
Yuri Semin hat den Erfolg zurückgebracht zum Eisenbahnverein – mal wieder. Insgesamt seine dritte Amtszeit verlebt der bereits 72-jährige Coach gerade bei Lokomotive Moskau. Alle drei Meistertitel der Vereinsgeschichte gehen auf sein Konto, darunter der letzte im Jahr 2018. In der vergangenen Saison folgte der russische Pokalsieg sowie die Vize-Meisterschaft hinter Zenit St. Petersburg in der russischen Premier Liga – und damit die zweite Teilnahme an der Champions League in Folge. Es sind goldene Zeiten für den Verein, der vor dem Meistertitel fast 15 Jahre lang nicht in der Königsklasse vertreten war. In der Gruppe mit Bayer 04, Juventus und Atletico soll es nun nach Möglichkeit besser laufen als im Vorjahr, als hinter dem FC Porto, dem FC Schalke und Galatasaray Istanbul nur der vierte und letzte Platz blieb. Die aktuelle Saison startete hervorragend mit dem Sieg im russischen Supercup über den Dauerkonkurrenten aus St. Petersburg, in der Liga offenbarte das Team teils keine Probleme und steht nach acht Spieltagen auf Rang fünf in der Premier Liga - allerdings nur drei Punkte hinter Tabellenführer FK Krasnodar. Auch die Generalprobe für das Spiel in der BayArena gelang: Beim FK Sotschi gewann Lokomotive am Samstag auswärts mit 1:0.
Der Großteil der Lok-Spieler wird der breiten Fußball-Öffentlichkeit in Deutschland eher unbekannt sein, auch wenn sich einige Akteure im Kader finden, die bei der Heim-WM 2018 mit Russland bis ins Viertelfinale vorstießen. Allerdings finden sich auch ein paar aus der Bundesliga bekannte Namen wieder, allen voran Benedikt Höwedes (im Foto oben links mit Vladislav Ignatiev). Der langjährige Kapitän von Schalke 04 und Weltmeister von 2014 wechselte im vergangenen Jahr in die russische Hauptstadt und hat sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten einen Stammplatz in der Innenverteidigung gesichert. In Sotschi musste Höwedes mit einer Platzwunde ausgewechselt worden, will gegen Bayer 04 aber wieder spielen. Auch seinen Partner in der Moskauer Abwehrzentrale werden viele Werkself-Anhänger noch kennen: Vedran Corluka lief in der Rückrunde der Saison 2011/12 insgesamt achtmal mit dem Kreuz auf der Brust auf, unter anderem im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Barcelona. Im Anschluss an das Intermezzo bei Bayer 04 ging es für den kroatischen Nationalverteidiger und Vize-Weltmeister von 2018 weiter zu Lokomotive, wo er seit mittlerweile sieben Jahren Leistungsträger und mittlerweile auch Kapitän des Teams ist. Ein weiterer ehemaliger Star der Bundesliga findet sich in Moskaus Offensive: Jefferson Farfán, langjähriger Schalker Flügelflitzer und Mannschaftskollege von Höwedes, läuft mit nun 34 Jahren ebenfalls für Moskau auf, wurde aufgrund einer bei der Copa America erlittenen Knieverletzung aber nicht für den Champions-League-Kader der Moskauer berücksichtigt. Durch die jüngsten Erfolge kann sich Lokomotive aber auch einige andere international gefragte Spieler in seinen Reihen halten: Der Pole Grzegorz Krychowiak wechselte vor der Saison von Paris St. Germain in die russische Hauptstadt und agiert in der Mittelfeldzentrale gemeinsam mit Joao Mario, der auf Leihbasis von Inter Mailand kam. Mario wurde 2016 Europameister mit Portugal – gemeinsam mit seinem jetzigen Teamkollegen Éder, der bereits seit vergangener Saison für Lokomotive aufläuft. Im EM-Finale gegen Frankreich erzielte der großgewachsene Mittelstürmer den entscheidenden Treffer zugunsten der Portugiesen.
In Deutschland noch weitgehend unbekannt sind die Zwillinge Anton und Aleksey Miranchuk. Das könnte sich bald ändern, denn die 23-Jährigen zählen zu den Top-Spielern der russischen Premier Liga und könnten in naher Zukunft auch bei einem europäischen Top-Verein unterkommen. Bei Lokomotive laufen die beiden gemeinsam im offensiven Mittelfeld auf – normalerweise. Denn Aleksey, der normalerweise als Spielgestalter agiert und bislang schon drei Tore in der Liga erzielte, wird aufgrund einer Muskelverletzung gegen Bayer 04 wohl nicht zum Einsatz kommen. Da auch Farfán nicht mit von der Partie sein wird, fehlen Trainer Semin gleich zwei wichtige Waffen im Offensivbereich.
Dass sich international angesehene Spieler wie Höwedes, Krychowiak und Joao Mario für einen Wechsel zu Lokomotive entscheiden zeugt von einem erheblichen Reputationsgewinn des Vereins, der in den vergangenen zehn Jahren häufig nur im Tabellenmittelfeld der Premier Liga zu finden war. Die erneute Teilnahme an der Champions League hat zudem Geld in die Kassen gespült, das Transfers dieser Größenordnung erst möglich macht – und auch in Zukunft machen wird. So könnte sich Lokomotive, wenn der Erfolg der vergangenen zwei Jahre anhält, noch vor den Stadtrivalen ZSKA, Dynamo und Spartak eine Vormachtstellung in der russischen Metropole erarbeiten.
In einer hochkarätig besetzten Gruppe mit Juventus, Atletico und Bayer 04 kommt Lokomotive auf dem Papier die Außenseiterrolle zu. Doch mit international erfahrenen und erprobten Neuzugängen sollte sich die Mannschaft in diesem Jahr auf dem Parkett der Königsklasse besser zurechtfinden als in der Vorsaison und kann definitiv für Überraschungen sorgen.

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