Saison 1992/1993

Traumstart

Den beiden Unentschieden an den ersten beiden Spieltagen lässt Bayer 04 ein knackiges 4:0 gegen den deutschen Meister VfB Stuttgart folgen. Andreas Thom avanciert zum Goalgetter und führt die Torschützenliste nach drei Spieltagen mit fünf Treffern an, alleine drei Tore schießt er im Spiel gegen den VfB. Die Heimstärke im ersten Drittel der Saison ist beängstigend, vor allem für die Gegner. Nach dem 4:0 gegen Stuttgart folgen ein 5:1 gegen den Karlsruher SC und ein 6:1 gegen Schalke 04. Bei diesem Spiel reißt sich Schalke-Keeper Jens Lehmann das Kreuzband und Verteidiger Mike Büskens muss ins Tor, kann aber die letzten beiden Treffer auch nicht mehr verhindern. Bis zum 12. Spieltag ist man mit nur zwei Punkten Rückstand auf Tuchfühlung zu Tabellenführer Bayern München. Dann verliert Bayer 04 gegen den Abstiegskandidaten 1. FC Köln mit 0:1 und das Spitzenspiel zu Hause gegen Bayern München, nach einer 1:0-Halbzeitführung, mit 2:4. Am Ende der Hinrunde belegt das Team von Trainer Reinhard Saftig den 6. Platz und hat nach sehr gutem Start zum Jahresausklang an Kraft und Spielwitz verloren.

DFB-Pokal

Die Auftritte in den ersten Runden im DFB-Pokal sind auch nicht dazu angetan, in Jubelschreie auszubrechen. Dem mageren 3:1 in Bergedorf folgt ein spielerisch furchtbarer 1:0-Heimsieg durch Elfmeter von Martin Kree in der 84. Minute gegen den 1. FC Kaiserslautern. In der nächsten Runde ist der VfR Heilbronn nicht stark genug, um den an diesem Tag enttäuschenden Bayer 04 - Spielern Paroli zu bieten. Das Endergebnis von 2:0 schießen wiederum Martin Kree und René Rydlewicz heraus. Am 7. November 1992 bekommt man es mit dem Zweitligisten Hertha BSC zu tun. Der Siegtreffer zum 1:0 fällt erst in der 83. Minute. Auch dieses Spiel ist genauso arm an Höhepunkten wie die Spiele davor, aber Bayer 04 schafft doch den Sprung ins Viertelfinale. Am 1. Dezember gewinnt man sehr souverän mit 2:0 beim FC Carl Zeiss Jena. Am Abend folgt direkt die Pokalauslosung und die Glücksfee ist Bayer 04 nicht hold. Es wird das schwerstmögliche Los: Leverkusen muss zur Frankfurter Eintracht ins Waldstadion.               

Trainerentscheidung schon im Winter

Schon in der Winterpause entscheidet sich Manager Reiner Calmund für einen neuen Trainer, der aber erst zur neuen Saison kommen soll. Gespräche mit dem Stuttgarter Trainer Christoph Daum führen zu keinem Ergebnis. Allerdings sind die Vertragsgespräche mit dem Frankfurter Trainer Dragoslav „Stepi“ Stepanovic von Erfolg gekrönt. Bayer 04 und der Serbe einigen sich auf einen Kontrakt ab dem Sommer 1993. So arbeitet Trainer Reinhard Saftig zwar weiter, aber sein Trainerstuhl steht sozusagen nicht mehr auf vier Beinen.

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Am 30. März ist es endlich soweit. Das Pokalhalbfinale im Frankfurter Waldstadion steigt. Bayer 04 ist von Beginn an hoch konzentriert und geht in der 6. Minute durch Andreas Thom mit 1:0 in Führung. Die folgenden wütenden Angriffe der Frankfurter wehren die Gäste gelassen ab und gehen mit der Führung in die Halbzeitpause. In der zweiten Halbzeit rennt die Eintracht kopflos an. Bayer 04 lässt keine Torchance mehr zu. Torwart Rüdiger Vollborn, der in der ersten Halbzeit noch zweimal glänzend parieren musste, braucht in der zweiten Halbzeit kaum noch einzugreifen. Seine Vorderleute Franco Foda, Martin Kree und Christian Wörns nehmen ihm sämtliche Arbeit ab. In der 72. Minute, nach einem Eckball und Kopfballvorarbeit von Andreas Fischer, gelingt Mittelstürmer Ulf Kirsten das 2:0. Als dann drei Minuten später Andreas Thom das 3:0 erzielt, ist den mitgereisten Bayer 04-Fans klar: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Endlich!

© Bayer 04 Leverkusen Fussball GmbH

Andreas Thom erzielt in der 6. Minute das 1:0 für Bayer 04.

 

Dragoslav Stepanovic wird Berater – erstmal

Nach dem Pokalsieg der Leverkusener in Frankfurt tritt der Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic zurück und nimmt eine Beraterposition bei seinem zukünftigen Arbeitgeber Bayer 04 Leverkusen ein. In der Mannschaft beginnt es derweil zu kriseln. Der Euphorie des Finaleinzugs folgen ernüchternde Wochen mit den Tiefpunkten 0:4 in Kaiserslautern, dem mageren 1:1 zu Hause gegen Frankfurt und dem 0:2 in Dresden. Vor allem die Art und Weise der Niederlage bei Dynamo Dresden bereitet den Verantwortlichen Sorgen. Das Saisonziel UEFA-Pokal-Platz scheint in Gefahr. Manager Reiner Calmund führt Gespräche mit Trainer und Spielerrat. Ein mehrtägiges Trainingslager vor dem wichtigen Heimspiel gegen den 1. FC Köln lehnt Trainer Reinhard Saftig ab. Weitere Einzelgespräche mit den Spielern führen im Laufe des Sonntags zur Entlassung von Trainer Reinhard Saftig. Dragoslav Stepanovic übernimmt nun vorzeitig das Traineramt bei Bayer 04. In den letzten fünf Spielen holt das Team 8:2-Punkte und sichert sich den UEFA-Pokal-Platz.

 

DFB-Pokalsieger 1993

Am 12. Juni steigt endlich das erste DFB-Pokalendspiel von Bayer 04 Leverkusen. Der Gegner, die zweite Mannschaft von Hertha BSC, ist krasser Außenseiter. 15.000 Fans von Schwarz-Rot begleiten ihre Mannschaft nach Berlin. Bayer 04 kontrolliert über 90 Minuten Ball und Gegner und lässt nicht eine einzige Torchance zu. Allerdings findet der Favorit auch wenige Lücken in der Hertha-Abwehr. In der 77. Minute gelingt dann dem Torjäger Ulf Kirsten mit einem Kopfball nach Flanke von Pavel Hapal das erlösende 1:0 und damit der zweite Titel nach dem UEFA-Pokalsieg 1988.

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DFB-Pokalsieger 1993. Stehend von links: Markus von Ahlen, Matthias Stammann, Markus Happe, Pavel Hapal, Heiko Herrlich, Andreas Thom, Ioan Lupescu, Andreas Fischer, Rüdiger Vollborn, Guido Hoffmann, Martin Kree; Knieend von links: Christian Wörns, Ulf Kirsten, Franco Foda, Heiko Scholz

 

Ulf Kirsten Torschützenkönig

Erstmals wird ein Spieler von Bayer 04 Leverkusen Torschützenkönig in der Bundesliga. Gemeinsam mit dem Frankfurter Anthony Yeboah führt Ulf Kirsten am Ende der Saison mit 20 Toren die Torjägerliste an. Am 18. September 1993, anlässlich des Heimspiels gegen Eintracht Frankfurt, bekommen beide Spieler eine Torjägerkanone.

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Rainer Holzschuh vom Kicker Sportmagazin und Franz Beckenbauer überreichen die Torjägerkanonen an Ulf Kirsten und Anthony Yeboah.