Angefangen hat alles im Jahr 1971, als er im Alter von 19 Jahren seine aktive Laufbahn als Spieler in der Amateurliga Rheinland beim FV Engers 07 begann. Über die TuS Neuendorf und den Hamburger SV ging es für den im rheinland-pfälzischen Kleinmaischeid geborenen Peter Hermann schließlich zu Alemannia Aachen, für die er in zwei Jahren 69 Spiele (7 Tore) absolvierte, ehe er 1976 dem Ruf aus Leverkusen folgte, wo damals Willibert Kremer Trainer war. Damit hatte Hermann den Grundstein für seine beachtliche Karriere gelegt.
Gemeinsam mit Fred Bockholt, Jürgen Gelsdorf – dem er im Laufe seines Werdegangs unterm Bayer-Kreuz in anderer Funktion noch einmal begegnen würde – Walter Posner, Peter Szech und Co. gelang ihm mit dem Klub 1979 der Aufstieg in die Bundesliga. Bis dahin konnte er 98 Partien in der 2. Bundesliga (20 Tore) für sich verbuchen. Einen Tag in seiner Karriere wird das heutige Geburtstagskind mit Sicherheit nicht vergessen: den 8. September 1979. Es war der Tag, an dem der Mittelfeldspieler am fünften Spieltag gegen Eintracht Frankfurt in der zweiten Halbzeit für Hans-Jürgen Scheinert eingewechselt wurde und somit sein Bundesliga-Debüt feierte.
Insgesamt absolvierte Peter Hermann in seiner achtjährigen Zeit als Spieler an der Dhünn 216 Spiele, bevor er im Alter von 32 Jahren zum Verbandsligisten VfL Hamm wechselte, um dort seine letzte Station als aktiver Fußballer zu verbringen. 1985 beendete er seine Karriere. Zum damaligen Zeitpunkt konnte er nicht ahnen, welche Karriere als Co-Trainer auf ihn warten würde.
Nach vier Jahren Abstinenz von der großen Fußball-Bühne kehrte Hermann zurück nach Leverkusen. Als Co-Trainer von Jürgen Gelsdorf, den er bereits aus seiner aktiven Zeit als Spieler bestens kannte, arbeitete er zwei Jahre bei Bayer 04, ehe er 1991 das erste Mal als Interimstrainer in die erste Reihe rückte.
Nach einer zweiten kurzen Phase als Interimscoach 1995 kam es nur ein Jahr später zum nervenaufreibenden Finale der Saison 1995/96, als er nach der Beurlaubung von Erich Ribbeck vor dem Problem stand, die Werkself in den verbleibenden fünf Partien vor dem drohenden Absturz in die Zweitklassigkeit zu retten. Dies gipfelte im dramatischen „Abstiegsendspiel“ am 18. Mai gegen den 1. FC Kaiserslautern, das mit 1:1 endete und Bayer 04 somit zum Ligaverbleib verhalf. Über einen möglichen Posten als Cheftrainer dachte Hermann nie nach, auch wenn er derartige Angebote im Laufe seiner Karriere erhalten sollte. „Ich bin gerne Co-Trainer und stehe nicht so gerne an vorderster Front. Mir macht es Spaß, mit jungen Menschen umzugehen und mich fortzubilden. Du musst in diesem Job loyal sein. Daher wusste ich immer, dass der Co-Trainer-Posten die beste Rolle für mich ist.“
Neben einigen an der Bismarckstraße bekannten Trainern wie Christoph Daum, Erich Ribbeck oder Berti Vogts, war Hermann auch Co-Trainer von Klaus Toppmöller, unter dem Bayer 04 in der Saison 2001/02 das „Vize-Triple“ erreichte. „Wenn wir in diesem Jahr das Selbstbewusstsein des FC Bayern der Saison 2012/13 gehabt hätten, hätten wir das Triple geholt, hundertprozentig. Bei der Siegerehrung in Glasgow habe ich den Henkelpott berührt, weil ich dachte, dass ich in meinem Leben nicht mehr in ein Champions-League-Finale kommen würde“, so Hermann, der zehn Jahre später aber wieder in einem Endspiel der Königsklasse stehen sollte.
Ein wesentlicher Faktor dafür, dass ihm im Laufe der Zeit eine Art Kultstatus unterm Bayer-Kreuz zuteil wurde, war auch Jupp Heynckes. „Jupp und ich arbeiten sehr gut zusammen. Wir haben die gleiche Denke im Fußball. Das passt einfach mit ihm“, sagte der Rheinland-Pfälzer in einem Interview 2011. Über welche Strahlkraft das Duo verfügte, wurde auch bei Bayer 04 sehr schnell deutlich. Die Wege der Beiden kreuzten sich das erste Mal 2009, als der neue Bayer 04-Trainer Heynckes den beim 1. FC Nürnberg unter Trainer Michael Oenning assistierenden Hermann nach Leverkusen lotste. Es war der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit und einer Freundschaft, die jedoch zunächst ihre Startschwierigkeiten hatte.
„Ich war es damals immer gewohnt, viel selbstständig machen zu können. Anfangs durfte ich unter Jupp aber nicht viel selbst machen, obwohl ich aktiv sein wollte“, erinnert sich Hermann und fügt an: „Wir mussten uns erstmal beschnuppern, haben uns dann aber schätzen und noch besser kennengelernt. Daraus ist eine gewisse Freundschaft entstanden. Ich bin wirklich sehr froh, dass ich ihn kennengelernt habe“, sagt Hermann über Jupp Heynckes.
Gemeinsam wurden sie in der Saison 2010/11 Vizemeister mit Bayer 04. Im Sommer 2011 folgten beide dann dem Lockruf des FC Bayern, wo sie knapp zwei Jahre später einen ganz besonderen Triumph feiern konnten: das Triple 2013! „In dieser Saison lief alles super. Nach dem verlorenen Finale in München im Vorjahr war deutlich mehr Zug drin. Wir hatten eine Traum-Mannschaft und sie ist für Jupp durchs Feuer gegangen – das war beeindruckend“, erinnert sich Hermann.
Nachdem die Zusammenarbeit des Duos nach dem Triple-Triumph aufgrund der Verpflichtung von Pep Guardiola beendet wurde, ging es für Hermann über die Stationen Schalke 04 und Hamburger SV schließlich zu Fortuna Düsseldorf. Zwei Jahre arbeitete er neben Friedhelm Funkel in der NRW-Landeshauptstadt, bis er in der Folgesaison zum teuersten Co-Trainer der Welt wurde.
Da er vertraglich noch an die Fortuna gebunden war, bezahlten die Bayern, die 2017 als Nachfolger von Carlo Ancelotti noch einmal Jupp Heynckes zurückgeholt hatte, die stattliche Ablösesumme von 1,75 Millionen Euro für Co-Trainer Peter Hermann – ein Rekord, der dem bescheidenen Fußballlehrer bis heute unangenehm ist. „Das ist ja oft nicht mal ein Spieler wert – und ich war nur Co-Trainer. Ich fand es von Düsseldorf damals auch übertrieben, so viel zu fordern. Aber der Jupp hat halt darauf bestanden, dass ich mitkomme.“ In ihrer dritten und bis zum heutigen Tage auch letzten gemeinsamen Amtszeit gewannen sie in der Saison 2017/18 die Deutsche Meisterschaft mit den Bayern.
Inzwischen ist Peter Hermann nicht mehr im Klub-Fußball aktiv. Seit einem Jahr ist er Co-Trainer bei der U18 der deutschen Nationalmannschaft neben dem Ex-Leverkusener und ehemaligen BVB-Akteur Christian Wörns. Ob es den Routinier eines Tages noch einmal an die Seitenlinie eines Profiklubs verschlägt? „Das denke ich nicht. Der einzige Anruf, bei dem ich schwach werden würde, wäre der von Jupp Heynckes. Ich glaube aber nicht, dass er nochmal anruft“, sagt Hermann. Wie dem auch sei – wir wünschen in jedem Fall: Alles Gute zum Geburtstag, Peter Hermann!
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