Gegner-Check: Mit zwei Zielen in die letzten vier Spiele

Der 1. FC Köln tritt am Freitagabend, 5. Mai (Anstoß: 20.30 Uhr), zum 70. Bundesliga-Derby in der BayArena an. Auch wenn die Domstädter den Klassenerhalt so gut wie sicher haben, werden sie der Werkself wie beim 1:2 in der Hinrunde sicher alles abverlangen. Kapitän Jonas Hector steht in seinem 344. Pflichtspiel für die Kölner zum letzten Mal in diesem Nachbarschaftsduell auf dem Platz. Der Gegner-Check...
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Position

Nach vier Spielen ohne Niederlage musste sich der 1. FC Köln am vergangenen Wochenende erstmals wieder geschlagen geben. Auch bei der 0:1-Heimniederlage gegen den SC Freiburg zeigten die Domstädter aber erneut eine überzeugende Leistung. „Es fällt schwer, die richtigen Worte zu finden, wenn du ein gutes Spiel machst und dann trotzdem verlierst“, sagte FC-Trainer Steffen Baumgart. „Die Jungs haben alles gegeben. Es ist schön zu sehen, dass wir wieder auf unserem Weg sind.“ Von diesem Weg waren sie von Mitte Februar bis Anfang April ein wenig abgekommen. In diesem Zeitraum blieben die Kölner sechs Partien in Folge ohne Sieg (vier Niederlagen, zwei Unentschieden), erzielten nur einen Treffer bei einem Torverhältnis von 1:13 und rutschten bis auf Tabellenplatz 13 ab. Negativer Höhepunkt war die 1:6-Niederlage bei Borussia Dortmund Mitte März.

Die Trendwende leiteten die Kölner mit dem 3:1-Sieg beim FC Augsburg ein, es folgte ein 1:1 gegen den 1. FSV Mainz 05 und schließlich der äußerst wichtige 3:1-Auswärtserfolg bei der TSG 1899 Hoffenheim, den Baumgart als „entscheidenden Schritt in Richtung Klassenerhalt“ bewertete. „Nach dem Abpfiff ist von uns allen eine große Last abgefallen.“ Zehn Punkte betrug der Vorsprung nach dem 29. Spieltag auf Platz 16. Nach dem 0:1 gegen Freiburg ist der Abstand nun, da Stuttgart, Schalke und auch Bochum am 30. Spieltag allesamt punkten konnten, zwar auf sieben Zähler vor dem Relegationsrang und acht vor einem direkten Abstiegsplatz geschrumpft. Aber bei nur noch vier ausstehenden Begegnungen sollte dies für den Tabellenelften reichen. 35 Punkte hat der FC auf seinem Konto. Es hätten aus Sicht von Baumgart schon „sechs oder sieben Punkte mehr sein können“, die man in der einen oder anderen Partie trotz guter Leistung liegen gelassen habe.

Personal

Große personelle Veränderungen im Vergleich zu den Vorwochen wird Steffen Baumgart in Leverkusen nicht vornehmen müssen. Aus der Stammformation steht lediglich Eric Martel nicht zur Verfügung. Der defensive Mittelfeldspieler sah gegen Freiburg zum fünften Mal Gelb und fehlt somit gesperrt. Darüber hinaus werden Stürmer Florian Dietz (im Aufbautraining nach seinem Kreuzbandriss) und Offensivspieler Mark Uth, der in dieser Saison zweimal an der Leiste operiert werden musste, weiterhin ausfallen.

Vor Torhüter Marvin Schwäbe dürfte Baumgart auch in der BayArena wieder auf die seit vielen Wochen eingespielte Viererkette setzen, in der Kapitän Jonas Hector (links) und Benno Schmitz (rechts) die Außenpositionen einnehmen. Schmitz hatte in der Hinrunde bei der 1:2-Niederlage des FC gegen die Werkself sein bislang einziges Bundesliga-Tor erzielt. In der Innenverteidigung hat sich neben Timo Hübers zuletzt Julian „Jeff“ Chabot in den Vordergrund gespielt. Der 25-Jährige ist seit Januar 2022 von Sampdoria Genua ausgeliehen und weist nach Hector die zweitbesten Zweikampfwerte bei den Kölnern auf. Zudem überzeugt Chabot auch im Aufbauspiel mit einer Passquote von über 80 Prozent. Eine Alternative in der Abwehr ist nach langer Verletzungspause nun auch wieder Luca Kilian, der gegen Augsburg und Hoffenheim jeweils zu Kurzeinsätzen kam.

Im defensiven Mittelfeld ist der Tunesier Ellyes Skhiri gesetzt. Der 27-Jährige wird den FC im Sommer verlassen. Ein herber Verlust, denn „läuferisch und spielerisch ist Ellyes nicht zu ersetzen“, sagt Baumgart. „Solche Spieler kriegst du nicht kompensiert, das wird dauern.“ Gleiches gilt sicher auch für Jonas Hector, der nach dem 3:1-Sieg gegen Hoffenheim bekannt gab, dass er seine Profi-Karriere im Sommer nach 13 Jahren beim FC beenden wird. Und noch eine Personalie drückte zuletzt die Stimmung rund ums Geißbockheim: Timo Horn, die langjährige Nummer 1 des FC, wird nach 21 Jahren und 329 Pflichtspielen für den Klub im Sommer eine neue Herausforderung suchen. Wo, das ist noch offen. Zu welchem Klub es Ellyes Skhiri nach vier Jahren in Köln ziehen wird, steht ebenfalls noch nicht fest. Am Freitagabend wird der Platz neben ihm im Mittelfeld wohl von Denis Huseinbasic oder Dejan Ljubicic anstelle des gelb-gesperrten Martel eingenommen.

In der Offensive ist Florian Kainz mit sechs Treffern und acht Assists als erfolgreichster Scorer der Kölner ein absoluter Schlüsselspieler. Linton Maina und Dejan Ljubicic oder Kingsley Schindler kommen meist über die Flügel. Im Angriff war in den vergangenen Partien stets der in diesem Januar von Hertha BSC verpflichtete Davie Selke als alleinige Spitze unterwegs. Der 1,95-Meter-Hüne traf bei 13 Einsätzen zweimal. Der zuvor im Sturm oft gesetzte Steffen Tigges kommt auf fünf Treffer, musste sich in den vergangenen Spielen aber meist mit der Jokerrolle abfinden.

Prunkstück

Keine Mannschaft in der Liga spult mehr Kilometer pro Spiel ab als der 1. FC Köln (119). Das Baumgart-Team steht für laufintensiven, physischen Fußball. Davon konnte sich Bayer 04 im Hinrundenspiel selbst überzeugen. Das Derby ging zwar im November 2022 mit 2:1 an die Werkself, über weite Strecken waren die Kölner aber mindestens ebenbürtig. „Wir haben die Partie dominiert und hätten eigentlich als Sieger vom Platz gehen müssen“, findet der damalige FC-Torschütze Benno Schmitz.

Offensiv läuft beim FC nach wie vor viel über die Außenbahnen. Mit bislang 502 geschlagenen Flanken – die Werkself verbucht gut halb so viele (256) – stellen die Kölner hier den Liga-Höchstwert auf. Hinten lassen sie wenig Schüsse zu, sind auch bei Kontern kaum anfällig und kassierten auf diese Weise erst zwei Gegentore.

Probleme

Aufwand und Ertrag stehen beim FC nicht immer in einem ausgewogenen Verhältnis. Vorne fehlt es den Kölnern an Effizienz und Durchschlagskraft. Einen echten Torjäger haben sie nicht in ihren Reihen. Dass die Mittelfeldspieler Florian Kainz und Ellyes Skhiri mit jeweils sechs Treffern die erfolgreichsten Torschützen im Team sind, sagt viel aus. Vorne war zuletzt Davie Selke als Mittelstürmer gesetzt, seine Trefferquote ist aber durchaus noch ausbaufähig. Was vielleicht auch an der fehlenden Passpräzision im letzten Drittel liegt. Die Kölner schlagen zwar mit Abstand die meisten Flanken in der Liga, bei der Flankengenauigkeit belegen sie allerdings den vorletzten Platz. So herrschte in den vergangenen Wochen häufiger Flaute im Kölner Angriff. In den vergangenen 18 Bundesligaspielen blieben die Rot-Weißen zehnmal ohne eigenen Treffer. Insgesamt gingen sie in dieser Saison 13-mal leer aus. Nur der FC Schalke 04 blieb einmal mehr ohne Torerfolg. „Wir sind eine Mannschaft, die sich noch entwickelt und die noch nicht in der Lage ist, alles auszunutzen, was der Gegner uns anbietet“, erklärt Baumgart.

Prognose

Zwei Ziele verfolgt der FC in den letzten vier Saisonspielen: Man will erstens gerne noch die 40-Punkte-Marke knacken und zweitens am Ende in der Tabelle vor dem Erz-Kontrahenten Borussia Mönchengladbach landen, der momentan einen Punkt und einen Platz vor dem FC auf Rang zehn liegt. Der Klassenerhalt dürfte eingetütet sein, auch wenn der Abstieg rechnerisch noch möglich ist. Locker angehen lassen werden es die Rot-Weißen dennoch nicht. Denn das Restprogramm hat es in sich: Nach dem Derby in Leverkusen folgen noch die Spiele gegen die schwer abstiegsbedrohten Herthaner, die Auswärtspartie bei den derzeit punktgleichen Bremern sowie zum Abschluss das Heimspiel gegen den möglicherweise noch um den Titel kämpfenden FC Bayern München. Zu verschenken wird es in keinem dieser Spiele etwas geben. Was das Nachbarschaftsduell mit der Werkself betrifft, kündigt Abwehrspieler Benno Schmitz schon einmal an: „Wir wollen alles raushauen und die Partie für uns ziehen. Leverkusen ist gut drauf, sie sind gut in Form. Wir haben uns bislang vor niemandem versteckt. Deswegen werden wir auch dort unser Spiel durchziehen.“ Und schließlich gilt es aus Sicht des FC noch diesen Fluch zu besiegen: Die jüngsten sechs Freitagsspiele gingen alle verloren. „Es wäre mal wieder an der Zeit, dass wir an einem Freitag gewinnen, damit wir am Wochenende entspannt Fußball schauen können“, sagt Schmitz.

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