Pfannenstiel zum Bayer 04-Besuch: „Euphorie in der Region kaum zu bremsen“

Vom 13. bis zum 18. November reist die Werkself nach St. Louis. In der Millionenstadt im US-Bundesstaat Missouri bestreitet die Mannschaft von Cheftrainer Xabi Alonso ein Freundschaftsspiel gegen den St. Louis CITY Soccer Club. Im Rahmen der Begegnung mit dem neu formierten Team der Major League Soccer (MLS) wird auch das brandneue CITYPARK Stadion des Klubs eingeweiht.
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Im Vorfeld der „Bayer 04 USA Tour 2022“ war Lutz Pfannenstiel, Sportdirektor des St. Louis CITY SC, in Leverkusen zu Besuch. Im Interview mit bayer04.de sprach der 49-Jährige, der in seiner aktiven Spielerkarriere auf allen Kontinenten professionell Fußball gespielt hat, über den bevorstehenden Besuch der Werkself in Missouri, das neu gebaute Stadion in St. Louis und die Fußballbegeisterung in den USA.

Herr Pfannenstiel, die Reise der Werkself nach St. Louis steht unmittelbar bevor. Fernando Carro, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bayer 04, hat die Tour jüngst als einen „weiteren Meilenstein“ für den Werksklub bezeichnet. Welche Bedeutung hat der fünftägige Besuch des Bundesligisten für ihren Klub und die Stadt?

Pfannenstiel: Für uns als Klub ist der Besuch von Bayer 04 etwas ganz Besonderes. Das Spiel gegen einen Champions-League-Teilnehmer, die damit verbundene Einweihung unseres neuen Stadions, dazu die große WM-Vorfreude der Amerikaner – das Momentum könnte besser nicht sein.

Der St. Louis CITY Soccer Club wird in der kommenden Saison ab Februar 2023 erstmals in der MLS an den Start gehen. Was zeichnet diesen Klub aus und welche Ziele streben Sie an?

Pfannenstiel: St. Louis war schon immer die Fußball-Hauptstadt in den USA. Das SC in unserem Vereinsnamen steht nicht nur für Soccer Club, sondern auch für Soccer Capital (zu deutsch: Fußball-Hauptstadt, Anm. d. Red.). Nach vielen Jahren hat man es nun endlich geschafft, auch ein MLS-Franchise dort anzusiedeln. Dementsprechend groß sind unsere Ambitionen. Wir wollen nicht nur an der Liga teilnehmen, sondern vom ersten Jahr an mitspielen und Erfolg haben.

Im Kader von St. Louis finden sich mehrere Ex-Profis aus der Bundesliga wieder. Mit welchen Argumenten haben Sie Spieler wie Roman Bürki für Ihr Projekt gewinnen können? 

Pfannenstiel: Da ist zum einen die MLS, die immer populärer wird und in den letzten Jahren vor allem sportlich enorm an Qualität dazugewonnen hat. Die Zeiten der sogenannten PR-Spieler, also ältere Spieler, die ihre Karriere in Amerika mit Mitte 30 ausklingen lassen, sind vorbei. Die Spieler, die nun in die MLS kommen, sind voll im Saft und wollen Großes erreichen. Spieler wie Bürki konnten wir von unserem Projekt überzeugen, und die enorme Sportbegeisterung in der Stadt trägt auch dazu bei, dass St. Louis ein Ort ist, wo sich Spieler wohlfühlen. Einige Spieler haben wir zum Teil schon sechs Monate vor Saisonbeginn zu uns geholt. Das ist eher unüblich. Aber so können sie sich in Ruhe akklimatisieren.

Das sportliche Highlight der „Bayer 04 USA Tour 2022“ stellt das Freundschaftsspiel zwischen Bayer 04 und dem St. Louis CITY Soccer Club dar. Im Rahmen dieses Duells wird auch das brandneue CITYPARK Stadion eingeweiht. Ein großer Schritt für Ihren Klub und ein besonderer Gegner.

Pfannenstiel: Mehr als das. Bayer 04 verfügt über eine wahnsinnig gutbesetzte Mannschaft, die einen sehr attraktiven Spielstil hat. Sich mit einem Champions-League-Teilnehmer messen zu können, ist für uns etwas ganz Besonderes. Dass der Zeitpunkt der Reise durch die WM in Katar so gut gepasst hat, ist einfach ein perfektes Szenario für alle beteiligten Seiten. Wir können unseren Fans und Zuschauern kurz vor der Winterpause einen Vorgeschmack auf das geben, was sie in der neuen MLS-Saison erwartet – das ist großartig!

Welche Bedeutung haben das Projekt St. Louis CITY SC und der Bau des CITYPARK Stadions für die Stadt?

Pfannenstiel: Der Fußball ist in der Stadt sehr populär, auch im Kinder- und Jugendbereich. In der höchsten Universitäts-Liga beispielsweise sind allein vier Klubs aus St. Louis vertreten. Das ist in einer Stadt mit nur drei Millionen Einwohnern etwas sehr Besonderes. Uns ist es zudem gelungen, ein Stadion und ein Trainingsgelände direkt ins Stadtzentrum zu bauen. Auch das wird die Menschen in St. Louis und den Klub zusammenschweißen.

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Neben dem Freundschaftsspiel sind vor Ort PR-Veranstaltungen ebenso geplant wie die Beteiligung an sozialen Projekten und ein Kulturprogramm. Erklären Sie den Bayer 04-Fans doch einmal das Leben vor Ort in St. Louis und Umgebung…

Pfannenstiel: St. Louis ist eine sehr freundliche und weltoffene Stadt mit heißen Sommern und kalten Wintern. Und eine Sportstadt mit vielen sportbegeisterten Menschen. Wir haben im Baseball die Cardinals als eine der besten Mannschaften aller Zeiten und im Eishockey die Blues, die 2019 den Stanley Cup gewonnen haben. Die Bayer 04-Leute werden sich dort sehr wohlfühlen – und die Sportbegeisterung in St. Louis durch Besuche bei einem College-Basketballspiel und einem NHL-Eishockeyspiel hautnah zu spüren bekommen.

Immer mehr hochverdiente Spieler finden den Weg in die US-amerikanische MLS. In der Vergangenheit waren es unter anderem David Beckham, Zlatan Ibrahimovic, Wayne Rooney und Bastian Schweinsteiger. Aktuell bereichern die Liga Fußball-Stars wie Douglas Costa, Gareth Bale, Giorgio Chiellini oder auch der frühere Leverkusener Chicharito. Was macht die MLS für Topspieler so interessant?

Pfannenstiel: Die Liga hat sich vom Kaufverhalten her komplett verändert. Nach der Zeit der großen Namen haben wir inzwischen mit Shaqiri einen Schweizer Nationalspieler im besten Alter in Chicago oder mit Insigne und Bernardeschi zwei italienische Topspieler in Toronto. Dazu kommen immer mehr junge Akteure Anfang oder Mitte 20 aus Süd- und Mittelamerika. So gewinnt die Liga an Qualität – und das Interesse auf Spielerseite an der MLS steigt.

Während in Europa Fußball die Sportart Nummer eins ist, lassen in den USA vor allem Football, Basketball oder Baseball die Sportherzen höher schlagen. Wie bewerten Sie die Entwicklung des US-amerikanischen Fußballs und die Begeisterung für die liebste Sportart der Europäer?

Pfannenstiel: Umsätze, Zuschauer – alle Zahlen gehen in der MLS durch die Decke. Natürlich ist die Konkurrenz der anderen Sportarten in den USA groß. Aber das Ganze ist auch sehr abhängig vom Staat und von der Stadt. In St. Louis etwa haben wir Baseball und Eishockey, aber kein Basketball in der NBA oder Football in der NFL. Und in jeder Millionenstadt ist meiner Meinung nach für mindestens drei große Sportarten Platz. Grundsätzlich wird die Bedeutung des Fußballs und der MLS nicht nur national, sondern auch international zunehmen. Die Amerikaner sind kulturell, was den Sport anbelangt, so geprägt, dass sie immer die Besten sein wollen – so auch im Fußball. Mittelfristig will man mit der MLS die Top 5-Ligen Europas angreifen. Dass die nächste WM im Jahr 2026 in den USA ausgetragen wird, hilft dabei ungemein.

Wie ist die Resonanz für das Freundschaftsspiel gegen Bayer 04?

Pfannenstiel: Das Spiel ist ausverkauft, alle 22.500 Tickets waren schnell vergriffen. Die Begeisterung in der Stadt ist riesig. Die Euphorie in der Region ist kaum zu bremsen, da kommt so ein Topspiel gegen Bayer 04 genau zum richtigen Zeitpunkt. Wir freuen uns auf ein großartiges Spiel und die Atmosphäre in unserem neuen Stadion. Damit werden wir hier eine neue Ära einläuten.


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