Mit dem Projekt „Bayer 04-Future Kids“ setzt der Werksklub neue Maßstäbe im deutschen Kinderfußball. Die jüngsten Talente werden seit diesem Sommer nicht mehr nur am Leverkusener Leistungszentrum Kurtekotten ausgebildet. In Eschweiler und Zündorf hat Bayer 04 nun zwei zusätzliche regionale Standorte eingerichtet, die viele Vorteile bieten. Auf der Jupp-Röhrig-Sportanlage in Zündorf boten vielversprechende Nachwuchskicker spannende Eindrücke in einer intensiven Trainingseinheit.
Mit einem Übersteiger lässt Leon seinen Gegenspieler ins Leere laufen. Kurzer Blick nach oben, scharfer Abschluss – drin ist der Ball. Daraufhin stellt sich Leon selbst zwischen die Pfosten und versucht den Schuss von Yussuf abzuwehren. „Weiter, weiter, weiter“, ruft Gino Baudrie. Der Coach drückt aufs Tempo. Lukas geht ins Eins-gegen-eins, schlängelt sich mit einer Körpertäuschung an Elias vorbei. Schuss. Und weiter geht’s. „Komm, Dani, komm.“ Der Nächste darf ins Dribbling. Versucht sich an einem Beinschuss. Bleibt hängen. Egal. Beim nächsten Mal. Samuel ist dran. Führt den Ball eng am Fuß, schlägt eine Finte. Und noch eine. Ist vorbei am Gegner, zieht ab, trifft links unten.
„Okay, Jungs, kurze Trinkpause“, sagt Baudrie an. Er und sein Trainerkollege Wim Frankenstein leiten die Trainingseinheit an diesem Montagnachmittag auf der Jupp-Röhrig-Sportanlage des FC Germania Zündorf 1913. Normalerweise sind sie zu dritt, aber ein Coach musste heute krankheitsbedingt absagen. Baudrie und Frankenstein kümmern sich um zwölf Kicker der Jahrgänge 2017 und 2018, aufgeteilt in zwei Trainingsgruppen – sechs in der U8, sechs in der U9. Und das mit dem Kümmern bezieht sich nicht nur auf die fußballerische Ausbildung. Einige der Jüngeren können sich noch nicht selbst die Fußballschuhe schnüren. Ja, auch das zählt zum Aufgabenbereich der Trainer, die man hin und wieder Schleifen bindend vor den Steppkes knien sieht.
Es ist ordentlich was los auf der gepflegten Sportanlage im rechtsrheinischen Kölner Süden. Mehrere Mannschaften teilen sich hier den Platz. Neben den Bayer 04-Talenten trainieren die Kids von Germania Zündorf und ein Inklusionsteam. Manche von ihnen tragen Kylian-Mbappé-Trikots, andere welche vom Real-Madrid-Rivalen FC Barcelona. Die Leverkusener Trainingsgruppen hingegen legen Wert auf Einheitlichkeit.
Alle Jungs jagen in schwarz-roter Bayer 04-Bekleidung dem Ball hinterher. Auch das dient schließlich der Identifikation mit dem Klub, dem sie erst seit diesem Sommer angehören. Bislang hatten die vielversprechenden Nachwuchskicker für Vereine aus dem Kölner Umland gespielt. Sie kommen aus Hennef, Porz, Deutz, Merheim oder Westhofen, sind den Scouts des Werksklubs aufgefallen, mehrfach beobachtet und schließlich zu einem Probetraining nach Leverkusen eingeladen worden. Und nun zählen sie zum ersten Jahrgang der Bayer 04-Future Kids.

Einige Eltern oder Großeltern verfolgen das Training vom Laufbahnrand aus. Sehen, wie ihre Kleinen mit unermüdlicher Energie bei der Sache sind. Ja, Tempo und Intensität sind hoch auf den zwei abgesteckten Kleinfeldern. Trotzdem wird viel gelacht und geflachst. Die Jungs haben mächtig Spaß, das sieht man an ihren glücklichen Gesichtern. Und doch sind sie auch hoch konzentriert. „Ihr müsst immer anspielbar sein“, ruft Wim Frankenstein bei einer Übung, bei der vor dem Abschluss mindestens drei Pässe gespielt werden müssen. „Zeig‘ dich, Titus.“ „Nicht in den Gegner spielen.“ „Und go…“ Die Kommandos und Anweisungen der Trainer sind kurz und klar. Sie loben und motivieren, weisen auf Fehler hin, halten die Spannung hoch. Und sind bemüht, immer die richtige Balance zu finden. Sie fordern Disziplin ein und lassen dennoch möglichst viel laufen. Können sie auch. Denn „die Sieben- und Achtjährigen bringen schon ein klasse Ballgefühl und eine hohe Eigenmotivation mit“, sagt Frankenstein. In der Tat, es ist nicht zu übersehen: Alle haben einen hervorragenden Bewegungsablauf, setzen ihren Körper geschickt ein, sind flink unterwegs und auch schnell wieder auf den Beinen, wenn’s mal zu Boden geht. Ansonsten wären sie nicht hier, wären nicht von der Bayer 04-Scoutingabteilung ausgewählt worden.
Was den neutralen Beobachter beeindruckt, ist diese unbändige Spielfreude, die die Jungs zeigen. Auch zeigen sollen. „Mutig sein, das Dribbling suchen, zocken, Entscheidungen treffen, keine Angst vor Fehlern haben – genau das wollen wir ihnen ja vermitteln“, sagt Gino Baudries. „Handlungsschnelligkeit ist deshalb das A und O.“ Entsprechend sind die Übungen konzipiert. Taktik und Theorie haben in dieser Altersklasse noch nichts zu suchen. Aber der Ball ist immer im Spiel, jeder Einzelne ständig in Aktion. Reine „Stehzeiten“ gibt es mit Ausnahme der Trinkpausen kaum. Nicht nur konditionell, auch mental ist das ganz schön fordernd.
Dem Enthusiasmus der Jungs tut das aber keinen Abbruch. Sie trainieren dreimal pro Woche für jeweils 90 Minuten. Samstags oder sonntags findet ein Spiel oder Turnier statt. Ein strammes Pensum neben der Schule. Und doch gewinnen die Kinder durch das neue Standort-Modell von Bayer 04 viel Zeit mit ihren Familien. Die kürzere Anfahrt sorgt für eine enorme Entspannung. Statt unzähliger Stunden im Auto auf dem stauanfälligen Weg über die A3 nach Leverkusen und zurück sind die Talente aus dem Kölner Umland nun sehr viel schneller auf dem Platz – und auch wieder zu Hause. Dass sie hier nun für Bayer 04 auf einer Anlage trainieren dürfen, die rund 25 Kilometer von Leverkusen entfernt ist, kommt allen entgegen. Die Kooperation mit dem FC Germania Zündorf klappe hervorragend, bestätigt Baudrie.
Die anderthalb Stunden an diesem Montagnachmittag sind schnell rum. Das Training endet mit einem Spiel, bei dem die Jungs noch einmal alles zeigen dürfen: Passspiel, Dribbling, Tackling, Torschuss – bis der Ball wieder im Netz zappelt. Dann heißt es Hütchen einsammeln, mobile Tore zusammenlegen, Trinkflaschen in die Sporttaschen packen. Und mit vielen Erfolgserlebnissen ab nach Hause zum Abendessen mit der Familie.

Als Koordinator des Projektes Bayer 04-Future Kids ist Daniel Blankenheim verantwortlich für die Bereiche Organisation und Scouting. Seit sieben Jahren sichtet der 41-Jährige selbst im Grundlagenbereich der Altersklassen U8 bis U11 Talente für den Klub. Den Aufbau der neuen regionalen Ausbildungsstandorte in Zündorf und Eschweiler betrachtet Blankenheim als „extrem spannende Aufgabe“.
Daniel, du bist regelmäßig vor Ort bei den Trainingseinheiten an den neuen Standorten – welche ersten Eindrücke hast du gewonnen?
Blankenheim: Ich sehe überall große Begeisterung. Wir haben uns bewusst für kleine Gruppen von jeweils 12 bis 13 Kindern pro Standort entschieden. Und mit jeweils drei Trainern ist der Betreuungsschlüssel sehr hoch. So können wir eine optimale Ausbildung garantieren. Es ist schön zu sehen, dass sich die Jungs schon jetzt so wohl fühlen im neuen schwarz-roten Bayer 04-Dress und ihr Trikot mit viel Stolz tragen. Das ist keine Selbstverständlichkeit für Kinder, die aus Hennef, Merheim, Porz oder eben aus dem Aachener Umland kommen. Zum Teil fühlten sie sich ja, was völlig normal ist, als Fußballfans eher anderen Klubs verbunden.
Ihr trainiert am Kurtekotten, in Zündorf und Eschweiler rund 45 Kinder in den Altersklassen U8 und U9. Wie stellt ihr auf der einen Seite eine einheitliche Trainingsphilosophie und auf der anderen Seite auch den Austausch untereinander sicher?
Blankenheim: Alle Trainer bekommen von uns klare Vorgaben, wie und was trainiert werden soll. Die Inhalte werden von Sven Hübscher, Head of Coaching U8 bis U15 bei Bayer 04, und von Max Sabottka, dem sportlichen Leiter des Projekts Bayer 04-Future Kids, definiert. Das wird also zentral aus Leverkusen mit entsprechenden Plänen gesteuert, damit wir überall die gleich hohe Trainingsqualität haben. Im Fokus steht für uns die möglichst optimale individuelle Entwicklung der jungen Spieler. Sie sollen keinen Leistungsdruck verspüren und bekommen deshalb von uns die Zusage für mindestens drei Jahre, können sich also von der U8 bis zur U10 bei Bayer 04 völlig ohne Stress entwickeln. Was den Austausch untereinander betrifft: Wir veranstalten immer am ersten Sonntag im Monat einen sogenannten Champions-League-Spieltag am Kurtekotten. An diesem klubinternen Turnier nehmen alle Kinder von unseren drei Stützpunkten teil. Natürlich sind dann auch sämtliche Trainer vor Ort und die Eltern der Kids. So können sich alle besser kennenlernen. Wir nutzen den Tag aber immer auch für eine Trainersitzung.
Wie sieht es mit der Wettkampfpraxis in diesen Jahrgängen aus?
Blankenheim: Wir legen großen Wert darauf, dass wir in der Regel entweder am Samstag oder am Sonntag ein Spiel oder ein Turnier haben. Bei Turnieren treten manchmal alle Jungs aus den drei Standorten als ein Bayer 04-Team an. Und auch bei Spielen mischen wir ab und an die Mannschaften. Das heißt, Kinder vom Standort Zündorf spielen mit Kindern von den Standorten Eschweiler und Leverkusen in einem Team. Und werden dabei auch immer wieder mal von unterschiedlichen Trainern betreut. Es gibt aber am Wochenende in der Regel nur einen Wettkampftag. Der andere Tag soll der Familie gehören. Die Eltern bekommen von uns einen Monatsplan. Spielen wir samstags, können sie eben am Sonntag als Familie die Oma besuchen oder in den Zoo fahren. Fußball, Familie und Schule besser miteinander zu verbinden – das ist ja Sinn und Zweck der Standorte. Eltern und Kinder aus der Region haben viel kürzere Anfahrtszeiten. Wenn früher zum Beispiel Talente aus Hennef nach Leverkusen zum Training kamen, waren sie mindestens 40 Minuten, oft länger für eine Strecke unterwegs. Jetzt verbringen sie nach Zündorf nur noch weniger als die Hälfte der Zeit im Auto. Das ist eine riesige Entlastung für alle Beteiligten.
Und Bayer 04 kann zudem aus einem viel größeren Pool an Talenten schöpfen als bisher…
Blankenheim: Genau. Es ist eine klassische Win-Win-Situation. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir schon die jüngsten vielversprechenden Fußballer aus unserer Region ausbilden und an uns binden sollten. Die langfristige Perspektive gibt den Spielern und ihren Eltern Sicherheit. Und natürlich haben wir die Hoffnung, dass aus einem größeren Reservoir an Talenten schließlich in einigen Jahren noch mehr Spieler den Sprung in den Profibereich schaffen als bisher.
Seit August dieses Jahres läuft der Trainings- und Wettkampfbetrieb im Rahmen des Projektes „Bayer 04-Future Kids“. An den drei Standorten Leistungszentrum Kurtekotten, Zündorf und Eschweiler bildet Bayer 04 nun insgesamt 45 Nachwuchsfußballer in den Altersklassen U8 und U9 aus. Ab dem 1. Juli 2026 werden zwei weitere Standorte beim FC Büderich 02 in Meerbusch und beim SV Bayer Wuppertal hinzukommen.
„Mit diesem neuen Projekt gehen wir bei unseren jüngsten Talenten einen innovativen Weg, der eine qualitativ hochwertige sportliche Ausbildung versichert und zugleich viel Zeit mit der Familie ermöglicht“, erklärt Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport bei Bayer 04. „Das ist gerade im ganz jungen Alter für die persönliche Entwicklung von großer Bedeutung. Gleichzeitig stellen wir als Klub sicher, auch in diesen Regionen die besten Spieler zu entdecken und frühzeitig an Bayer 04 zu binden.“ Um den Kindern eine langfristige und verlässliche Perspektive zu bieten, gibt Bayer 04 ihnen eine Zusage für mindestens drei Jahre bis zur U10.