Gegner-Check: Lieber Punkte statt Blumen

Alles soll besser werden bei Hertha BSC: der Fußball, das Miteinander im Klub und natürlich die Platzierung am Ende dieser Spielzeit. Den Schwung vom ersten Saisonsieg beim FC Augsburg wollen die Berliner nun am Samstag, 10. September (Anstoß: 15.30 Uhr), ins Spiel gegen die Werkself mitnehmen. Aber ähnlich wie Bayer 04 reißt auch die Alte Dame zu Hause bislang noch keine Bäume aus. Unser Gegner-Check…
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Position

Sie konnten es bald nicht mehr hören: das Lob fürs mutige Spiel, das so viel besser sei als in der vergangenen Saison, so ansehnlich, so energiegeladen. Was nützt das alles, wenn man am Ende nichts in der Hand halten kann? Im Pokal in der ersten Runde ausgeschieden nach diesem wilden Ritt in Braunschweig (5:6 i.E.), das Derby gegen Union verloren (1:3), zwei knappe 0:1-Niederlagen gegen Gladbach und Dortmund und nur ein Pünktchen gegen Frankfurt (1:1) geholt. Kein Wunder, dass der 2:0-Sieg am vergangenen Wochenende beim FC Augsburg wie ein Befreiungsschlag wahrgenommen wurde von Spielern, Trainer und Verantwortlichen. „Wir kriegen Blumen vom Gegner, aber wir müssen uns mal belohnen“, hatte Fredi Bobic, Geschäftsführer Sport, vor der Partie in der Fuggerstadt gesagt. Und genau das gelang ihnen dort. Glanzlos zwar, aber verdient. Punkte statt Blumen.

Die ganze Mannschaft habe gut verteidigt, lobte Sandro Schwarz sein Team nach dem ersten Dreier der Saison. Der 43-Jährige, der im Sommer die Nachfolge von „Retter“ Felix Magath angetreten hat, hob aber nicht nur die defensive Stabilität hervor, sondern freute sich auch über die Qualität seiner Bankspieler. Der eingewechselte und gerade von seiner Hodenkrebserkrankung genesene Marco Richter sorgte in der Nachspielzeit mit seinem Treffer für die Entscheidung. Vorbereitet hatte das Tor der wenige Minuten zuvor ebenfalls eingewechselte Davie Selke. Und auch der Niederländer Jean-Paul Boetius, der nach knapp einer Stunde aufs Feld kam, überzeugte bei seinem 30-minütigen Einsatz. „Es war wichtig, dass wir das Spiel von der Bank aus entschieden haben und alle komplett in der Dynamik und Bereitschaft drinbleiben“, sagte Schwarz. Und: „Ergebnisse beschleunigen den Entwicklungsprozess.“ Nicht zuletzt dürfen die Herthaner nach dem 2:0 in Augsburg nun auch einen etwas entspannteren Blick auf die Tabelle werfen: Die Alte Dame kletterte von Platz 17 auf Platz 13.

Personal

Der wichtigste Neuzugang ist der Coach. Mit Sandro Schwarz soll endlich Kontinuität auf dieser Schlüsselposition einkehren. Der gebürtige Mainzer ist der achte (!) Trainer der Hertha seit 2019. Dass der Hauptstadtklub turbulente Zeiten hinter sich hat, ist allgemein bekannt. „Die letzten Jahre waren von Unprofessionalität und Chaos geprägt“, sagt Kay Bernstein, der neue Präsident von Hertha BSC, ganz offen. „Wir haben mehr Baustellen als die Stadt Berlin.“ Der 41-Jährige hat die wohl ungewöhnlichste Vita aller Klub-Chefs im bezahlten Fußball. Bernstein war früher aktiv in der Ultra-Szene der Hertha, Gründungsmitglied der „Harlekins ‘98“ und zwischenzeitlich Vorsänger in der Ostkurve des Olympiastadions. Jetzt will er den Verein „von innen heraus entgiften“ und „einen Kulturwandel vorleben“. Große Ziele, die hohe Erwartungen wecken.

Die neue Hertha-Identität soll einhergehen mit einem anderen Fußball. Mit einem aktiven, mutigen und zielstrebig nach vorne ausgerichteten Fußball. Und mit einer „guten Struktur in der Arbeit gegen den Ball“, wie es Sandro Schwarz ausdrückt. Der Trainer ließ bisher immer im 4-3-3 spielen. In der Viererkette übernehmen dabei Kapitän Marvin Plattenhardt (30) und Neuzugang Jonjoe Kenny (25) vom FC Everton die Außenpositionen. In der Innenverteidigung kam neben dem gesetzten Marc Oliver Kempf (27) meist der Kroate Filip Uremovic (25) zum Einsatz. Gut möglich aber, dass gegen die Werkself ein weiteres neues Gesicht bei der Hertha debütiert. Die Berliner verpflichteten kurz vor Ende der Transferperiode den Uruguayer Agustin Rogel. „Ein robuster, großgewachsener, zweikampfstarker Innenverteidiger“, sagt Schwarz über den 24-Jährigen, der zuletzt beim argentinischen Traditionsverein Estudiantes de la Plata unter Vertrag stand. Verständlich, dass Hertha nach den Abgängen von Dedryck Boyata (FC Brügge), Jordan Torunarigha (KAA Gent) und Niklas Stark (Werder Bremen) auf dieser Position dringenden Handlungsbedarf sah. Im Mittelfeld vertraute Schwarz meist dem Trio Ivan Sunjic (25), Suat Serdar (25) und Lucas Tousart (25). Aber auch Kevin Prince Boateng, der in Augsburg wegen muskulärer Probleme passen musste, spielt mit seiner enormen Erfahrung nach wie vor eine wichtige Rolle im Schwarz-Team.

Im Angriff standen in den vergangenen vier Ligaspielen stets die beiden Neuzugänge Chidera Ejuke (24, von ZSKA Moskau) auf Linksaußen und Wilfried Kanga (24, von Young Boys Bern) als Mittelstürmer in der Startelf. Beide sind noch ohne Torerfolg. Zweimal bereits hat hingegen der Belgier Dodi Lukebakio getroffen. Und bald dürfte auch Jessic Ngankam mit seiner Vielseitigkeit und Torgefährlichkeit wieder eine Alternative sein. Der 22-Jährige trainierte in dieser Woche erstmals nach überstandener Knieverletzung wieder mit der Mannschaft.

Prunkstück 

Der Dreier gegen Augsburg hat viel Druck vom Kessel genommen und für spürbar gute Laune an der Spree gesorgt. Der Teamspirit war unter Sandro Schwarz von Beginn an top. Und auch die spielerischen Fortschritte konnte man in den ersten Partien, vielleicht mit Ausnahme des 1:3 gegen Union, deutlich sehen. Die Mannschaft wirkt gefestigt, zeigt großen Willen, bricht auch nach Rückständen wie gegen Gladbach und Dortmund nicht ein. Und gibt sich auf der anderen Seite – wie in Augsburg – nicht mit einer 1:0-Führung zufrieden. Für den neuen Offensiv-Geist der Hertha sprechen auch die vielen Tormöglichkeiten, die sich das Team in den ersten Partien des durchaus anspruchsvollen Saison-Auftaktprogramms erspielt hat.     

Probleme

Allerdings muss sich die Truppe Chancenwucher vorwerfen lassen. Die Verwertungsquote lässt zu wünschen übrig – Platz 17 belegt Hertha in diesem Ranking. Im letzten Drittel wurden oft die falschen Entscheidungen getroffen, bei den Abschlüssen fehlte es an Präzision. Ejuke und Kanga, die beiden Neuen vorne, machen viel Betrieb, warten aber weiterhin auf ihr erstes Bundesliga-Tor. Der Trainer zeigt sich dennoch zuversichtlich: „Wenn du so fleißig bist, wird die Belohnung kommen. Ich habe ein hohes Vertrauen in unsere Offensivabteilung, dass wir die Tore schießen werden.“  

Prognose

Bloß nicht wieder in den Abstiegskampf geraten. Die Blau-Weißen wollen nach dem Last-Minute-Relegations-Klassenerhalt gegen den Hamburger SV in der vergangenen Saison diesmal in ruhigere Fahrwasser. Bei der Zusammenstellung des Kaders spielten deshalb auch charakterliche Merkmale eine stärkere Rolle. Das Team ist auf einem guten Weg hin zu einer neuen Geschlossenheit, zu einem neuen Selbstbewusstsein. Aber der Prozess wird dauern. „Es ist nicht innerhalb von vier, fünf Wochen zu schaffen“, weiß Fredi Bobic. Der erste Saisonsieg in Augsburg war auch insofern wichtig für die Moral. „Ich hoffe, dass dieser Erfolg eine Art Dosenöffner sein kann“, sagt Kapitän Marvin Plattenhardt. Sein Mannschaftskollege Dodi Lukebakio ist davon überzeugt: „Das war erst der Anfang. Wir haben jetzt schon Bock aufs Heimspiel gegen Leverkusen!“ Klingt wie eine Warnung.

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