn bei Bayer 04 alle nur nannten, aus Thüringen ins Rheinland gekommen und startete als Betreuer der Amateurmannschaft von Bayer 04, dies zunächst neben seiner beruflichen Tätigkeit als Staplerfahrer in der Transportzentrale des Bayer-Werks. 1980 übernahm er dann auf Initiative von Reiner Calmund den Betreuerposten bei den Profis auf Vollzeit – nach einigem guten Zureden. „Ich hatte Angst, meine Arbeit im Werk aufzugeben. Ich stand schließlich kurz vor meinem 25-jährigen Jubiläum und dachte: ,Was ist, wenn mich ein Trainer nicht mag? Dann steh' ich auf der Straße‘“, sagte er mal zu seinen Anfängen.
Die Zweifel erwiesen sich als komplett unbegründet. Trainer sind bei der Werkself in den vergangenen knapp 40 Jahren viele gekommen und gegangen, aber Harald Wohner war immer da. Ihn nicht mögen, wie hätte das auch gehen sollen?
Wohner war weit mehr als nur fürs Waschen der Trikots, Kofferpacken vor den Auswärtstouren und die Kabinenpflege zuständig. Seine besondere Leidenschaft galt den Schuhen, das Arbeitsmaterial schlechthin für jeden Fußballer. Gegenüber der Spielerkabine in den Katakomben der BayArena hatte er sein Reich, wo er an den Schuhen der Profis schleifte und schraubte, putzte und wienerte. Längst waren es nicht mehr wie in früheren Zeiten die schwarzen Treter, sie leuchteten inzwischen in allen knalligen Farben. „Paulo Sergio war der erste. Der kam damals in weißen Tretern an, da haben sie alle geguckt“, so Harald Wohner. Das Schuhwerk war bei ihm in besten Händen, seine Sorgfalt hochgeschätzt. Beigebracht wurde sie ihm von Dettmar Cramer, der 1982 als Trainer zur Werkself gekommen war. „Der hat immer zu mir gesagt: ‚Harald, die Schuhe müssen immer gepflegt sein.‘ Daran habe ich mich gehalten.“
Wohners Wert für die Werkself ging aber weit über die Materialpflege hinaus. Gerade für die Spieler hatte er immer ein offenes Ohr, für sämtliche Probleme und Wehwehchen wusste er Lösungen. Für die Jungs war ihr „Harry“ Vertrauensperson, Beichtvater und Seelenversteher. Und die Profis durften sich sicher sein, dass ihre Geheimnisse bei ihm bestens aufgehoben waren. „Harry war für viele eine Art Vaterfigur mit seiner Herzenswärme“, hat Bayer 04-Ehrenspielführer Simon Rolfes mal über ihn gesagt.
Unvergessen etwa, wie er Wendell 2014 in seiner ersten Saison bei Bayer 04 vor dem Spiel gegen Stuttgart mal zur Seite genommen und ihm Tipps gegeben hat. Als der Brasilianer die Empfehlungen beherzigte und sogar sein erstes Tor für die Werkself erzielte, lief er flugs auf Wohner am Spielfeldrand zu und umarmte ihn. Harry war so gerührt von der Geste, dass er seine Tränen nicht zurückhalten konnte.
Es waren Momente wie dieser, die auch in Zukunft immer mit Harald Wohner verbunden sein werden. Bayer 04 trauert um ein Urgestein.
Rüdiger Vollborn ist seit 40 Jahren im Klub, mit 401 Bundesliga-Einsätzen der Rekordspieler des Klubs und hat als einziger Bayer 04-Profi sowohl den UEFA-Cup (1988) als auch den DFB-Pokal (1993) gewonnen. Und auch nach seiner beeindruckenden Profi-Karriere blieb der gebürtige Berliner dem Werksklub weiter erhalten, arbeitete fortan neun Jahre als Torwarttrainer. Inzwischen ist Vollborn unterm Bayer-Kreuz als Fanbeauftragter und Klub-Archivar tätig. Seit Februar 2021 nimmt das personalisierte schwarz-rote Lexikon die Werkself-Fans in der Rubrik „Rudi erzählt...“ monatlich mit auf eine kleine Reise in die Geschichte von Bayer 04.
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