
Mittlerweile sieben Monate sind vergangen. Eine Ewigkeit im Fußballgeschäft, das täglich mit neuen Schlagzeilen aufwartet. Trainerwechsel, Transfers, Gerüchte, die Geburt von Siegern und Verlieren sind der Alltag im Geschäft - von Toren, Grätschen und Dribblings ganz zu schweigen. Diese können wir –die Fußballbegeisterten- täglich tausendfach sogar live bestaunen, genauso wie gelungene Doppelpässe. Dieses so einfach wirkende Spielelement des Fußballs ist zugleich eines der Schwierigsten überhaupt. Eine Initiative, die Idee eines gemeinsamen Angriffs, das abgestimmte Zusammenspiel der Spieler – alles ausgerichtet auf einen erfolgreichen Abschluss.
Die Ausstrahlung eines Doppelpasses ist meist größer als die unmittelbare Auswirkung auf das Spiel. Ist der Doppelpass doch der Innbegriff erfolgreichen Zusammenspiels und mannschaftlich geschlossenen Angriffsfußballs. Eine Aktion binnen weniger Augenblicke die ein Spiel entscheiden kann – oder eine Aktion die viel länger andauert. Ein Doppelpass in sieben Monaten.Die Initiative des Doppelpasses zwischen JAKO und Bayer 04 liegt nunmehr über ein halbes Jahr zurück. Im Fußballgeschäft eine Ewigkeit, im Geschäft mit dem Fußball dagegen nicht. Kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres, als die Kooperation zwischen JAKO und Bayer 04 besiegelt wurde, startete die beiden neuen Mitspieler das „Projekt Spielbekleidung“.
Intensive Auseinandersetzung mit dem Verein
Ein Projekt das auf zwei sehr unterschiedliche Arten interpretiert- und durchgeführt werden kann. Wäre da auf der einen Seite die Möglichkeit auf Bestehendes, also sogenannte Katalogware, zurückzugreifen. Ein für Ausrüster schlanker und praktischer Prozess, da ein Großteil wichtiger Entscheidungen durch die verfügbare Auswahl bereits abgenommen und beantwortet wird. Und auf der anderen Seite die Alternative individueller Spielbekleidung, welche die beiden Mitspieler nach gemeinsamer Vorstellung und in engem Zusammenspiel –also einem Doppelpass- entwerfen und gestalten können.
Der Prozess gleicht einem Doppelpass sinnbildlich, da die gemeinsame Idee und die erfolgreiche Abstimmung aller Beteiligten über das Gelingen und den Erfolg entscheiden. Beginnend mit der Initiative des Ausrüsters und der generellen Bereitschaft diesen Prozess anbieten und durchführen zu können, werden Ideen zuerst entwickelt und anschließend vorgestellt. Im konkreten Falle des neuen Bayer-Trikots gehen diese Ideen auf eine intensive Auseinandersetzung mit dem Verein, seiner Historie und seinen Fans zurück. In Kombination dazu wurden unsererseits mittels stundenlanger, teils nächtlicher Recherchen Aufschluss gesucht zu Fragen, die selbst inmitten der Fanszene -dem Herzstück aller Vereinshistorie- nur sehr selten zur Diskussion stehen. Die Ursprünge des Vereins waren schnell ergründet und verstanden.
Der Begriff Werkself als sein schlüssiges Resultat ebenfalls. Auch die Frage der Vereinsfarben und dem Bayer-Kreuz erschlossen sich schnell. Aber andere Fragen taten sich dagegen auf: Welche historischen Wurzeln stehen hinter den beiden Löwen im Vereinslogo? Weshalb hat sich Ihre Darstellung im Laufe der Zeit verändert? Und sind die Augen der beiden Löwen nun geschlossen oder geöffnet?
Das Trikot trägt die DNA des Vereins
Als mich mein Kollege und Designer David Blanch diesbezüglich um Rat fragte und wir nach gemeinsamer, ausgesprochen erfolgloser Recherche später die Vertreter des Vereins um Rat baten nahm der Prozess zur Entwicklung der neuen Spielbekleidung richtig Fahrt auf. Mehr als die Erstellung des Trikots und seines Designs, stand zu Beginn des Jahres 2016 die Formulierung einer gemeinsamen Idee auf dem Plan. Eine durchaus unübliche Herangehensweise für einen Ausrüster. Wir verstehen daran allerdings der Nährboden einer Partnerschaft. Aus dem Anspruch, den Verein kennenzulernen und zu verstehen erwächst eine Haltung, die wir für die Arbeit anstreben und die Identifikation mit dem Partner begründet.
Das Trikot für Bayer sollte nicht irgendetwas darstellen, nur irgendein Trikot in Schwarz und Rot. Nein, es sollte die DNA des Vereins tragen. Symbole, Charaktereigenschaften, Teile der Historie sollten stilprägend sein. Elemente die den Verein Bayer 04 personalisieren und auszeichnen. Die Wertschätzung gegenüber dem Verein und seiner Geschichte soll dadurch zum Ausdruck kommen und darüber hinaus in Optik und Qualität den Ansprüchen von Spielern und Fans entsprechen. Ein gemeinsames, ja verbindendes Element – das Trikot 2016/2017.
Nachdem die wesentlichen Fragen geklärt waren und die Ideologie des Trikots verabschiedet wurde begann die kurze Zeit der Stillarbeit. Binnen weniger Tage wurden kreative Ansätze erstellt und JAKO-intern thematisiert. Wenig später folgte schon die Präsentation im Kreise aller Mitspieler, also der gesamten Mannschaft in der BayArena. Der erste Teil, der Querpass des Doppelpasses quasi, war also gespielt. Offenkundig kam dieser Pass bei unserem Mitspieler an. Ende Januar, bereits nach etwa vier Wochen also hatten wir den Ansatz gefunden, der das neue Bayer-Trikot charakterisiert. Ebenso seine drei Alternativen, welche in der Gesamtheit das neue Outfit der Werkself darstellen. Nach der Definition aller Designs begann nunmehr der Schritt, die Ideen vom Papier auf das Textil zu transferieren. Ein für Ausrüster sehr bedeutender Schritt, da sehr viel Zeit verloren gehen kann, wenn die Zusammenarbeit im Haus - respektive mit den Produzenten nicht harmoniert.
Der Zeitdruck, ein Ausrüstungsengagement in der Größenordnung von Bayer 04 vorzubereiten binnen weniger Monate wurde spürbar. Als größter Gegner unseres Doppelpasses hatte sich der Faktor Zeit entwickelt. Mitte Februar dann, nach intensiver Vorbereitung von Designer, Produktentwicklung und vielen weiteren beteiligten Kollegen kam die Sendung der ersten physischen Trikotmuster in Hollenbach an. Die Sendung wurde für sehr gut empfunden und so ging es gleich am Folgetag zurück nach Leverkusen um die ersten Musterteile vor Ort zu präsentieren.
Knapp 1.000 Einzelaufträge nach Leverkusen
Sportliche Leitung, Marketing, Merchandising, die Zeugwarte und die verletzten Spieler gaben grünes Licht und damit den inoffiziellen Startschuss für die Feinarbeit am Trikotdesign. Elemente wie der asymmetrische Kragen wurden nochmals verbessert, das Logo bekam in Folge seinen einzigartigen Charakter, die Skyline wurde modifiziert und Elemente wie der Nacken-Schriftzug oder die Rückennummer wurden gemeinsam definiert. Echte Abstimmungsarbeit, sozusagen das Klein-Klein unseres Doppelpasses.
Unabhängig und parallel dazu lief bereits die Vorbereitung zur Auslieferung von Trainings- und Freizeitbekleidung, jenem Prozess, der die Lieferung von rund 50.000 Einzelteilen für die Mannschaften von Bayer 04 bedeutet. Veredelt mit ebenso vielen Logos werden die Textilien verpackt in knapp 1.000 Einzelaufträge nach Leverkusen versendet. Ein Projekt, das in Bezug auf Zeit- und Ressourcenmanagement zwingend Berücksichtigung finden muss in einem mittelständischen Unternehmen der Größenordnung von JAKO. Beginnend mit ersten Lieferungen im April erstreckt sich dieser Prozess bis hin zum Saisonstart der U8 Anfang August. Ziel, wie auch beim gemeinsamen Trikot, ist das erfolgreiche Zusammenspiel.
Am 29. April also, dem Tag vor dem die direkte Qualifikation zur Champions League 2016/2017 mit Platz 3 gesichert werden konnte fand die Freigabe statt. Erleichterung und Anspannung zugleich – die am nächsten Tag in Freude wich. Ja, das neue Trikot wird ein Champions-League-Trikot! Das erste in der fast 27-jährigen Geschichte von JAKO überhaupt. Aller Einsatz hat sich bezahlt gemacht und der Aufwand ist dem Anlass mehr als würdig. Ein Motivationsschub für alle Beteiligten, aus denen in den vergangenen Monaten ein echtes Team geworden ist. Anfänglicher Skepsis zum Trotz, wurde am Plan und dem Ziel festgehalten etwas Besonderes zu realisieren, das es in dieser Form für die Werkself noch die gab.
Im Zusammenspiel zwischen rund 200 Mitarbeitern auf Ausrüsterseite und fast genauso vielen Mitspielern auf Bayer-Seite entstand nicht nur die Kollektion der Spielbekleidung, bestehend aus vier individuellen Trikots mit passenden Shorts und Stutzen, sondern auch eine Kommunikations-Kampagne die in der Umsetzung einer gemeinsamen QR-Code Onlineplattform gipfelt. Aus der Arbeit am Textil ist nach der Produktionsfreigabe Anfang Mai die Arbeit mit dem Textil geworden. Der Kreis der Mitspieler hat sich etwas verändert, nicht aber die Motivation und der gemeinsame Fokus.
In den verbleibenden Wochen bis zum fieberhaft erwarteten Verkaufsstart wurde die Marketingkampagne verfeinert und eine gemeinsame Fan-Kollektion verabschiedet. Angelehnt an die signifikanten Elemente des Trikots wird eine breite Palette an Artikeln angeboten, die Bayer nicht nur repräsentieren – sondern auch verkörpern. Auch hier stehen der Verein und seine Historie im Vordergrund.
Nun ist es also soweit, nach nunmehr fast sieben Monaten und über 2.000 Emails in meinem Postfach unter der Rubrik „Bayer 04“ findet am Montag, 11. Juli der Trainingsauftakt der Profis statt. Parallel dazu werden erstmalig JAKO-Trikots von Bayer 04 in den Verkauf gehen. Der Doppelpass ist also gespielt und wir warten gespannt darauf, wie die Rückmeldung sein wird. Nicht nur von Trainer Roger Schmitt, sondern auch von den Verantwortlichen, den Spielern, den Mitarbeitern und speziell natürlich der Fans. Wir werden es gespannt und mit großem Interesse verfolgen, mindestens genauso interessiert wie die Spiele der Bundesligasaison 2016/2017 und natürlich der UEFA Champions-League. Wir sind erstmals mit dabei, gemeinsam mit Bayer 04 - als Mitspieler nicht nur als Zuschauer. Danke an alle für diese Chance, für dieses Zusammenspiel!
Schon jetzt freuen wir uns auf den nächsten Doppelpass. Anfang September ist es dann so weit, zumindest unseren diesjährigen Gegner, den Faktor Zeit, können- und wollen wir für unseren nächsten Doppelpass bereits im Voraus entkräften und starten dann schon in die Vorbereitung für 2017/2018.WE ARE TEAM.
Davor aber alles Gute für die neue Saison.
Christoph Rohmer

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