Werkself-Magazin – Rolfes: „Ich glaube an unsere Stärke“

Am Freitag, 30. August, erscheint die neue Ausgabe des Werkself-Magazins. Vorab gibt es schon jetzt exklusiv auf bayer04.de das große Interview mit Simon Rolfes zu lesen. Der Geschäftsführer Sport wird in der medialen Öffentlichkeit gern als Architekt, als Baumeister der Werkself bezeichnet. Der frühere Spieler der Werkself würde solche Begriffe nie für sich in Anspruch nehmen. Der 42-Jährige will einfach einen sehr guten Job machen. Im Interview mit dem Werkself-Magazin spricht er über seine strategischen Fähigkeiten, warum er gern mit Menschen arbeitet, die Herausforderungen an einen Meister-Kader und erklärt, wie wichtig ihm bestimmte Werte sind.
Simon Rolfes im Trainingslager

Simon, auf dem Foto aus dem Trainingslager in Donaueschingen sieht man dich als Schachspieler. Ein passendes Motiv für den Geschäftsführer Sport?

Rolfes: Ich kenne zumindest die Regeln, habe früher ab und an Schach gespielt und später dann mit meinen Kindern. Und natürlich gibt es zu meinem Job die Analogie, dass du immer ein paar Züge vorausdenken solltest. Diese strategische Komponente gefällt mir: Welche Dinge könnten sich entwickeln, welche mittelfristigen Folgen hat dieser Zug? Aber es gibt einen elementaren Unterschied zum Schach: Hier geht es am Ende um Menschen, die du nicht beliebig hin und her schiebst, zwei Felder nach vorn, eins nach rechts. Das ist ja das Faszinierende: Die Arbeit mit den Menschen macht es interessant und spannend, denn jeder Spieler, jeder Trainer hat einen unterschiedlichen Charakter.

Woher rührt deine Lust auf strategisches Denken?

Rolfes: Es ist zu einem großen Teil wohl typbedingt, aber meine Position als Profi auf dem Platz hat mich da sicher zusätzlich geformt. Als Spieler im Zentrum einer Mannschaft stehst du an einer sensiblen Schnittstelle von Risiko und Chance. Da steht immer die Frage im Raum: Gehst du mit nach vorn, schaffst somit Überzahl, ermöglichst offensiv vielleicht eine Chance, schwächst aber zugleich die Defensive. Man muss da immer wieder abwägen: Ist die Möglichkeit, das Tor zu erzielen oder eine große Chance zu kreieren höher als die drohende Gefahr, wenn der Ballverlust passiert? Diese Fähigkeit musst du als Spieler im Zentrum haben.

Wie würdest du dich da einschätzen: eher Abteilung Attacke oder Variante Vorsicht?

Rolfes: Das ist so simpel nicht zu beantworten. Wir holen häufig junge Spieler, in denen wir Potenzial sehen. Das ist grundsätzlich erst einmal risikobehaftet, aber natürlich auch chancenreich. Doch ich gehe nicht kopflos ins Risiko nach dem Motto: Das hat ja beim ersten Mal gut funktioniert, das funktioniert jetzt immer. Da bin ich doch eher konservativ. Ein Risiko einzugehen ist in Ordnung, aber die Professionalität beim Scouting und Recruitment muss jedes Mal aufs Neue einen Top-Standard haben. Wir versuchen, in diesen Bereichen unsere Arbeit auf höchstem Niveau zu machen, damit wir so kalkulierte Risiken eingehen können, finanzieller wie sportlicher Art. Denn dadurch können sich große Chancen ergeben. Das abzuwägen, das gehört dazu. Aber einfach zu zocken, auf gut Glück Risiko zu gehen, da fehlt mir die Komponente Verantwortung.

Du hast als Geschäftsführer Sport ohnehin eine besondere Verantwortung. Konntest du in diesem Sommer dennoch mal abschalten und die Erfolge genießen?

Rolfes: Nach den Feierlichkeiten in Berlin und dem wahnsinnig emotionalen Coming Home habe ich mal zwei Tage nichts gemacht, aber dann ging es normal weiter. Im Sommer bist du als Verantwortlicher im Sport immer on, da ist permanente Unruhe aufgrund der Transferperiode. Erst im September, in der ersten Länderspielphase, komme ich dann zur Ruhe, kann mal etwas auftanken. Natürlich ist in mir eine große Zufriedenheit. Wir haben schließlich lange dafür gekämpft, Deutscher Meister zu werden. Wir können alle stolz darauf sein. Alle hier im Verein haben für einen besonderen Spirit gesorgt und eine außergewöhnliche Atmosphäre erzeugt, die viele berührt hat. Manche sagen, man dürfe nie zufrieden sein. Das sehe ich anders. Wer nicht zufrieden ist mit dem, was er tut, der wird keine Höchstleistungen bringen können. Das heißt nicht, dass man nicht weiter ehrgeizig bleibt. Es geht darum, wieder Lust auf etwas Neues zu bekommen.

Der Saisoneinstieg ist durch die Turniere im Sommer sicher etwas erschwert.

Rolfes: Dieses Jahr ist es durch die EURO und die Copa America definitiv komplexer. Viele Spieler kamen später dazu, es gibt einen unterschiedlichen Vorbereitungsstand. Es ist etwas anderes, ob du fünf Wochen Pause hattest oder nur drei, zudem noch ein Turnier gespielt hast, auch die mentale Belastung wegstecken musst. Vielleicht gibt es daher auch Spieler, die sich etwas in die Saison hineinarbeiten müssen, dafür muss es dann andere geben, die von Beginn an da sind. Ich glaube an unsere Stärke. Die Herausforderung ist vielleicht größer, aber gleichzeitig können wir aus der Double-Saison unglaublich viel mitnehmen, an Sicherheit, an Selbstvertrauen, an Stärke. Den Glauben, Spiele zu drehen oder in Drucksituationen wie einem K.-o.-Spiel zu bestehen. Das Double ist kein Rucksack, sondern etwas, das hilft und beflügelt. Das hat man ja wieder beim Supercup gegen Stuttgart gesehen.

Simon Rolfes

Inwieweit kann man darauf von außen Einfluss nehmen?

Rolfes: Mit Sicherheit hilft immer Konkurrenzkampf. Deswegen haben wir versucht, in jedem Mannschaftsteil einen Impuls zu setzen. Zudem, das hört sich relativ simpel an, geht es darum, jeden Tag ein gutes Trainingsniveau zu erzeugen. Der Grundsatz ist die Kultur des ‚Jeden-Tag-gut-Trainierens‘, permanent Qualität abzuliefern. Das ist die Basis, auf der du Spiele gewinnst und so auch einen Teamspirit schaffst. Das Team bildest du ja nicht auf einer Kanu-Tour in der Sommervorbereitung, sondern wenn du unter Druck stehst, in Stresssituationen bist und zusammen auf dem Platz merkst: Wir sind eine Einheit. Das musst du jedes Jahr wieder neu erschaffen, selbst wenn die Mannschaft fast identisch ist, denn es gibt immer neue Konstellationen, Spieler, die in der Hierarchie innerhalb der Gruppe aufsteigen, andere, die plötzlich um ihren Platz kämpfen müssen. Eine Mannschaft bildet sich in jeder Saison neu.

Wie sehr haben sich denn im Vergleich deine Transferüberlegungen in diesem Sommer geändert?

Rolfes: Wir haben die Struktur des Teams beibehalten. Die Mannschaft durch neues Personal weiter zu verbessern, ohne bereits vorhandene Spieler in ihrer Entwicklung zu hemmen, ist die große Herausforderung. Da Akzente zu setzen in einem wirtschaftlichen Bereich, der für uns finanziell machbar ist, das ist schwerer. Letztes Jahr waren die Baustellen definitiv offensichtlicher.

Das ist zugleich auch ein Zeichen, wie weit die Mannschaft gekommen ist auf dem Weg zum Spitzenteam.

Rolfes: Man sollte das aber nicht nur auf das Double reduzieren. Die Entwicklung sieht man gut am UEFA-Klubkoeffizienten-Ranking, in dem immer die vergangenen fünf Jahre eingerechnet sind. Im Jahr 2020, als viele Spieler der heutigen Mannschaft gekommen sind, wie Florian Wirtz, Exequiel Palacios, Patrik Schick, Edmond Tapsoba und dann in der folgenden Winterpause Jeremie Frimpong, da standen wir auf Platz 25 – aktuell sind wir auf Platz elf, vor Klubs wie dem FC Barcelona, Juventus Turin oder Arsenal. Das ist ein gewaltiger Sprung: 14 Plätze. Unsere Zielsetzung war damals Top-16 in Europa, und die gilt weiterhin bei einem Budget, das sich eher im Bereich Top 25 bis 30 in Europa bewegt. Man erkennt die Entwicklung, intern wie extern. Wir spüren, dass wir als Klub nun anders wahrgenommen werden.

Ihr seid ungeschlagen Meister geworden, habt den DFB-Pokal gewonnen. Es war eine historische Saison. Hast du Angst vor zu hohen Erwartungen?

Rolfes: Die Wahrscheinlichkeit, dass du noch einmal so eine Saison spielst, ist verdammt gering. (lacht) Wir im Klub, die Spieler, auch unsere Fans wissen das. Es wird Spiele geben, die wir verlieren; Spiele, in denen wir vielleicht nicht gut sind. Es wird Fehlpässe geben, das gehört dazu. Wir haben auch letzte Saison nicht jedes Spiel brillant gespielt, das darf man auch nicht glorifizieren und das Bild komplett verklären. Ungeachtet dessen sind wir total ambitioniert. Wir haben eine gute Mannschaft, wir haben gute Spieler, und wir werden einen guten Spirit zeigen.

Und der gewonnene Meistertitel beweist: Bayer 04 kann alles schaffen.

Rolfes: Diese Gewissheit, dass wir es schaffen können, nehmen wir mit. Denn es wurde uns ja von vielen Seiten in Abrede gestellt, da hieß es nur: ‚Meister werdet ihr ja sowieso wieder nicht...‘ Diese Bestätigung, es zu können, ist für den Verein Gold wert. Das ist eine große Befreiung, die wir für die nächsten Jahre nutzen müssen.

Wie groß ist der grundsätzliche Glaube, wieder Titel sammeln zu können?

Rolfes: Wir haben den vierthöchsten Spieleretat in Deutschland, aber wir sind Erster geworden. Es ist also möglich. Wir werden im Etat nun nicht die Nummer zwei werden, sondern wir müssen mit dem, was wir haben, gut umgehen, so dass wir im Idealfall besser abschneiden als Platz vier. Zudem gibt es immer gewisse Entwicklungszyklen einer Mannschaft. Jeremie Frimpong, der in der letzten Saison auch ein Schlüsselspieler war, war nicht mehr der Jerry, den wir vor vier Jahren geholt haben. Wir werden versuchen, die Mannschaft immer mit Qualität zu verstärken, so wie aktuell nun mit Aleix Garcia oder Martin Terrier, aber eben auch mit einem Spieler wie Jeanuel Belocian, dem wir eine große Zukunft zutrauen, der aber noch wachsen muss. Wir wollen Erfolg haben, aber wir müssen zugleich schauen, dass sich die Mannschaft immer wieder neu entwickelt. Das wird der Balanceakt sein. Wir wissen, wo wir stehen, was wirtschaftlich möglich ist und was nicht. Damit gehen wir verantwortungsvoll um. Wir werden budgetmäßig nicht die Nummer zwei, aber das heißt nicht, dass wir nicht sportlich besser als Platz vier abschneiden können.

Natürlich wollen wir in dem neuen Liga-Modus, den ich für sehr spannend und gut durchdacht halte, in die K.-o.-Runde einziehenSimon Rolfes über die UEFA Champions League

Grundsätzlich bekennt sich der Klub inzwischen offensiv zum permanenten Ziel Champions-League-Teilnahme. Das war nicht immer so…

Rolfes: Wer ein Top-vier-Budget hat, der muss sich auch den entsprechenden Zielen stellen. Im Fußball kann es immer Gründe geben, wieso man bestimmte Ziele nicht erreicht. Das ist Sport, das ist nicht alles vorhersehbar. Aber wir müssen immer alles dafür geben, diesen Champions-League-Platz zu erreichen und im besten Fall, wie zuletzt, weit über unseren finanziellen Möglichkeiten abzuschneiden.

Seit wann ist dieses Selbstverständnis so klar?

Rolfes: Der Ehrgeiz war immer vorhanden. Der Glaube daran, dass wir viel erreichen können, ist mit der zunehmenden Qualität der Spieler und des Staffs gestiegen. Wir haben im Jahr 2020, als etwa Flo, Edi, Pala und Patrik dazukamen, viele gute Transfers gemacht, die aber alle noch Zeit brauchten. Im Sommer 2022, als wir als Dritter vorzeitig die Champions League erreicht haben, da spürte man, wie viel Potenzial in diesem Team steckt. Da wussten wir: Das muss nicht die Grenze dieser Mannschaft sein. Da war der Glaube groß.  Ehrgeiz ist so eine Sache – man kann viel erzählen, aber die Frage ist: Glaubst du das wirklich selbst? Die richtige Power hast du, wenn alle spüren, das ist nicht dahingesagt, sondern wir glauben daran, dass wir es schaffen können.

Bayer 04 ist oft vorgeworfen worden, am Ende womöglich nicht ambitioniert genug zu sein, sich zu früh zufrieden zu geben. Stichwort Wohlfühloase…

Rolfes: Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass ein Mensch sich wohlfühlen muss, um seine bestmögliche Leistung zu erreichen. Dazu gehört Vertrauen, ein gutes Miteinander. Aber zugleich haben wir hohe Erwartungen an die Professionalität, an die Qualität, an die Arbeitseinstellung, an die Intensität im Training. Da sind wir heute deutlich professioneller. Wir fordern wesentlich mehr von den Profis ein, sie verbringen hier mehr Zeit als früher. Es ist ein Mix: Die Spieler müssen gerne hier sein, sich wohlfühlen, aber sie wissen, sie werden hier gefordert. Fordern und fördern, nur so vollzieht sich Entwicklung. Diesen Anspruch, besser werden zu wollen, leben wir. Ein Beispiel: Der Athletikbereich war früher deutlich kleiner aufgestellt. Da haben wir jetzt mehr und bessere Spezialisten, arbeiten zugleich aber eben auch viel, viel mehr mit den Spielern im athletischen Bereich. Die Spieler spüren, dass wir viele Facetten auf einem anderen Level angehen als noch vor einigen Jahren.

Was bedeutet es sportlich für die kommende Champions-League-Saison?

Rolfes: Unser Anspruch ist, in der Champions League nicht einfach nur mitzuspielen, sondern ein echtes Champions-League-Team zu sein, wirklich wettbewerbsfähig. Natürlich wollen wir da in dem neuen Liga-Modus, den ich im Übrigen für sehr spannend und gut durchdacht halte, in die K.-o.-Runde einziehen. Alles Weitere lässt sich ja nie vorhersagen. Darüber zu spekulieren, ergibt keinen Sinn. Aber die Champions League ist eine ganz große Herausforderung.  Das ist die nächste Entwicklungsstufe, die wir erklimmen wollen, wo wir zeigen wollen: ‚Hallo, hier sind wir.‘

Zur Entwicklung gehört, dass auch die Person Simon Rolfes inzwischen öffentlich mutiger auftritt?

Rolfes: Mit Sicherheit. Der Wechsel vom Rasen ins Büro ist ein riesiger Schritt. Ich hatte den Glauben, dass ich die Fähigkeiten besitze, auch nach meiner aktiven Karriere einen erfolgreichen Job zu machen. Trotzdem hatte ich nie die Arroganz, dass ich das alles schon kann, sondern den klaren Willen und das Bewusstsein, mich entwickeln zu wollen. Natürlich habe ich in diesen Jahren mit Fernando und zuvor mit Rudi extrem viel dazugelernt. Und natürlich mache ich Dinge heute mit den Erfahrungen anders als vor fünf Jahren. Da bin ich definitiv auch selbstsicherer, mutiger geworden.

Simon Rolfes

Wie sehr hast du dich ansonsten verändert?

Rolfes: Veränderungen sind grundsätzlich nicht schlimm, sogar erstrebenswert, aber man sollte zu seinen Werten im Leben stehen und diese aufrecht erhalten, auch wenn der Fußball ein verrücktes Geschäft ist in puncto Aufmerksamkeit, Geld, Einfluss. Das sollte den Menschen nicht verändern, aber häufig ist es ein süßes Gift. Es hilft mir sicher, eine Spielerkarriere gehabt zu haben, in der ich als junger Kerl alle Phasen einmal mitgemacht habe. Ich weiß, dass es diese Ausschläge in jede Richtung gibt. Dass man nicht zu sehr die Ausschläge nach oben dazu nutzen sollte, abzuheben, so dass dich die Ausschläge nach unten dann auch nicht zu sehr persönlich treffen. Ich hoffe sehr, dass ich mich immer weiterentwickle, aber dass ich trotzdem meine Werte beibehalte, die mir, die uns als Familie wichtig sind.

Welche Werte würdest du für dich als unverhandelbar definieren?

Rolfes: Verlässlichkeit. Wenn ich etwas zusage, ist es für mich gesetzt. Dann ist der Handschlag für mich wie ein Vertrag. Dazu kommt Bodenständigkeit. Erdung erachte ich als ganz wichtig. Bodenständigkeit schließt aber Ambition und Ehrgeiz nicht aus.

Wohin kann sich der gesamte Klub denn entwickeln?

Rolfes: Ich glaube, dass wir ein riesiges Potenzial haben, weil es häufig so ist, dass vor allem Kinder in einer erfolgreichen Zeit zu Fans eines Klubs werden. Ein Verein hat in der Regel Fans aus drei Generationen: Großeltern, Eltern, Kinder. Die erste Generation, die im größeren Ausmaß als Kinder Leverkusen-Fan geworden ist, war die 2000er-Generation. Die damalige Bayer 04-Mannschaft hatte eine Ära geprägt mit unglaublich tollen Spielen. Gut 20 Jahre später begeistern wir nun die zweite Generation in großem Stil für uns. Das heißt: In den nächsten 20 Jahren bietet sich uns die Chance, noch mal eine dritte Fan-Generation dazuzugewinnen. Viele unterschätzen noch unser gewaltiges Potenzial. Das ist nicht mehr das Bayer 04 Leverkusen von vor 15 Jahren. Die Nummer eins im Rheinland ist Bayer 04, wir sind das internationale Aushängeschild der Region. Das merken wir in allen Bereichen, und natürlich war die Double-Saison ein Boost in der Entwicklung. Die nächsten Jahre haben wir die riesige Chance, auf ein deutlich höheres Niveau zu kommen, als viele glauben. Da ist noch einiges möglich.

Welche Rolle spielt Trainer Xabi Alonso für diese Erfolgsgeschichte?

Rolfes: Wir alle haben das Glück, dass der Verein sich so gut entwickelt hat über die vergangenen 30 Jahre. Da möchte ich auch noch mal explizit Werner Wenning (Vorsitzender des Gesellschafterausschusses; d. Red.) erwähnen, der mit dafür gesorgt hat, dass der Verein kontinuierlich nach vorne gekommen ist und man immer auf einem guten Fundament aufbauen konnte. Die Chance, die ich nun hatte und habe, basiert auf der Arbeit anderer, sonst wäre das gar nicht möglich gewesen. Gemeinsam mit Xabi haben wir im Sommer 2023 einige hervorragende Transfers gemacht, aber viele Schlüsselspieler waren bereits da. Davon hat auch er profitiert. Xabi hat eindeutig für einen Aufschwung gesorgt und für eine Attraktivität in der Außenwirkung. Er hat neben der reinen Qualität als Trainer etwas Spannendes mit hereingebracht, das hat dem Klub sicher gutgetan. Aber ich glaube auch, dass ihm Bayer 04 eine herausragende Möglichkeit bietet, nicht nur dieses Team zu entwickeln, sondern auch sich selbst.

Wenn du zurückblickst, gab es in den Verhandlungen mit Xabi Alonso einmal einen Moment, wo du dachtest: Das Risiko mit einem unerfahrenen Trainer wäre immens.

Rolfes: Die Komponente ‚Keine Erfahrung‘ war ebenso wenig zu leugnen wie unsere ungewohnte Situation als Tabellensiebzehnter. Das war nicht wegzudiskutieren: Aber bei allen anderen Parametern, die wir betrachtet haben, stand die Ampel auf Grün: Wie wollen wir Fußball spielen als Bayer 04? Wenn man das mit dem verglichen hat, wie Xabis Mannschaft von San Sebastian spielte, dann war das deckungsgleich. Also: Grün. Passt das zu den Spielern, die wir haben? Grün. Wie lauten die Referenzen über seine Persönlichkeit? Grün. Passt diese Persönlichkeit zu Bayer 04? Passt. Diese ganzen Komponenten waren auf Grün. Dann ist die Frage: Glaubst du an Qualität, oder glaubst du nur an Erfahrung? Wir haben an Xabi geglaubt, aber ebenso an die Qualität der Mannschaft. Und wir wussten, dass wir Xabi stark unterstützen werden, um fehlende Erfahrung wettzumachen. Im Nachhinein kann man festhalten, dass dies alles herausragend funktioniert hat.

Es war dein Königstransfer auf dem Weg zum Meistertitel. Siehst du das auch so?

Rolfes: Die Entscheidungen im letzten Transfersommer waren ebenso wichtig, auch viele Themen, die zuvor verändert wurden, nicht nur im Team, sondern auch drumherum. Da spielen wahnsinnig viele Menschen und Abteilungen eine Rolle. Es waren am Ende viele Puzzleteile, die dafür gesorgt haben, dass das Bild so schön geworden ist.

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