„Wir haben ein tolles Spiel abgeliefert und bis zum Ende durchgezogen“, freute sich Jonathan Tah nach Abpfiff einer Partie, in der die Werkself „super gekämpft und gut Fußball gespielt“ habe. Kevin Volland, der Bayer 04 als Kapitän aufs Feld geführt hatte, analysierte: „Wir waren sehr giftig in den Zweikämpfen und haben es überragend verteidigt heute. Am Ende haben wir verdient gewonnen.“
Für die Werkself gab Charles Aránguiz nach überstandener Verletzung sein Startelf-Comeback, der Chilene rückte für Julian Baumgartlinger ins defensive Mittelfeld. Außerdem kehrte im Vergleich zur Niederlage gegen Mönchengladbach Nadiem Amiri zurück in die Anfangsformation, Lucas Alario musste für ihn auf die Bank.
„Wir wollen einen raushauen“ hatte Sven Bender vor der Partie angekündigt – und so ging Bayer 04 auch in die Partie. Die Werkself dominierte gegen den spanischen Spitzenklub das Spielgeschehen und kam früh zu ersten Halbchancen durch Wendell (2., 11.), Kevin Volland (4., 9.) und Karim Bellarabi (14.). Wirklich zwingend wurde es allerdings zunächst nicht - auch weil die Gäste aus Madrid wie gewohnt taktisch enorm diszipliniert agierten und die Räume geschickt verdichteten. Nach vorne kam jedoch wenig von den Spaniern, die der Werkself das Heft des Handelns überließen. Die Konsequenz: 5:0 Torschüsse, über 70 Prozent Ballbesitz und die erste hervorragende Torchance nach 20 Minuten: Nach entschlossener Vorarbeit von Nadiem Amiri kam Kevin Volland aber nicht an Atletico-Schlussmann Oblak vorbei (20.).
Doch die Werkself blieb am Drücker und schnürte die Madrilenen in der eigenen Hälfte ein. Allerdings fehlte es bei einigen vielversprechenden Angriffen an der nötigen Präzision oder der zündenden Idee. So wurde es in der Folge eher über Standards gefährlich: Eine scharfe Ecke von Nadiem Amiri verlängerte Atletico-Verteidiger Felipe an die Latte von Oblaks Gehäuse (38.).
Doch die nächste der insgesamt sieben Werkself-Ecken im ersten Durchgang brachte die verdiente Führung für Bayer 04: Diesmal war es Kerem Demirbay, der den Ball mit enorm viel Schnitt von rechts direkt aufs Tor zog. Oblak klatschte noch so eben vor der Linie ab, doch Charles Aránguiz setzte nach, brachte den Ball von der Grundlinie noch einmal in die Mitte, wo Atleticos Thomas den Ball klären wollte, ihn aber in Stürmermanier im eigenen Tor versenkte - 1:0 für die Werkself (41.). Kuriose Randnotiz: Es war bereits das sechste Eigentor, von dem Bayer 04 in dieser Saison in Pflichtspielen profitierte. Die Führung nahm das Team von Peter Bosz mit in die Pause - auch weil die Defensive um Jonathan Tah und Sven Bender keine einzige klare Torgelegenheit der Madrilenen zuließ.
Das änderte sich nur Sekunde nach Wiederanpfiff: Einen klasse Ball von Saúl Niguez brachte der aufgerückte Renan Lodi aus spitzem Winkel nicht mehr aufs Tor (46.). Ordentlich Nehmerqualitäten bewies dann Charles Aránguiz: Einen Gewaltschuss von Saúl Niguez bekam der Chilene mit voller Wucht an die Schläfe. Angesichts der Kämpferherzes des Südamerikaners aber gar keine allzu große Überraschung, dass sich „Charly“ kurz schüttelte, wieder zurück auf den Platz kehrte - und pünktlich zum zweiten Treffer seiner Farben wieder mittendrin war: Karim Bellarabi fand mit einer Flanke von rechts Kevin Volland im Strafraum - und was der Werkself-Kapitän dann machte, war ganz große Klasse: Eine Ballannahme mit links, ein satter Abschluss mit rechts, alles aus dem Stand - 2:0 für Schwarz-Rot (55.). Mitchell Weiser hätte beinahe sogar noch weiter erhöht, scheiterte mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze aber an Oblak (58.).
Was war eigentlich mit Lukas Hradecky? Der Finne im Tor der Werkself war in der ersten Stunde der Partie praktisch nicht geprüft worden, erst bei einem Freistoß des eingewechselten Lemar aus gefährlicher Position war er gefordert - und packte gleich bombensicher zu (62.). In den Folgeminuten musste Hradecky auch gegen einen artistischen Abschluss von Correa (63.) sowie einen Kopfball von Saúl Niguez eingreifen (65.). Atletico war - auch dem Rückstand geschuldet - nun deutlich aktiver als noch im ersten Durchgang und stürmte immer weiter nach vorne, prallte jedoch immer wieder an der gut organisierten Werkself-Abwehr oder am dahinter postierten Schlussmann ab: Lemar prüfte Hradecky mit einem Distanzschuss (71.), einen Abschluss des eingewechselten Vitolo aus spitzem Winkel parierte Bayers Nummer 1 mit dem Fuß (74.), Morata stand bei seinem vermeintlichen Anschlusstreffer im Abseits (75.).
Bayer 04 nutzte den sich nun bietenden Raum gelegentlich zu Nadelstichen - und blieb bei Eckstößen brandgefährlich: Eine erneut enorm scharfe Ecke von Kerem Demirbay erzwang beinahe das zweite Eigentor der Gäste, doch Oblak kratzte den Ball noch so eben von der Torlinie (77.), eine weitere Demirbay-Ecke köpfte Kai Havertz nur ans Außennetz (83.). Dennoch wurde das Unternehmen erster Saisonsieg in der Champions-League noch einmal ordentlich erschwert: Nach einem heftigen Einsteigen von Nadiem Amiri gegen Arias an der Seitenlinie entschied Schiedsrichter Skomina auf Rot gegen den Mittelfeldmann der Werkself. So wurden die letzten Minuten zu einem echten Kraftakt, zumal der Vierte Offizielle gleich fünf Minuten Nachspielzeit anzeigte. Atletico schnupperte am Anschlusstreffer, Lukas Hradecky parierte einen gefährlich abgefälschten Schuss von Saúl Niguez aufmerksam (90.+1).
Doch die Partie lief noch immer, Atletico steckte nicht auf - und verkürzte tatsächlich: Thomas setzte Morata in Szene, der alleine vor Hradecky das 2:1 markierte (90.+4). So wäre es beinahe noch richtig bitter geworden - doch die Werkself konnte sich auf ihren bärenstarken Schlussmann verlassen: In der Schlussminute tauchte Morata urplötzlich nochmal frei vor Hradecky auf, doch der Finne fuhr reflexartig den Fuß aus und hielt mit einer herausragenden Parade den ersten Champions-League-Sieg für die Werkself in dieser Saison fest (90.+5).
In der Champions League hat die Werkself mit drei Punkten nun weiterhin alle Möglichkeiten. Weiter geht es für Bayer 04 am 26.11. (18.55 Uhr) mit dem wichtigen Auswärtsspiel in Moskau weiter, zunächst wartet aber am Sonntag in der Bundesliga der VfL Wolfsburg (15.30 Uhr).
Die Statistik:
Bayer 04: Hradecky – Weiser, Tah, S. Bender, Wendell (81. Retsos) – Aránguiz (64. Baumgartlinger), Demirbay – Bellarabi, Havertz (88. Dragovic), Amiri – Volland
Atletico Madrid: Oblak - Arias, Felipe, Hermoso, Renan Lodi (52. Lemar) - Thomas, Koke - Correa (70. Herrera), Saúl Niguez - Morata, Diego Costa (61. Vitolo)
Tore: 1:0 Thomas (41., Eigentor), 2:0 Volland (55.), 2:1 Morata (90.+4)
Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)
Gelbe Karten: Weiser, Tah, Bellarabi - Oblak, Morata
Rote Karte: Amiri (84., grobes Foulspiel)
Zuschauer: 28.160 (ausverkauft)
Rüdiger Vollborn ist seit 40 Jahren im Klub, mit 401 Bundesliga-Einsätzen der Rekordspieler des Klubs und hat als einziger Bayer 04-Profi sowohl den UEFA-Cup (1988) als auch den DFB-Pokal (1993) gewonnen. Und auch nach seiner beeindruckenden Profi-Karriere blieb der gebürtige Berliner dem Werksklub weiter erhalten, arbeitete fortan neun Jahre als Torwarttrainer. Inzwischen ist Vollborn unterm Bayer-Kreuz als Fanbeauftragter und Klub-Archivar tätig. Seit Februar 2021 nimmt das personalisierte schwarz-rote Lexikon die Werkself-Fans in der Rubrik „Rudi erzählt...“ monatlich mit auf eine kleine Reise in die Geschichte von Bayer 04.
Mehr zeigenDie U19 war am Wochenende auf einem Turnier aktiv, die U17 reiste für Testspiele nach Bremen und ins niederländische Enschede. Weiter weg im Einsatz war unterdessen die U15 – im Rahmen des MIC Football Tournament ging es für die Leverkusener in die dominikanische Republik nach Punta Cana. Das Nachwuchs-Wochenende im Überblick.
Mehr zeigenHinweis für alle Bayer 04-Fans: Die Fanwelt bleibt am kommenden Montag, 30. Juni, ganztägig geschlossen. Grund dafür ist die Vorbereitung auf den Ausrüsterwechsel von Castore hin zu New Balance am Dienstag, 1. Juli.
Mehr zeigenDie norwegische U23-Nationalspielerin Julie Jorde wechselt endgültig von Bayer 04 Leverkusen zu Bröndby IF. Der zwölfmalige dänische Meister verpflichtete die Mittelfeldspielerin, die im Winter zunächst auf Leihbasis aus der Bundesliga nach Dänemark transferiert worden war, fest.
Mehr zeigen