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16.04.2022Bundesliga

Gegner-Check: Zwei Titelchancen und ein Top-Stürmer

Mit einer überzeugenden Leistung und einem 2:0-Sieg bei Atalanta Bergamo hat RB Leipzig am Donnerstagabend den Sprung ins Halbfinale der UEFA Europa League geschafft. Nur drei Tage später, am Ostersonntag, 17. April (Anstoß: 19.30 Uhr), treffen die Roten Bullen nun im Topspiel des 30. Bundesliga-Spieltags auf die Werkself. Warum sich die Zuschauer in der BayArena auf ein packendes Duell freuen dürfen, zeigt auch unser Gegner-Check.
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Position

Als Domenico Tedesco im Dezember 2021 die Nachfolge von Jesse March als Trainer bei RB Leipzig antrat, standen die Sachsen in der Bundesliga auf Platz elf. Nun sind sie Vierter. Der Aufschwung des Klubs ist eng mit dem gebürtigen Italiener verbunden, seine Bilanz wettbewerbsübergreifend beeindruckend: 21 Spiele, 14 Siege, 5 Unentschieden, nur zwei Niederlagen. Die Roten Bullen sind in der Liga mit 29 Punkten die beste Rückrunden-Mannschaft. Sie haben in diesem Kalenderjahr die meisten Tore erzielt (39) und die wenigsten kassiert (9). Sie stehen nach dem 2:0-Sieg bei Atalanta Bergamo im Halbfinale der UEFA Europa League und empfangen vier Tage nach dem Duell mit Bayer 04 im DFB-Pokal-Halbfinale den 1. FC Union Berlin. Besser kann’s momentan nicht laufen für RB Leipzig. „Wenn wir das Selbstvertrauen mitnehmen in die nächsten Spiele, dann kann das eine sehr interessante und gute Schlussphase für uns werden“, sagte Konrad Laimer nach dem 4:1-Sieg bei Borussia Dortmund vor zwei Wochen. Und es klang fast schon nach Understatement. Denn es kann nach einem enttäuschenden Start noch eine große Saison für die Leipziger werden, die seit 13 Pflichtspielen ungeschlagen sind (neun Siege, vier Remis) und noch die Chance auf zwei Titel haben. Nach dem deutlichen Erfolg beim BVB ließ das Tedesco-Team am vergangenen Wochenende auch der TSG 1899 Hoffenheim beim 3:0-Heimsieg keine Chance, vergrößerte damit den Abstand zu einem direkten Konkurrenten um die Champions-League-Plätze auf sieben Punkte und rückte bis auf einen Punkt an den Dritten Bayer 04 heran.

Personal

In Bergamo konnte Domenico Tedesco bis auf eine Ausnahme aus dem Vollen schöpfen. Nur Mittelfeldspieler Amadou Haidara fehlte den Leipzigern. Der Malier muss schon seit drei Wochen wegen einer Innenbandverletzung am Knie pausieren und wird auch in Leverkusen nicht spielen können. Ansonsten entspricht die Personallage der sportlichen Situation: Alles bestens bei RB.

Taktisch hat sich bei den Roten Bullen in der Defensive die Dreierkette bewährt, die zuletzt meist von Josko Gvardiol, Willi Orban und Mohamed Simakan gebildet wurde. Eine starke Alternative ist hier aber auch DFB-Auswahlspieler Lukas Klostermann. Im Tor spielt Kapitän Peter Gulacsi eine starke Saison, der Ungar musste in 28 Ligaspielen erst 28-mal hinter sich greifen, ein Top-Wert.

Im 3-4-2-1 oder im 3-4-1-2 nehmen meist der Ex-Leverkusener Kevin Kampl und der Österreicher Konrad Laimer die Positionen im defensiven Mittelfeld ein. Laimer, ein unermüdlicher Läufer, Balleroberer und Ankurbler, trat beim 4:1 in Dortmund als Doppel-Torschütze hervor. Kampl ist ordnende Hand und Stratege bei RB. Auf den Außenbahnen setzt Tedesco auf den Spanier Angelino (links) sowie den Franzosen Nordi Mukiele und den zweiten ehemaligen Werkself-Profi Benjamin Henrichs auf der rechten Seite. Nach langer Pause wegen einer Kapselverletzung gab zuletzt gegen Hoffenheim der deutsche Nationalspieler Marcel Halstenberg sein Comeback und erzielte beim 3:0-Sieg gleich einen Treffer. Hinter den Spitzen sind Dani Olmo, Emil Forsberg und Dominik Szoboszlai gleichermaßen als Antreiber und Vollstrecker gesetzt. Vorne präsentiert sich Christopher Nkunku seit Monaten in herausragender Verfassung. Außerdem verfügt Leipzig mit Yussuf Poulsen (5 Treffer) und André Silva (10) über zwei weitere exzellente Spitzen.

Prunkstück

Wenn die Sachsen einmal ins Rollen kommen, kann es für die Gegner ungemütlich werden. Hertha BSC bekam in zwei Spielen zwölf Tore von den Leipzigern eingeschenkt, die SpVgg Greuther Fürth deren zehn. Vor allem Christopher Nkunku spielt eine Wahnsinns-Saison. Beim 2:0 in Bergamo war er als Doppel-Torschütze einmal mehr der Matchwinner. Der Franzose ist mit 17 Treffern nicht nur erfolgreichster Torschütze bei RB, sondern mit 14 Assists auch bester Vorbereiter seines Teams. In allen Wettbewerben kommt Nkunku in dieser Saison auf sensationelle 48 Scorerpunkte (30 Tore, 18 Vorlagen) und zählt damit zu den Top-4-Scorern in den europäischen Top-Ligen.

Der 24-Jährige profitiert dabei auch vom starken Pressing-Verhalten der gesamten Mannschaft. RB verzeichnet die zweitmeisten hohen Ballgewinne aller Bundesligisten (289). Die Roten Bullen sind zudem das konterstärkste Team im deutschen Oberhaus. Zehn Treffer hat Leipzig nach schnellen Gegenstößen bislang erzielt. Überhaupt erweisen sich die Sachsen in dieser Saison als äußerst effektiv – sie nehmen Platz zwei in punkto Chancen- und Großchancenverwertung ein. Auch bei Standards gilt es aufzupassen: Mit 18 Toren nach ruhenden Bällen zählt RB hier zu den Top 3. Last but not least lässt das Tedesco-Team hinten wenig zu. Mit 31 Gegentreffern stellt man die zweitbeste Defensive der Liga – nur die Bayern (29) kassierten noch weniger Tore.

Probleme

In der Hinrunde zählte RB Leipzig noch zu den auswärtsschwächsten Teams der Liga. Unter Tedesco hat die Mannschaft auch dieses Problem in den Griff bekommen und die vergangenen sieben Spiele auf fremden Plätzen wettbewerbsübergreifend allesamt gewonnen.

Im Hinspiel des Europa-League-Viertelfinales gegen Atalanta Bergamo ließen die Leipziger zu Hause beim 1:1 ungewohnt viele Schüsse und Chancen der Italiener zu. „Wir haben viele Fehler ohne gegnerische Einwirkung gemacht“, befand Tedesco. Solche „unforced Errors“ zeigt seine Mannschaft ansonsten selten. Die bewies beim 2:0-Sieg im Rückspiel, dass sie lernwillig ist und stand in Bergamo wieder sehr stabil in der Defensive.

Prognose

Die Leipziger sind in einem Flow und haben beste Chancen, sich zum vierten Mal in Folge für die Champions League zu qualifizieren. Ob als Dritter oder Vierter wird sich zeigen. Aber nehmen lassen werden sie sich diesen Erfolg nach einer beeindruckenden Aufholjagd wohl kaum noch. Gut möglich, dass sie die Saison sogar noch mit zwei Titeln krönen. Im DFB-Pokal-Halbfinale am 20. April haben die Sachsen gegen den 1. FC Union Berlin Heimrecht. Im Finale stünde man dann dem Hamburger SV oder dem SC Freiburg gegenüber. Und im Halbfinale der Europa League (28. April/5. Mai) trifft RB auf die Glasgow Rangers. Auch gegen die Schotten sind die Leipziger keineswegs in der Außenseiterrolle. Dass ihnen am Ende der Saison aufgrund der vielen englischen Wochen die Luft ausgehen könnte, steht nicht zu befürchten. Denn der in fast voller Stärke zur Verfügung stehende Kader ist in Breite und Tiefe gut aufgestellt.

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