Da haben sie doch gleich am ersten Spieltag der 3. Liga für einen ordentlichen Paukenschlag gesorgt: Mit 5:1 entschied die SV 07 Elversberg das Aufsteigerduell bei Rot-Weiss Essen deutlich für sich. Am Ende konnten die Saarländer es selbst kaum glauben. „Wir müssen uns schon die Augen reiben“, sagte Trainer Horst Steffen. „Vor allem die erste halbe Stunde war nahezu perfekt.“ Wohl wahr! Denn an der Hafenstraße legte Elversberg einen Traumstart hin, führte durch einen Doppelpack von Stürmer Kevin Koffi bereits nach zehn Minuten mit 2:0, ließ sich auch durch den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer der Essener nicht aus dem Konzept bringen und erhöhte vor der Pause durch die beiden Treffer von Luca Schnellbacher (23./26.) innerhalb von drei Minuten auf 4:1. Der 28-Jährige wollte nach dem Spiel aber nicht zu viel Euphorie aufkommen lassen. „Wir können die Situation schon richtig einschätzen und werden den Ball flach halten.“ In der zweiten Hälfte hatte kurz vor Schluss Semih Sahin mit seinem 5:1 für den Schlusspunkt gesorgt.
Es war der höchste Drittliga-Sieg in der Elversberger Vereinsgeschichte. Allerdings hat der Klub bislang auch erst einmal, in der Saison 2013/14, in dieser Klasse gespielt. Nach dem direkten Wiederabstieg 2014 waren die Saarländer in den vergangenen acht Jahren etliche Male knapp am Aufstieg gescheitert. In der Saison 2021/22 klappte es endlich: Die „Elv“ wurde Meister in der Regionalliga Südwest mit drei beziehungsweise vier Punkten Vorsprung vor dem Zweiten SSV Ulm 1846 und dem Dritten Kickers Offenbach.
Schon vor dem deutlichen Erfolg in Essen, mit dem sich Elversberg gleich an die Tabellenspitze setzte, hatte das Team in seinen Testspielen aufhorchen lassen. Gegen den Bundesligisten SC Freiburg holte man ein 0:0, gegen den Zweitligisten SV Darmstadt 98 ein 1:1 und Drittliga-Konkurrent Waldhof Mannheim wurde mit 1:0 bezwungen. Und dass die SVE auch „Pokal kann“, hat sie nicht nur in der vergangenen Saison bewiesen, als sie in der ersten Runde gegen den 1. FSV Mainz 05 erst nach Elfmeterschießen ausgeschieden war. Ein Jahr zuvor hatten die Saarländer den Zweitligisten FC St. Pauli in Runde eins mit 4:2 aus dem Wettbewerb geschossen.
Trainer Horst Steffen kann auf ein eingespieltes Team setzen. Der ehemalige Bundesligaprofi (KFC Uerdingen, Borussia Mönchengladbach und MSV Duisburg) ist seit 2018 in Elversberg tätig. Fast alle Leistungsträger konnten gehalten werden. Dazu verpflichteten die Saarländer einige erfahrene Spieler wie den von Werder Bremen gekommenen Mittelfeldmann Thore Jacobsen und den zweitligaerprobten Innenverteidiger Marcel Correia vom SC Paderborn. Beide standen in Essen ebenso in der Startformation wie der dritte Neuzugang Jannik Rochelt (SSV Ulm 1846), der im offensiven Mittelfeld die Akzente setzte. Auch Carlo Sickinger zählt im Zentrum zu den Leistungsträgern. Der 25-Jährige, in der vergangenen Saison vom Zweitligisten SV Sandhausen ausgeliehen, wurde von der SVE nun fest verpflichtet. Jüngster Neuzugang ist Rechtsverteidiger Lukas Pinckert. Der 22-Jährige kam vom Regionalligisten Viktoria Berlin.
Im Angriff der Saarländer muss die Werkself am Samstag vor allem auf den 36-jährigen Ivorer Kevin Koffi und den 28-jährigen Linksaußen Luca Schnellbacher achtgeben, die beiden Doppeltorschützen vom vergangenen Wochenende. Das Stürmerduo zählte schon in der Aufstiegssaison gemeinsam mit Mustafa Valdrin zu den Torgaranten im Team. Top-Torjäger bei den Saarländern ist jedoch der spanische Offensivspieler Israel Suero Fernandez, der in der vergangenen Spielzeit 15 Treffer erzielte, in Essen aber verletzungsbedingt (Muskelfaserriss) pausieren musste. Möglicherweise wird er am Samstag gegen die Werkself wieder zum Einsatz kommen.
Mit offensivem, ballbesitzorientiertem Fußball stieg die SVE in die 3. Liga auf. 79 Treffer erzielte der Meister der Regionalliga Südwest in der vergangenen Saison – das war der absolute Topwert der Liga. Mit nur 29 Gegentoren stellte Elversberg auch die zweitbeste Defensive. Die Mannschaft ist in einer guten Balance, kommt vor allem auch über ihren Teamgeist. Luca Schnellbacher zeigte sich nach der Partie in Essen begeistert: „Das ist echt Wahnsinn, was wir für ein Gefüge haben. Da läuft einfach jeder für jeden, es wird nicht aufgegeben. Das habe ich selten so erlebt.“ Israel Suero Fernandez kann das nur bestätigen: „Der Schlüsselpunkt für unseren Erfolg ist, dass wir eine Familie sind, nicht nur die Spieler untereinander, auch der komplette Trainerstab. Das hilft uns sehr, Spiele zu gewinnen!“
Noch keine in Sicht. Die Saarländer haben jede Menge Selbstvertrauen tanken können durch eine starke Vorbereitung und den beeindruckenden Auftaktsieg in Essen. Bleibt abzuwarten, ob die Mannschaft, in der einige Spieler noch keine Drittliga-Erfahrung haben, das höhere Tempo und die stärkere Physis der neuen Klasse auf Dauer mitgehen können. Im DFB-Pokal werden die Elversberger, soviel dürfte feststehen, gegen die Werkself an ihre Schmerzgrenze und darüber hinaus gehen.
Das Ziel für die zweite Drittliga-Saison ihrer Vereinsgeschichte haben die Klub-Verantwortlichen klar formuliert: Klassenerhalt. „Wir wollen in der Liga bestehen und eine ordentliche Saison spielen, was auch immer das am Ende sein wird“, sagt Trainer Horst Steffen. Die Chancen dafür stehen gut, weil der Kader der Aufstiegssaison zusammengehalten und durch erfahrene Spieler noch einmal verstärkt werden konnte. Zudem dürften die Saarländer nach dem spektakulären Start in Essen mit viel Rückenwind in die kommenden Spiele gehen. Auf Bayer 04 wartet am Samstag in der URSAPHARM-Arena an der Kaiserlinde eine knifflige Aufgabe.
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