Geschichte der Traditionsmannschaft

Kurt Vossen und Gerhard Kentschke im Jahr 2005

Die Traditionsmannschaft von Bayer 04 wurde 1992 von Heinz Heitmann ehrenamtlich auf Wunsch des damaligen Fußball-Abteilungsleiters Kurt Vossen sowie zahlreicher ehemaliger Werkself-Profis - vor allem der Aufstiegsmannschaft von 1979 - neu aufgebaut.

Das Team krönte sich seither mehrfach zum inoffiziellen Deutschen Meister für Altherren-Mannschaften, wurde viermal Westdeutscher Ü40-Meister sowie elfmal Mittelrheinmeister und nahm darüber hinaus an zahlreichen hochkarätig besetzten - teils internationalen - Turnieren teil.

„Der Ehrgeiz ist auch bei den Alten Herren immer noch erstaunlich. Aber wichtiger als der sportliche Erfolg ist uns die Nachbarschaftspflege. Es gibt kaum einen Verein hier im Leverkusener Umland, gegen den wir noch nicht gespielt haben“, sagt Heitmann.

„Sehr angesehener Repräsentant von Bayer 04“

Auch das soziale Engagement spielt bei der Traditionsmannschaft von Bayer 04 eine große Rolle. Die Leverkusener Routiniers werden bundesweit gern zu Benefizspielen und -turnieren eingeladen. „Wir sind, das darf ich in aller Bescheidenheit sagen, ein sehr angesehener Repräsentant von Bayer 04“, so Heitmann. Als Mitglied der Traditionsmannschaft, nicht mehr als deren Manager, blieb er persönlich dies ebenso bis zu seinem Tod im April 2023.

Den Managerposten hatte zuvor bereits Dirk Dreher übernommen, der in unterschiedlichen Funktionen seit vielen Jahren für Bayer 04 tätig ist.

Trainer der Tradtionsmannschaft

Gerhard Kentschke im Jahr 2006

Gerd Kentschke

Er war Spieler und Co-Trainer bei den Profis, dazu noch über zwei Jahrzehnte Coach des Amateurteams von Bayer 04: Gerd Kentschke, Spitzname „Ömmes“, ist ein Leverkusener Urgestein.

Gerd Kentschke ist sozusagen ein Gründungskind der Bundesliga. Als die nationale Eliteliga 1963 aus der Taufe gehoben wurde, war er als Spieler des Karlsruher SC dabei. „Vorher hatte ich bei Blau-Weiß Langenbochum gespielt und im Rahmen einer Länderpokal-Begegnung in Hannover zwei Tore als Linksaußen erzielt. Da hat mich der KSC dann vom Fleck weg verpflichtet“, erinnert sich Kentschke. Es folgten sechs weitere Jahre Bundesliga, erst beim 1. FC Kaiserslautern und dann beim MSV Duisburg, ehe er 1973 zu Bayer 04 kam. Die Statistik der Bundesliga führt unter dem Namen Gerd Kentschke 222 Spiele und 39 Tore auf.

Als er mit 31 Jahren in Leverkusen anfing, war der Klub gerade auf dem Tiefpunkt angekommen und in die Verbandsliga abgestiegen. Kentschke, sehr flink auf den kurzen Beinen, trug nicht unerheblich dazu bei, dass 1975 der Aufstieg in die 2. Liga erfolgte. „Reiner Calmund hat mich damals gefragt, ob ich nicht unsere A-Jugend übernehmen wolle. Da habe ich dann spontan zugesagt und nur noch ab und zu selbst in der 2. Liga gespielt.“

20 Jahre Trainer der Leverkusener Amateure

1977 übernahm er dann die Leverkusener Amateure, daraus wurden letztlich 20 Jahre - heute kaum noch vorstellbar angesichts der hohen Fluktuation gerade auf dem Posten des Trainers. „Ich war schon immer ein recht bodenständiger Typ“, betont Kentschke in der Rückschau. „Heute frage ich mich manchmal, ob mein Leben wohl großartig anders verlaufen wäre, wenn ich Anfang der 1980er Jahre mein Glück woanders gesucht hätte.“

Hat er aber nicht, sondern stattdessen die Profis von Bayer 04 in der Saison 1980/81 vor dem drohenden Abstieg gerettet. Als Nachfolger von Willibert Kremer stieg er ein. „Am 8. Oktober 1980“, sagt Kentschke wie aus der Pistole geschossen. Ganz so, als sei es erst gestern gewesen. Bayer 04 beendete die Saison als Drittletzter, hatte aber Glück, dass in dem Jahr erstmals die Relegationsspiele gegen einen Zweitligisten ausgetragen wurden.

Kickers Offenbach hieß damals der Gegner. Die Leverkusener gewannen beide Partien und blieben erstklassig. „Einen kleinen Beitrag habe ich also auch geleistet, dass der Klub da steht, wo er heute ist. Wer weiß schon, was sonst passiert wäre“, sagt Ömmes verschmitzt.

Wie der Vater, so der Sohn

Weitere Highlights in Schwarz-Rot folgten für Kentschke ebenso. Das größte Erlebnis war natürlich der UEFA-Cup-Sieg 1988, den er als Co-Trainer von Erich Ribbeck erlebte. „Wenn ich mir heute die Videos von diesen Spielen anschaue, dann ist das schon unglaublich. Wir haben damals Leute wie Erich Seckler, Pierre de Keyser oder Markus Feinbier eingesetzt, die überhaupt keinen Namen hatten. Trotzdem haben wir uns gegen Weltklubs wie den FC Barcelona durchgesetzt. So etwas erlebt man mit Sicherheit nur einmal“, schwelgt Kentschke in Erinnerungen.

Heute ist der Kontakt  zu den ehemaligen Weggefährten natürlich nicht mehr ganz so eng. Als Trainer der Traditionsmannschaft sieht er aber zumindest einen Teil der Oldies regelmäßig. In diesem Team hat sich mittlerweile auch sein Sohn Michael etabliert. Als Manager löste dieser seinen Vorgänger Heinz Heitmann ab. Der Verdacht lag nahe - bei den Kentschkes ist die Fußball-Begeisterung genetisch bedingt.