Nachwuchs: Schwieren erstmals im A-Nationalteam – Aourir in Marokkos U20

Große Ehre: Christian Schwieren und Ayman Aourir aus der U19 von Bayer 04 wurden in der laufenden Länderspielphase für die Nationalmannschaften ihres jeweiligen Landes berufen. Abwehrspieler Schwieren, der bereits seit der U12 für Schwarz-Rot aufläuft, steht dabei erstmals im Aufgebot des A-Nationalteams der Dominikanischen Republik – die Mittelamerikaner haben im spanischen Murcia ihr Trainingslager aufgeschlagen. Für Mittelfeldakteur Aourir, der 2018 von Viktoria Köln an die Dhünn wechselte, geht es ins marokkanische Rabat zur U20-Auswahl.
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Im Doppel-Interview sprechen die beiden Nachwuchstalente des Werksklubs ausführlich über ihre Zeit unterm Bayer-Kreuz und verraten unter anderem, wie sie ihre ersten Trainingseinheiten mit den Profis der Werkself erlebt haben.

Hallo ihr beiden, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu euren Nominierungen. Christian, für dich ist es die erste Berufung ins A-Nationalteam deines Landes. Was bedeutet es für dich, dabei zu sein?

Schwieren: Ich bin natürlich mächtig stolz. Meine Mutter ist Kubanerin, mein Stiefvater Deutscher. Meinen leiblichen Vater kenne ich bis heute nicht, meine Mutter hat mir nur irgendwann mal erzählt, dass er Dominikaner ist. Danach habe ich angefangen, mich damit auseinanderzusetzen und zu identifizieren. Meine Mutter hat schon früh gesehen, dass dominikanisches Blut durch meine Adern fließt. Ich tanze gerne Bachata und höre dominikanische Musik. (lacht) Wenn ich jetzt auch noch für die Dominikanische Republik Fußball spiele, habe ich auch die Hoffnung, meinen leiblichen Vater so einmal kennenzulernen.

Ayman, du bist das erste Mal für die U20 Marokkos nominiert worden. Wie fühlt sich das an?

Aourir: Es war natürlich eine Riesen-Ehre. Meine Mutter ist Algerierin, mein Vater Marokkaner. Ich wurde daher auch für die algerische U20 nominiert. Meine Eltern meinten dann, ich solle dorthin fahren, wo ich mich am wohlsten fühle, und haben mir die Entscheidung überlassen. Generell unterstützen sie mich bei jeder Entscheidung. Selbst, wenn ich sagen würde, ich spiele gar kein Fußball mehr. Am Ende habe ich mich für Marokko entschieden, weil ein Großteil meiner Familie von marokkanischer Seite hier in Deutschland lebt und ich so vor allem mit deutsch-marokkanischen Einflüssen aufgewachsen bin.

Was unterscheidet den deutschen Fußball zu dem in anderen Ländern?

Aourir: Ich habe bereits mit Belgiern, Niederländern, Engländern und Franzosen zusammengespielt, da gibt es alleine im europäischen Fußball große Unterschiede. Die Franzosen gehen in viele Eins-gegen-Eins-Situationen, Belgier spielen vor allem körperlich und technisch. In Deutschland geht es viel um Abläufe und darum, dass das System eingehalten wird. Ich denke, ich kann mich ganz gut anpassen, breche in einem gewissen Maß aber auch ganz gerne Mal aus und habe meine eigenen Ideen. Bisher hat mir dafür zum Glück noch niemand den Kopf abgerissen. (lacht)

Was ist der größte Unterschied zwischen dem Jugend- und Profibereich?

Aourir: Der erste Kontakt. Das ist einfach ein ganz anderes Niveau. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Profis bereits vor der Annahme wissen, wie, wann und wohin sie den Ball als nächstes passen wollen.

Schwieren: Die Schnelligkeit – und das ist nicht nur auf das Tempo bezogen. Die Profis schalten schneller um, spielen die Pässe schneller und treffen die Entscheidungen schneller. Außerdem ist der körperliche Unterschied sehr groß. Die Profis wissen, wie und wo sie ihren Körper einsetzen müssen, sind intelligenter und erfahrener. So etwas kann spielentscheidend sein.

Was braucht es, um es nach ganz oben zu schaffen?

Aourir: Auf jeden Fall den unbändigen Willen. Wenn man etwas wirklich will, dann arbeitet man auch hart dafür. Man sollte gerne trainieren, auf sich selbst und seinen Freundeskreis achten und immer dranbleiben – egal wie gut oder schlecht es gerade läuft.

Schwieren: Das stimmt. Ich glaube, dass da viele Faktoren eine Rolle spielen. Der Zeitpunkt, das Umfeld, die richtige Motivation und natürlich man selbst. Am Ende ist es auch entscheidend, dass man immer selbstkritisch bleibt und nie die Fehler bei anderen sucht. Nur so kommt man voran.

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Was ging euch durch den Kopf, als ihr das erste Mal bei den Profis mittrainiert habt?

Schwieren: Ich hatte einen Riesen-Respekt. Es war anfangs ein komisches Gefühl, weil man davor alle nur aus dem Fernsehen kannte. Aber es macht total Spaß, ihnen zuzuhören und von ihnen zu lernen. Im Training sind alle konzentriert, haben aber gleichzeitig auch Spaß. Das sind auf jeden Fall unbeschreibliche Erfahrungen.

Aourir: Das habe ich auch so erlebt. Das erste Training habe ich mitgemacht, als ich gerade 16 geworden bin. Ich war sehr nervös, ja schon fast eingeschüchtert. Ich dachte, dass ich nichts falsch machen darf. Aber es waren alle verständnisvoll, weil sie ja wussten, wie es ist, jung zu sein und alle selbst früher mal in dieser Situation waren. Das hat auf jeden Fall geholfen.

Habt ihr ein Vorbild, sei es sportlicher oder persönlicher Natur?

Aourir: Definitiv Florian Wirtz. Er spielt ja auf einer ähnlichen Position wie ich und ist nur anderthalb Jahre älter. Sein erster Ballkontakt ist überragend. Im Training versuche ich mir manchmal abzugucken, wie er bestimmte Dinge macht. Aber so ganz verstehe ich dann meist trotzdem nicht, wie es funktioniert, weil es einfach so kompliziert ist. (lacht)

Schwieren: Für mich ist meine Mutter mein absolutes Vorbild. Sie kam selbst aus schwierigen Verhältnissen und hat immer alles für uns getan. Sie ist eine absolute Kämpferin.

Was zeichnet den jeweils anderen von euch beiden aus?

Schwieren: Ayman ist ein Kämpfer und Führungsspieler, der vorangeht – sowohl fußballerisch als auch charakterlich. Er hat immer ein Lächeln auf den Lippen und spricht es direkt an, wenn ihm was nicht passt. Und er legt wirklich gute Musik auf. (lacht)

Aourir: Chris ist ein lustiger Typ, eine ehrliche Haut und auf dem Fußballplatz mit Sadik (Fofana, Anm. d. Red.) auf jeden Fall der unangenehmste Gegner im Zweikampf.

Woran wollt ihr beide noch arbeiten?

Aourir: Ich würde schon sagen, dass ich ein selbstbewusster Mensch bin. Aber ich bin eben auch sehr selbstkritisch und ärgere mich oft über mich selbst. Das zeige ich dann hin und wieder noch zu sehr und ziehe damit nicht nur mich, sondern eventuell auch andere runter. In solchen Momenten muss ich noch an meiner Körpersprache arbeiten.

Schwieren: Fußballerisch gibt es immer etwas, worin man sich verbessern kann. Insofern will und muss ich noch an allem arbeiten – an meinem Passspiel und Zweikampfverhalten, an meiner Kommunikation auf dem Platz. Charakterlich würde ich mir manchmal wünschen, mehr stolz auf mich sein zu können. Meine Mutter sagt immer zu mir: „Keiner ist wie du und das ist deine Stärke“ – das muss ich mir auf jeden Fall noch mehr zu Herzen nehmen.

Wie vertreibt ihr euch neben dem Fußball noch die Zeit?

Schwieren: Mit meinen Freunden spiele ich ganz gerne mal FIFA auf der PlayStation, ich bin aber auch viel draußen. Dann wird meistens Basketball gespielt. Feiern gehen, so wie das viele andere in meinem Alter machen, ist wiederum nichts für mich.

Aourir: Das kann ich nur bestätigen. Ich gehe zur Schule und danach zum Fußball, da bleibt nicht viel Zeit für andere Dinge. Aber mir fehlt das auch nicht, weil ich es nicht anders kenne. Meine Freunde und Familie respektieren das und unterstützen mich. Wenn ich mal etwas Freizeit habe, versuche ich diese Zeit auch bewusst mit Freunden zu nutzen – rausgehen, essen, quatschen.

Was für Ziele und Träume habt ihr mit Bayer 04, aber auch für euch persönlich?

Aourir: Aktuell stehen wir ja mit der U19 noch komplett im Meisterschaftsrennen, da wollen wir nach der Länderspielpause auf jeden Fall weitermachen und die Saison so gut wie möglich abschließen. Langfristig wünscht man sich natürlich, als Fußballprofi irgendwann mal die Bundesliga oder vielleicht sogar die Champions League gewinnen zu können. Ich denke, davon träumt jeder, der irgendwann mal mit Fußball angefangen hat.

Schwieren: Dem kann ich mich nur anschließen. Und mich würde es freuen, später selbst mal ein Vorbild für andere sein zu können – sowohl auf als auch neben dem Platz.

Weitere Jugendspieler im Länderspiel-Einsatz

Neben Ayman Aourir und Christian Schwieren konnten sich auch andere Nachwuchsspieler der U19 und U17 von Bayer 04 über Nominierungen freuen: Jardell Kanga (Schweden U17), Emre Aksoy (Türkei U18) sowie Isaiah Okafor (Schweiz U17) sind in diesen ebenfalls Tagen mit ihren Junioren-Nationalmannschaften unterwegs. Dabei treffen unter anderem Okafor und Kanga in der Qualifikation zur U17-Europameisterschaft am Samstag, 26. März, aufeinander.

Alle Partien im Überblick:

Jardell Kanga (Schweden U17):

Do., 23. März: Schweden U17 – Dänemark U17 (EM-Qualifikation)

Sa., 26. März: Schweden U17 – Schweiz U17 (EM-Qualifikation)

Di., 29. März: Schweden U17 – Lettland U17 (EM-Qualifikation)

Isaiah Okafor (Schweiz U17):

Do., 23. März: Schweiz U17 – Lettland U17 (EM-Qualifikation)

Sa., 26. März: Schweden U17 – Schweiz U17 (EM-Qualifikation)

Di., 29. März: Schweiz U17 – Dänemark U17 (EM-Qualifikation)

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