Saison 1991/1992

Reinhard Saftig wird Trainer

Reinhard Saftig wird neuer Trainer bei Bayer 04. Nach Borussia Dortmund, Hannover 96 und VfL Bochum ist Bayer 04 seine vierte Station als Cheftrainer. Er gibt als Minimalziel das Erreichen des UEFA-Cup-Platzes aus. Co-Trainer bleibt Peter Hermann. Als Neuzugänge darf Cheftrainer Saftig Christian Wörns aus Mannheim, Markus Happe aus Münster, Stephan Hanke aus Schwetzingen und Josef Nehl (ab September 1991) aus Bochum begrüßen. Außerdem stoßen René Rydlewicz, Markus von Ahlen und Matthias Stammann aus der eigenen Jugend bzw. Amateurmannschaft in den Profikader. Der brasilianische Nationalspieler Jorginho wird vom Trainer zum Kapitän bestimmt.

© Bayer 04 Leverkusen Fussball GmbH

Hintere Reihe von links: Rene Rydlewicz, Christian Wörns, Trainer Reinhard Saftig, Markus Happe, Marko Schröder; vordere Reihe von links: Markus von Ahlen, Matthias Stammann, Stephan Hanke

Mammutsaison

Die Bundesliga wird aufgrund der Wiedervereinigung auf 20 Vereine aufgestockt. Die beiden Erstplatzierten der letzten DDR-Oberliga-Saison, Hansa Rostock und Dynamo Dresden, steigen neben den Aufsteigern aus der 2. Bundesliga, Schalke 04, MSV Duisburg und Stuttgarter Kickers, in die 1. Bundesliga auf. In dieser Saison werden erst- und einmalig 38 Spieltage ausgetragen. Am Ende werden vier Mannschaften absteigen, um für die Saison 1992/93 wieder auf 18 Bundesligavereine zu kommen.

Nach der Hinrunde auf Platz 8

Die Hinrunde ist nicht zufriedenstellend. Die Bayer-Mannschaft legt zwar eine Serie von zehn Spielen ohne Niederlage hin, allerdings gewinnt man in dieser Phase zu wenig, den vier Siegen stehen sechs Unentschieden gegenüber. Torwart Rüdiger Vollborn, Libero Franco Foda, die beiden Vorstopper Martin Kree und Christian Wörns sowie die Außenverteidiger Matthias Stammann und Andreas Fischer bilden ein stabile Abwehr. Das Mittelfeld um den rumänischen Nationalspieler Ioan Lupescu und dem überragenden brasilianischen Kapitän Jorginho überzeugt. Leider verletzt sich Mittelstürmer Ulf Kirsten am 7. Spieltag. Andreas Thom und der junge Heiko Herrlich können die fehlenden Treffer Kirstens nicht kompensieren. Der elf Spieltage andauernde verletzungsbedingte Ausfall Kirstens trifft die Mannschaft hart und verhindert eine bessere Platzierung nach der Hinrunde. Platz acht ist nicht das was sich Mannschaft, Trainer und Vorstand vorstellen.

Derby im Pokal

Das Highlight der Hinrunde ist das Pokal-Derby gegen den 1. FC Köln. In der 3. Hauptrunde treffen die beiden rheinischen Kontrahenten in Leverkusen aufeinander. Im mit 20.000 Zuschauern fast ausverkauften Ulrich-Haberland-Stadion kommt es zu einem typischen Lokalderby. Nach dem 0:0 zur Halbzeit und einem ausgeglichenen Spiel nimmt Bayer 04 in der zweiten Hälfte das Heft mehr und mehr in die Hand. Andrzej Buncol schießt in der 65. Minute das 1:0, und als fünf Minuten später Andreas Fischer zum 2:0 erhöht, kennt der Jubel der Mannschaft und im Stadion keine Grenzen. Bis zum Schluss wird Bayer 04 enthusiastisch angefeuert und zieht ins Achtelfinale ein.

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Der Tag des Andreas Fischer

Am 7. Dezember, dem zweiten Rückrundenspieltag, findet das Heimspiel gegen die SG Wattenscheid 09 statt. Endlich ist Mittelstürmer Ulf Kirsten nach langer Verletzungspause wieder mit von der Partie und Rechtsverteidiger Andreas Fischer erwischt einen Sahnetag. Schon in der ersten Halbzeit schießt „Fischi“ die Treffer zum 2:0 und 3:0, nachdem Jupp Nehl die 1:0-Führung gelungen ist. Bayer 04 spielt wie im Rausch und legt nach dem zwischenzeitlichen 1:3 der Wattenscheider in der zweiten Halbzeit noch einen Zahn zu. Wieder Andreas Fischer und noch zweimal Ulf Kirsten sorgen für den 6:1-Endstand, dem seinerzeit höchsten Bundesligasieg von Bayer 04.

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Die Rückrunde läuft gut – fast bis zum Schluss

Es folgt Sieg auf Sieg, unterbrochen von zwei Unentschieden in Bremen und Düsseldorf. Zu Hause schlägt man eine Woche nach dem Wattenscheid-Spiel noch die Stuttgarter Kickers (3:1), und nach der Winterpause gelingt der Start im neuen Jahr mit einem 2:1-Sieg in Duisburg. Der Karlsruher SC (2:0), Hansa Rostock (3:0) und Schalke 04 (2:1) haben im Ulrich-Haberland-Stadion das Nachsehen. Nach neun Spielen ohne Niederlage ist die Mannschaft euphorisiert und steigt nach dem Spiel auf den Zaun, um mit den Fans zu feiern. Sie belegt Platz 4 und ist nah dran an der UEFA-Cup-Qualifikation. Diesen Platz nimmt Bayer 04 auch noch fünf Spieltage vor Schluss ein, allerdings spielt man noch gegen die drei Titelaspiranten Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund und VfB Stuttgart. Am letzten Spieltag kommen die Stuttgarter ins Ulrich-Haberland-Stadion. Nach den Niederlagen gegen Frankfurt, Dortmund und auch Nürnberg benötigt Bayer 04 unbedingt einen Sieg für die UEFA-Cup-Qualifikation. Beim Stande von 1:1 bekommt Matthias Sammer vom VfB eine Rote Karte. Die Ergebnisse auf den anderen Plätzen ergeben die Konstellation, dass beiden Mannschaften nur ein Sieg weiterhilft. Der VfB kämpft im Fernduell mit den Dortmundern um den Titel. Die Mannschaft von Reinhard Saftig braucht Schützenhilfe und einen eigenen Sieg. Die Schützenhilfe vom FC Schalke 04, der gegen den Bayer 04-Konkurrenten um den UEFA-Cup-Platz, 1.FC Kaiserslautern, seit der 74. Minute mit 2:0 in Führung liegt, gibt es. Jetzt hilft nur ein eigener Sieg. Sowohl Stuttgart als auch Bayer 04 gehen nur noch in die Offensive, und Bayer 04 hat durch Markus von Ahlen die Riesenchance zum 2:1, doch er scheitert. Im Gegenzug fällt die Entscheidung durch Guido Buchwald. Der Treffer in der 86. Minute bringt dem VfB die Deutsche Meisterschaft. Bayer 04 Leverkusen hat wieder den Sprung in den UEFA-Pokal verpasst und damit das Saisonziel nicht erreicht.

Das Drama in Mönchengladbach

Am 7. April 1991 steigt das DFB-Pokal-Halbfinale zwischen Bayer 04 Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Nach dem Sieg im Derby gegen den 1. FC Köln hatte es Bayer 04 mit dem Amateurligisten SSV Reutlingen zu tun und gewann nach schwerem Kampf mit 3:2 nach Verlängerung. Im Viertelfinale wurde der spätere Deutsche Meister VfB Stuttgart in der Verlängerung mit 1:0 bezwungen. Jetzt also kommt es zum Spiel auf dem Bökelberg. Nach 90 Minuten steht es 1:1. Libero Franco Foda wird in der 65. Minute vom Platz gestellt, Bayer 04 muss die restlichen 25 Minuten und die Verlängerung in Unterzahl spielen. In der Verlängerung geht Borussia Mönchengladbach in der 95. Minute mit 2:1 in Führung, aber eine aufopferungsvoll kämpfende Bayer 04-Elf kann eine Minute vor Schluss durch Andreas Thom den Ausgleich erzielen. Es kommt zum Showdown, dem Elfmeterschießen, das zum Drama wird. Kapitän Jorginho, Heiko Herrlich, Ioan Lupescu und Martin Kree scheitern allesamt am Borussia-Keeper Uwe Kamps. Da helfen auch die zwei verschossenen Elfmeter der Gladbacher nichts. Bayer 04 ist das zweite Mal nach 1989 im Halbfinale gescheitert und fährt wieder nicht nach Berlin.