Die Aufgabe für Pal Dardai war bislang ziemlich undankbar. Seit der Ungar Ende Januar zum zweiten Mal den Cheftrainer-Job bei Hertha BSC übernommen hat, war das Programm für den Hauptstadtklub hammerhart. Fünf seiner ersten sieben Gegner gehören zur aktuellen Top fünf der Tabelle: Frankfurt, Bayern, Leipzig, Wolfsburg und Dortmund. Hertha holte aus diesen fünf Begegnungen keinen Punkt, hielt gegen die Spitzenteams aber häufig gut mit. So auch am vergangenen Sonntag beim BVB, als die Alte Dame in den ersten 45 Minuten gegen die formstarken Westfalen gut dagegenhielt und vor allem defensiv einen starken Eindruck hinterließ. „In der ersten Halbzeit haben wir gut gespielt“, zeigte sich der Hertha-Coach zufrieden. Nach dem Seitenwechsel aber schaffte sein Team kaum noch Entlastung und verlor schließlich mit 0:2. „Wir haben nicht mal eine Ecke oder einen Standard herausgeholt“, kritisierte Dardai. „Das macht mir etwas Sorgen.“ Mindestens Bedenken entstehen bei den Berlinern auch beim Blick auf die Tabelle. Erstmals in dieser Saison ist der Verein auf den Relegationsplatz der Bundesliga abgerutscht. Die gute Nachricht: Hertha spielt im Endspurt der Saison noch gegen alle direkten Konkurrenten – und hat dann, anders als die anderen Teams im Keller, die schweren Brocken schon hinter sich.
Vladimir Darida wusste sofort Bescheid. Nach seinem unglücklichen, aber für Marco Reus äußerst schmerzhaften Foul gegen den BVB-Kapitän entschuldigte sich Herthas Tscheche sofort bei seinem Gegenspieler, bevor er sich die Rote Karte vom Schiedsrichter abholte. Damit wird der Dauerläufer gegen Bayer 04 gesperrt fehlen – die Personalnot im zentralen Mittelfeld aber wohl nicht größer. Gegen den BVB musste der etatmäßige Außenbahnspieler Maximilian Mittelstädt im Zentrum aushelfen, da neben Darida und Lucas Tousart kein Spieler mehr für diese Position zur Verfügung stand. Sowohl Winter-Neuzugang Sami Khedira als auch Arsenal-Leihgabe Matteo Guendouzi, Abräumer Santiago Ascacibar und Ergänzungsspieler Eduard Löwen mussten passen. Khedira wird auch gegen die Werkself noch nicht dabei sein, Guendouzi und Ascacibar sollen hingegen zurückkehren – ebenso wie Matheus Cunha. Der hochbegabte Offensivmann, ein Unterschiedsspieler im Hertha-Angriff, laborierte zuletzt an einer Oberschenkelverletzung, konnte aber in dieser Woche wieder mittrainieren und ist laut Coach Dardai sogar ein Kandidat für die Startelf. Auch Flügelstürmer Nemanja Radonjic, im Winter auf Leihbasis aus Marseille gekommen, sollte nach einer Adduktorenverletzung wieder im Aufgebot stehen können.
Noch nicht reichen wird es hingegen aller Voraussicht nach für Kapitän und Abwehrchef Dedryck Boyata, der im Jahr 2021 wegen eines Ermüdungsbruchs im Fuß noch kein einziges Spiel bestreiten konnte.
Die individuelle Qualität gerade im Angriff ist enorm hoch. Selbst ohne den hochbegabten Edeltechniker Cunha verfügt Hertha noch über eine Doppelspitze aus dem schussgewaltigen Polen Krzysztof Piatek und dem wuchtigen Kolumbianer Jhon Cordoba. Dazu kommen Außenbahnspieler wie Dodi Lukebakio oder Neuzugang Radonjic – eine Offensivabteilung, die immer im Stande ist, für Gefahr zu sorgen und auf die wohl sehr viele sich vor Hertha befindende Bundesliga-Mannschaften durchaus neidisch sein können. Nicht umsonst haben die Berliner von allen Teams im unteren Tabellendrittel die meisten Tore erzielt.
Derzeit fehlt es an dem Selbstverständnis, eben diese Qualität in Zählbares umzumünzen. „Ich habe eine Blockade bei den Spielern gesehen“, meinte Dardai etwa nach dem BVB-Spiel. „Offensiv muss man frei sein. Das Talent dafür haben die Jungs, nur gezeigt haben sie es nicht. Sie müssen auch im Spiel befreit agieren, nicht nur im Training.“ Es fehlt also so etwas wie der Knotenlöser für diese Mannschaft, die zweifellos über eine sehr hohe Qualität verfügt. Und vielleicht fehlen auch die „einfachen“ Tore. So hat Hertha etwa als einziges Team ligaweit noch nicht nach einer Ecke getroffen. Sollte es ausgerechnet gegen die Werkself funktionieren, wäre das aber äußerst kurios. Schließlich hat Bayer 04 seinerseits als einziges Team der Liga noch keinen einzigen Gegentreffer nach einer Ecke hinnehmen müssen.
Das Tabellenbild könnte aufgrund der zuletzt äußerst schwierigen Aufgaben ein wenig verzerren. Schließlich hat Dardai seit seinem Amtsantritt in den beiden Spielen, in denen es nicht gegen ein Top-Fünf-Team der Liga ging, jeweils gepunktet. Klar ist in jedem Fall: Mit der individuellen Qualität, die in der Mannschaft steckt, sollten die Berliner die Klasse in jedem Fall halten können. Einzig: Die Mannschaft muss es in den nun anstehenden entscheidenden Wochen auch zeigen und die von ihrem Coach angesprochene Blockade lösen.
Rüdiger Vollborn ist seit 40 Jahren im Klub, mit 401 Bundesliga-Einsätzen der Rekordspieler des Klubs und hat als einziger Bayer 04-Profi sowohl den UEFA-Cup (1988) als auch den DFB-Pokal (1993) gewonnen. Und auch nach seiner beeindruckenden Profi-Karriere blieb der gebürtige Berliner dem Werksklub weiter erhalten, arbeitete fortan neun Jahre als Torwarttrainer. Inzwischen ist Vollborn unterm Bayer-Kreuz als Fanbeauftragter und Klub-Archivar tätig. Seit Februar 2021 nimmt das personalisierte schwarz-rote Lexikon die Werkself-Fans in der Rubrik „Rudi erzählt...“ monatlich mit auf eine kleine Reise in die Geschichte von Bayer 04.
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