„Es war ein emotionales und sehr laufintensives Spiel, in dem wir den Bayern auf Augenhöhe begegnet sind ", sagte Julian Brandt nach der Partie. Kevin Volland meinte: „Jeder Spieler auf dem Platz weiß ganz genau, was er zu tun hat. Wir versuchen 90 Minuten, den Plan des Trainers umzusetzen, wollen den Ball haben, mutig und offensiv spielen. Es ist einfach top derzeit."
Bayer 04-Cheftrainer Peter Bosz musste gegen die Bayern auf seinen Kapitän Lars Bender verzichten, der wegen Oberschenkel-Problemen nicht im Kader stand. Für ihn übernahm Mitchell Weiser die Position als rechter Verteidiger. Dies blieb die einzige Startelf-Veränderung im Vergleich zu den beiden vergangenen Partien gegen Mönchengladbach und Wolfsburg. Passen musste zudem Dominik Kohr wegen eines Magen-Darm-Infekts. Bei den Münchnern, die zuletzt sieben Mal in Folge gewonnen hatten, fehlte verletzungsbedingt ebenfalls der Kapitän: Für Manuel Neuer stand Sven Ulreich zwischen den Pfosten. Bosz stellte sein Team auf ein „intensives Spiel" ein, in dem alles klappen müsse. Auch Bayern-Coach Niko Kovac, der zwischen 1996 und 1999 drei Jahre lang als Profi für Bayer 04 aktiv war, erwartete „ein heißes Spiel" und „einen richtigen Fight" gegen seinen Ex-Klub.
Und es ging vor ausverkauftem Haus gleich rasant zur Sache. Die Werkself setzte die Bayern von Beginn an ordentlich unter Druck. Nach einer Minute bot sich Kevin Volland die erste Chance nach Zuspiel von Julian Brandt – Vollands Schuss wurde von Hummels' Hand abgeblockt, aber Schiedsrichter Stieler wertete die Aktion nicht als elfmeterwürdig. Die Anfangsminuten gehörten den Gastgebern, die ein hohes Tempo vorlegten und durch Brandt die nächste Möglichkeit besaßen. Der Schuss des Nationalspielers aus 17 Metern verfehlte das Tor aber deutlich (12.). Im Gegenzug besaß der Rekordmeister seine erste Chance, als Coman aus 13 Metern am gut postierten Lukas Hradecky scheiterte (13.). Die Bayern waren nun besser im Spiel zeigten mehr Zug in Richtung Leverkusener Tor. Einen von Hummels eingeleiteten Angriff konnte Goretzka nach Pass von James aus aussichtsreicher Position im Strafraum nicht erfolgreich abschließen, weil ihm der Ball über den Spann rutschte (26.).
Die Werkself war in dieser Phase offensiv nicht mehr so präsent wie zu Beginn des Spiels. Leon Bailey, der diesmal auf der linken Seite begann, brachte das Bayern-Tor mit einem knapp über die Latte gezirkelten Freistoß mal wieder in Gefahr (30.). Dann aber schlugen die Bayern zu: Nachdem Hradecky zunächst einen Schuss von Coman noch abblocken konnte, verwertete Leon Goretzka die anschließende Flanke von Thomas Müller per Kopf aus fünf Metern zur 1:0-Führung für die Gäste (40.). Wenig später musste Kai Havertz verletzt den Platz verlassen, weil er kurz zuvor von Kimmich bei einem Konter zu Boden gerissen worden war und sich dabei an der Hüfte verletzt hatte. Kimmich sah zu Recht die Gelbe Karte, für Havertz kam Julian Baumgartlinger ins Spiel (45.).
Die Bayern trafen unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff noch einmal ins Leverkusener Tor, aber Schiedsrichter Stieler erkannte den Treffer von Lewandowski wegen Abseitsstellung nicht an und wurde bei dieser Entscheidung auch durch den Videobeweis bestätigt (40.+2).
Auch in die zweite Hälfte startete die Werkself mit Power-Fußball. Volland rutschte nach einer Hereingabe von Bailey nur haarscharf am Ball vorbei (46.). Der Jamaikaner sollte dann aber kurz darauf für einen Paukenschlag sorgen. Nach Foul an Volland zirkelte Bailey den fälligen Freistoß aus rund 27 Metern ins linke obere Toreck zum 1:1-Ausgleich (53.) – ein ganz starkes Ding!
Der Treffer tat der Werkself sichtlich gut. Sechs Minuten später musste sich Ulreich ganz lang machen, um einen Volley-Aufsetzer von Brandt aus dem Winkel zu fischen (60.). Dann aber war der Bayern-Keeper geschlagen: Einen Klasse-Konter über Weiser und Bellarabi spitzelte Volland aus sechs Metern an Ulreich vorbei zum 2:1 ins Netz (63.). Mit seinem achten Saisontor hatte die Nr. 31 der Werkself das Spiel gedreht.
Aber das Bosz-Team musste aufpassen, weil die Bayern nun noch einmal den Druck verstärkten. Ganz wichtig, dass Weiser einen Kopfball von James aus kurzer Distanz abblocken konnte (74.). Danach fiel den Gästen allerdings nicht mehr viel ein gegen leidenschaftliche, stark verteidigende und mutig spielende Leverkusener, die immer wieder zu gefährlichen Kontern ansetzten. Einer davon führte schließlich zum entscheidenden 3:1. Bellarabi setzte auf der rechten Seite Brandt in Szene, der nach innen auf den eingewechselten Lucas Alario passte. Der Argentinier schob freistehend aus kurzer Distanz ein und machte mit seinem Treffer den Deckel drauf (87.). Schiedsrichter Stieler hatte zwar zunächst auf Abseitsstellung von Brandt entschieden, nahm diese Entscheidung dann aber nach Videobeweis zurück. Das Tor zählte. Lewandowski setzte in der Nachspielzeit noch einen Kopfball knapp am Kasten vorbei (90.+4). Dann war Schluss in der BayArena und der Jubel groß. „Oh, wie ist das schön", sangen die Fans. Mit dem Sieg kletterte Bayer 04 auf Platz 7 und hat nur noch einen Punkt Rückstand auf den Sechsten Wolfsburg.
Schon am kommenden Dienstag, 5. Februar, ist die Werkself wieder gefordert: Im Achtelfinale des DFB-Pokals tritt das Bosz-Team beim Zweitligisten 1. FC Heidenheim an. Anstoß der Partie ist um 18.30 Uhr.
Die Statistik:
Bayer 04: Hradecky – Weiser, Tah, S. Bender, Wendell – Havertz (45. Baumgartlinger), Aránguiz, Brandt – Bellarabi (90.+2 Paulinho), Volland, Bailey (84. Alario)
FC Bayern: Ulreich - Rafinha (79. Renato Sanches), Süle, Hummels, Alaba - Kimmich, Goretzka - Müller (74. Gnabry), James (77. Alphonso Davies), Coman - Lewandowski
Tore: 0:1 Goretzka (40.), 1:1 Bailey (53.), 2:1 Volland (63.), 3:1 Alario (87.)
Schiedsrichter: Tobias Stieler (Hamburg)
Gelbe Karten: Bellarabi, Aránguiz, Wendell - Kimmich, Coman
Zuschauer: 30.210 (ausverkauft)
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