Gegner-Check: Paderborn geht mit historischer Siegesserie ins Pokalduell

Der SC Paderborn 07 ist mit seinem neuen Trainer Ralf Kettemann hervorragend in die Saison gestartet. Zuletzt gelangen dem Tabellenzweiten der 2. Bundesliga sechs Siege in Folge. Die Ostwestfalen gehen nun auch in der 2. Runde des DFB-Pokals mit viel Selbstvertrauen ins Heimspiel gegen die Werkself am Mittwoch, 29. Oktober (Anstoß: 18 Uhr/live bei Sky und im Stream bei WOW). Der Gegner-Check.
SC Paderborn 07

Position

Mit dem 2:1-Sieg bei der SG Dynamo Dresden am vergangenen Wochenende rückte der SC Paderborn 07 in der 2. Bundesliga erstmals in dieser Saison auf einen direkten Aufstiegsrang vor. Platz zwei nach zehn Spieltagen mit 23 von 30 möglichen Punkten und damit nur einen Zähler hinter dem Spitzenreiter FC Schalke 04 – die Ostwestfalen haben einen Traumstart hingelegt, den ihnen wohl nur wenige zugetraut haben. Der Dreier in Sachsen bedeutete zugleich einen Vereinsrekord: Es war der sechste Sieg in Folge für Paderborn in der 2. Bundesliga – das hat es in der Geschichte des SCP07 noch nie gegeben. Zugleich war das 2:1 der 200. Zweitliga-Sieg seit der Fusion zum TuS Paderborn-Neuhaus im Jahr 1985. Der 25. Oktober 2025 wird als historischer Tag in die Vereinsannalen eingehen.

Nüchtern betrachtet war der Erfolg in der sächsischen Landeshauptstadt ein Arbeitssieg. Paderborns Torjäger Filip Bilbija hatte die Führung der Dresdner per Elfmeter in der Nachspielzeit der ersten Hälfte ausgeglichen. Mika Baur erzielte in der 65. Minute das Siegtor für die Gäste. SCP07-Trainer Kettemann sagte nach der Partie: „Wir haben Glück, dass wir mit einem 1:1 in die Pause gehen. Ab der 60. Minute hatte ich das Gefühl, dass es Dresden zunehmend schwerer fällt. Das Momentum, das wir zurzeit haben, haben wir heute für den Sieg gebraucht.“

Das Momentum liegt in der Tat seit einigen Wochen bei den Ostwestfalen. Deren Siegesserie startete mit einem 1:0 gegen den VfL Bochum 1848, bei dem Lucas Copado den Last-Minute-Treffer erzielte. Es folgten zwei 2:0-Siege bei Hertha BSC und gegen den 1. FC Kaiserslautern. Beim 2:1 in Braunschweig sorgte Joker Stefano Marino für den späten Lucky Punch. Im spektakulären Ostwestfalen-Duell mit dem DSC Arminia Bielefeld drehte Paderborn einen zweimaligen Rückstand noch in einen 4:3-Sieg – der erste Derby-Erfolg seit 2014. Die bislang einzige Saisonniederlage gab es am 3. Spieltag zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf (1:2).

In der 1. Runde des DFB-Pokals hatte der SCP07 beim Drittligisten FC Viktoria Köln früh für klare Verhältnisse gesorgt. Schon zur Pause führten die Gäste durch zwei Treffer des inzwischen zum 1. FC Nürnberg gewechselten Adriano Grimaldi und ein Tor von Filip Bilbija mit 3:0. Am Ende standen ein souveräner 3:1-Sieg und der Einzug in Runde zwei.

Personal

Vier Jahre lang hatte Lukas Kwasniok den Paderborner Fußball geprägt. Als Trainer wurde er mit dem Klub zweimal Siebter, einmal Sechster, zuletzt sogar Vierter. Und das, obwohl der SCP07 finanziell mit seinem Profi-Etat im unteren Drittel der 2. Bundesliga rangiert. Zuvor hatte Steffen Baumgart als Coach an der Pader Kultstatus erlangt. Kwasniok wechselte im Sommer zum 1. FC Köln, auch Baumgart trainiert mit dem 1. FC Union Berlin einen Bundesligisten. Will sagen: Ralf Kettemann tritt in Paderborn in große Fußstapfen. Der 38-Jährige kommt aus der Nachwuchsabteilung des Karlsruher SC, hat dort vier Jahre lang erfolgreich die U19 trainiert. Paderborn ist nun seine erste Station im Profibereich. Auch auf der Klubführungsebene gab es personelle Veränderungen: Neuer Geschäftsführer Sport ist der ehemalige SCP07-Torwart Sebastian Lange. Ihm zur Seite stehen seit dieser Saison Sportdirektor Robin Trost und der neue Leiter Lizenzbereich Dominik Roll. Das Trio ist unter dem seit 2021 amtierenden Klubpräsidenten Thomas Sagel auf einem sportlich erfolgreichen Weg. Mit einer Mannschaft, die auch in dieser Saison wieder für Begeisterung in Paderborn sorgt.

Neuer Stammtorhüter ist dort der vom VfB Stuttgart ausgeliehene Dennis Seimen, der bislang alle Ligaspiele bestritt. In der ersten Pokalrunde stand hingegen Markus Schubert zwischen den Pfosten. In der Dreierkette nimmt Felix Götze, Bruder von Weltmeister und Eintracht-Frankfurt-Profi Mario Götze, die zentrale Position ein. Der Kapitän und Abwehrchef war schon in der vergangenen Saison ein absoluter Leistungsträger. Neben ihm in der Kette verteidigen meist Calvin Brackelmann, der wie zuletzt in Dresden aber auch gegen Bayer 04 wegen Oberschenkelproblemen passen muss, und Tjark Scheller. Im Vierer-Mittelfeld ziehen zentral Mika Baur und Santiago Castaneda die Fäden. Laurin Curda (rechts) und Raphael Obermair sind als Schienenspieler gesetzt. Vorne ist wie in der vergangenen Saison Filip Bilbija der torgefährlichste Stürmer. Der 25-Jährige traf 2024/25 neunmal und bereitete zehn Treffer vor. Aktuell führt er die interne Torschützenliste mit sieben Treffern an. Neuzugang Steffen Tigges, der im Sommer vom 1. FC Köln kam, erzielte kürzlich beim 4:3 gegen Bielefeld seine ersten beiden Tore für Paderborn. In Nick Bätzner hat sich ein weiterer Neuzugang (vom SV Wehen Wiesbaden) bereits in der Offensive etabliert. Verzichten müssen die Gastgeber am Mittwochabend dagegen auf Verteidiger Marcel Hoffmeier, der wegen eines Kreuzbandrisses langfristig ausfallen wird.

Probleme

Beim „wilden Ritt“ gegen Bielefeld habe seine Mannschaft über weite Strecken der ersten Hälfte „nicht derby-like Fußball gespielt“, monierte SCP07-Trainer Kettemann und meinte damit wohl die fehlende Aggressivität und Griffigkeit seines Teams. Bringt Paderborn diese für seine Spielweise grundlegenden Tugenden nicht auf den Platz, wird es eng. Auch in puncto Effizienz gab es in dieser Saison Probleme: Bis zum 9. Spieltag hatten die Ostwestfalen den mit Abstand höchsten xGoals-Wert (17,1), schossen aber dafür viel zu wenig Tore (11). Dass mitunter die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor fehlt, mag an mangelnder Erfahrung liegen: Paderborn stellt eines der jüngsten Teams der 2. Bundesliga – das Durchschnittsalter der eingesetzten Spieler liegt bei knapp über 24 Jahren.

Prunkstück

Im Spiel gegen Bielefeld offenbarten die Blau-Schwarzen einerseits die genannten Schwachstellen, zeigten andererseits aber in der zweiten Hälfte, wozu sie in der Lage sind. Vor allem in der ersten Viertelstunde nach dem Seitenwechsel „hat man gesehen, welche Power wir entwickeln können. Das war eine Top-Performance“, lobte Kettemann sein Team, dem innerhalb von 13 Minuten drei Tore gegen die Arminia gelungen waren. Zwei davon gingen auf das Konto von Tigges, ein weiteres auf das von Topscorer Bilbija. Zwei Spieler, die im Angriff gut harmonieren. Der Ex-Kölner Tigges arbeitet zudem viel nach hinten mit. „Dass wir viermal zu Null gespielt haben, liegt auch an ihm“, hob Kettemann seinen neuen Stürmer hervor. Mit bis dato neun Gegentoren stellen die Paderborner die viertbeste Defensive der Liga. Leidenschaftliches, intensives Spiel gegen den Ball, Verteidigen im Kollektiv – das ist die Basis des Paderborner Fußballs, der sich vor Ort immer größerer Unterstützung erfreut. In den beiden vergangenen Saisons verzeichnete der SCP07 jeweils einen neuen Zweitliga-Zuschauerrekord, zuletzt mit einem Schnitt von 14.260 Besuchern. In dieser Saison war die 15.000 Zuschauer fassende Home Deluxe Arena bei fast jedem der fünf Heimspiele ausverkauft.

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