
Pünktlich zum Saison-Finale konnte Werkself-Coach Peter Bosz endlich wieder auf seinen Kapitän zurückgreifen: Lars Bender stand erstmals nach der Corona-Unterbrechung wieder auf dem Platz und verteidigte auf der rechten Seite anstelle von Aleksandar Dragovic. Auch sein Zwillingsbruder konnte nach überstandener Blessur wieder mitwirken und ersetzte in der Innenverteidigung Edmond Tapsoba. Die weiteren Veränderungen im Vergleich zum 0:2 in Berlin: Links hinten spielte Daley Sinkgraven für Wendell, in der Mittelfeldzentrale startete Kerem Demirbay statt Charles Aránguiz und in der offensiven Dreierreihe erhielten Nadiem Amiri und Florian Wirtz den Vorzug vor Kai Havertz und Moussa Diaby.
Die Ausgangslage war klar: Bayer 04 musste auf einen Gladbacher Ausrutscher gegen Hertha BSC hoffen, vor allem aber erst einmal die eigene Partie gegen Mainz 05 gewinnen. Und diese Voraussetzung wollte die Werkself bereits früh auf den Weg bringen. Die Partie lief gerade mal eine Minute, als Wirtz sich tief in der Mainzer Hälfte hellwach den Ball holte. Über Amiri kam die Kugel zu Kevin Volland, der sich im Strafraum mit einer feiner Körpertäuschung behauptete und dann in allerbester Torjägermanier wuchtig abschloss - das 1:0 für Bayer 04 nach gerade einmal 70 Sekunden. Und die Werkself machte trotz hoher Temperaturen in der BayArena mit enorm viel Elan weiter, Aaron musste eine scharfe Hereingabe von Leon Bailey in höchster Not vor Wirtz klären (5.).

Die Bosz-Elf hatte auch nach der stürmischen Anfangsphase weiterhin alles unter Kontrolle, deutlich mehr vom Spiel und stellte Mainz häufig durch gezieltes Pressing vor Probleme. Die erste Möglichkeit bot sich den Gästen erst nach knapp 20 Minuten, Lukas Hradecky packte nach einem Flachschuss des jungen Jonathan Burkardt aber sicher zu (19.). Ein derart hohes Tempo wie das, das Bayer 04 in den ersten Minuten vorgelegt hatte, war aufgrund der Temperaturen allerdings kaum durchzuhalten. Das Schiedsrichtergespann bat Mitte des ersten Durchgangs zu einer Trinkpause, um den Witterungsverhältnissen Rechnung zu tragen.
Die Werkself hatte in dieser Unterbrechung ordentlich Kraft getankt, machte nun wieder ordentlich Druck und erspielte sich Gelegenheiten en masse: Wirtz rutschte in aussichtsreicher Position leicht weg (26.), Bailey schlenzte knapp am Winkel vorbei (27.), Amiris Abschluss wurde abgefälscht (29.), ein Treffer von Amiri zählte wegen einer vorausgegangenen Abseitsposition von Volland nicht (33.), eben jener Volland scheiterte kurze Zeit später mit einem Heber an Florian Müller (38.), Jeremiah St. Juste blockte nach einer herausragenden Kombination über Wirtz und Amiri einen gefährlichen Schuss von Julian Baumgartlinger (44.). Mainz 05 verzeichnete in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs durch Ridle Baku (45.+1) zwar noch seine beste Gelegenheit, war mit dem 1:0-Pausenstand für Bayer 04 aber noch ziemlich gut bedient. Die Freude zur Pause hielt sich allerdings in Grenzen, denn auch Mönchengladbach führte im Parallelspiel mit 1:0 gegen Hertha BSC.
Zum zweiten Durchgang wechselte Peter Bosz doppelt: Aránguiz ersetzte in der Zentrale Kerem Demirbay, außerdem war das Comeback von Lars Bender beendet, für ihn kam Mitchell Weiser - und der hätte beinahe für den nächsten Blitzstart der Werkself gesorgt: Nach einer Freistoßflanke von Amiri köpfte der Werkself-Rechtsverteidiger am zweiten Pfosten aus kurzer Distanz gegen den Pfosten (47.). Wenig später bot sich Bailey die nächste Großchance, der Jamaikaner schoss aber freistehend rechts vorbei (51.). In der Zwischenzeit hatte Mainz durch einen Konter noch den vermeintlichen Ausgleich erzielt, Jean-Philippe Mateta stand dabei jedoch im Abseits (48.). Ansonsten behielt Bayer 04 aber die Spielkontrolle, die beiden Einwechselspieler kamen zu weiteren Möglichkeiten: Weiser köpfte eine Bailey-Ecke über das Tor (54.), ein Distanzschuss von Aránguiz flog drüber (58.).
Auch der nächste Doppel-Wechsel sollte noch einmal für ordentlich Schwung sorgen. Für Amiri und Bailey kamen Havertz und Diaby (65.) - und Letzterer bereitete nach einem schönen Werkself-Angriff direkt ein Tor von Baumgartlinger vor. Allerdings schaltete sich der VAR ein und Schiedsrichter Benjamin Cortus nahm den Treffer zurück, weil Wirtz in der Entstehung St. Juste auf den Fuß getreten war (67.). Und auch Havertz fügte sich gleich nahtlos ein, sein abgefälschter Schuss flog ganz knapp links vorbei (75.). Ähnlich ging es wenig später auch seinem Einwechsel-Partner Diaby (78.).
Die Überlegenheit der Werkself war zu jeder Zeit greifbar, spiegelte sich auf der Anzeigetafel allerdings nur bedingt wieder. Beinahe hätte der eingewechselte Fernandes für Mainz noch den Spielverlauf auf den Kopf gestellt, traf aber mit einem abgefälschten Schlenzer nur die Latte (85.). Selbst ein zweistelliger Sieg hätte Bayer 04 allerdings nicht geholfen, denn Konkurrent Mönchengladbach gewann sein Heimspiel gegen Hertha BSC schließlich mit 2:1. Die Werkself beendet die Bundesliga-Spielzeit damit auf Platz fünf. Kurios: Mit 63 Punkten ist das Team von Bosz der beste Fünftplatzierte seit Einführung der Drei-Punkte-Regel. 2001 war der FC Bayern mit eben dieser Punktzahl sogar Meister geworden. 2020 reicht es für die Werkself damit nur für die Europa League, allerdings könnte Bayer 04 noch die Königsklasse erreichen, wenn die Mannschaft im August das Europa-League-Turnier in Nordrhein-Westfalen gewinnt. Und auch einen weiteren Titel kann die Werkself noch gewinnen: In einer Woche trifft Bayer 04 im Finale des DFB-Pokals im Berliner Olympiastadion auf den FC Bayern und kann die erste Trophäe seit 1993 einfahren. Wir freuen uns auf einen spannenden Sommer mit der Werkself!
Die Statistik:
Bayer 04: Hradecky – L. Bender (46. Weiser), Tah, S. Bender, Sinkgraven (85. Tapsoba) – Baumgartlinger, Demirbay (46. Aránguiz) – Wirtz, Amiri (65. Havertz), Bailey (65. Diaby) – Volland
FSV Mainz 05: Müller - Baku, St. Juste (74. Hack), Niakhaté, Aarón (46. Brosinski) - Latza, Kunde - Burkardt (85. Fernandes), Onisiwo - Mateta (69. Ji), Quaison (69. Öztunali)
Tor: 1:0 Volland (2.)
Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Röthenbach an der Pegnitz)
Gelbe Karte: Baumgartlinger

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