Der erste Elf­me­ter-„Kil­ler“ von Bayer 04

Uwe Grei­ner im Inter­view

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Zwei Jahre lang hütete Uwe Greiner zwischen 1981 und 1983 das Tor der Werkself, war 1982 in den Bundesliga-Relegationsspielen gegen Kickers Offenbach der große Rückhalt seiner Mannschaft. Insgesamt bestritt der gebürtige Bad Cannstatter 73 Pflichtspiele für Bayer 04 – sein erstes davon vor heute genau 40 Jahren, am 8. August 1981, seinem 22. Geburtstag. Die Partie beim FC Bayern ging hoch verloren, aber Greiner hielt als erster Bayer 04-Keeper in der damals noch jungen Bundesliga-Geschichte des Klubs einen Elfmeter. Im Interview mit bayer04.de erinnert sich die ehemalige Nummer 1 der Werkself an ein denkwürdiges Spiel. Aber erst einmal: Happy Birthday und alles Gute zum 62. Geburtstag, Uwe Greiner!

Uwe, der 8. August 1981 war in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderer Tag für Sie. Erzählen Sie mal…
Greiner:
(lacht laut) Oh ja, das war er in der Tat. Wir spielten beim FC Bayern, 1. Spieltag der Saison 1981/82. Für mich war’s das erste Pflichtspiel für Bayer 04 überhaupt. Ich war gerade vom VfB Stuttgart nach Leverkusen gewechselt. Und wie es der Zufall wollte, hatte ich bei meiner Premiere für die Werkself auch noch Geburtstag. Ich wurde 22, eigentlich alles wunderbar, sollte man meinen. Meine ganze Familie war aus Stuttgart angereist, um im Olympiastadion dabei zu sein. Aber dann stand es nach 43 Minuten schon 5:0 für die Bayern. Ein Debakel! Fünf Stück drin und ich hatte fast keinen Ball berührt. Das hatte ich mir anders vorgestellt.

Aber die fünf Stück waren alle unhaltbar?
Greiner: Na ja, das würde ich so nicht sagen. Vielleicht bin ich einmal zu spät rausgekommen. Aber es waren keine spielentscheidenden Fehler dabei. Die Bayern waren an diesem Tag mindestens zwei Nummern zu groß für uns.

Lassen Sie uns mal kurz zusammenfassen: Karl-Heinz Rummenigge hatte die Münchener in Führung gebracht, dann trafen Wolfgang Dremmler, zweimal Paul Breitner und Dieter Hoeneß, bevor Arne-Larsen Ökland für Bayer 04 kurz vor dem Pausenpfiff immerhin ein Ehrentreffer gelang. Kurt Niedermayer erhöhte nach einer Stunde auf 6:1, schließlich erzielte Peter Szech in der 72. Minute noch das 2:6 aus Leverkusener Sicht. Und dann bot sich dem sicheren Elfmeterschützen Breitner vom Punkt aus noch einmal die große Chance auf das 7:2…
Greiner: Ich wusste, dass Paul Breitner den Anlauf immer verzögerte und gerne in die linke Torwartecke schoss. So auch diesmal. Also war ich zur Stelle und hielt den Elfer.

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Schlecht geschossen oder großartig von Ihnen pariert?
Greiner: (lacht) Sagen wir mal: Er schoss den Ball so, dass ich ihn halten konnte. Vielleicht war es sein Geburtstagsgeschenk für mich…

Immerhin war es der erste gehaltene Elfmeter eines Bayer 04-Torhüters in der Bundesliga-Geschichte des Vereins.
Greiner: Das war mir damals nicht bewusst und glauben Sie mir: Dieser ‚historische Moment‘ hat die derbe Niederlage auch nicht besser gemacht.

Eilte Ihnen denn der Ruf eines Elfmeter-Killers voraus?
Greiner: In der Jugend war ich das sicherlich. Aber in der Bundesliga? Nein. Da brauchst du einfach auch das nötige Glück.

Was zeichnete Sie als Torhüter aus?
Greiner: Ich war sicher stark auf der Linie, sehr schnell unten und hatte eine große Sprungkraft.

Dieses 2:6 beim Rekordmeister war der Auftakt in eine Saison, die fast mit dem Abstieg geendet hätte.
Greiner: Ich kann mich erinnern, dass wir damals zwar auch das zweite Spiel zu Hause gegen den VfL Bochum mit 0:3 verloren, danach aber ganz gut in Tritt kamen und nach dem 9. oder 10. Spieltag noch auf Platz acht standen. Wir hatten Borussia Dortmund 2:1 besiegt und in Bremen beim 0:0 ein wirklich starkes Spiel gemacht. Aber dann ging es bergab. Wir mussten als Tabellen-16. in die Relegation gegen Kickers Offenbach – die erste Relegation überhaupt in der Bundesliga-Geschichte. Zum Glück haben wir es hingekriegt, sind nicht abgestiegen. Und ich denke, dass ich auch meinen Anteil daran hatte, dass wir die Klasse halten konnten.

Sie spielten damals auch für Deutschland in der U21-Nationalmannschaft, unter anderem zusammen mit Rudi Völler…
Greiner: Ja, und mit Lothar Matthäus, Pierre Littbarski und Thomas Allofs. Trainer war Berti Vogts. Auch Jogi Löw und Bernd Schuster zählten zu meinen Teamkollegen in der U21. In meiner Leverkusener Zeit habe ich 1982 auch ein B-Länderspiel für Deutschland gegen Portugal bestritten.

Ich hatte schöne zwei Jahre in Leverkusen und lernte in der Zeit tolle Menschen und Typen kennen.

Nach nur zwei Jahren und insgesamt 73 Pflichtspielen für Schwarz-Rot war das Kapitel Leverkusen für Sie beendet. Warum so schnell wieder?
Greiner:
Ich wäre gerne geblieben. Aber mein Vertrag wurde nicht verlängert. Der damalige Trainer Dettmar Cramer und ich – das passte wohl nicht zusammen. Also ging ich nach Berlin zu Tennis Borussia und danach noch für zwei Jahre zu Fortuna Düsseldorf. Bei der Fortuna machte ich auch noch über 40 Pflichtspiele. Dann war mir meine berufliche Karriere wichtiger. Ich kickte aber nebenher noch einige Zeit beim damaligen Oberligisten SpVgg 07 Ludwigsburg.

Was machen Sie heute beruflich?
Greiner: Ich bin seit meinem Karriere-Ende 1986 in der Baubranche tätig und damals in die elterliche Firma eingestiegen. Wir machen für Kindergärten, Schulen, Altenheime und Hotels all das, was mit Türen und Zutrittskontrollsystemen zu tun hat. Meine Firma Greiner Industrievertretungen habe ich in Weinstadt in der Nähe von Stuttgart.

Mit Fußball haben Sie gar nichts mehr zu tun?
Greiner: Nein, dazu war und bin ich beruflich zu sehr eingespannt. Aber natürlich verfolge ich die Bundesliga schon noch aufmerksam. Vor allem meinen Heimatverein VfB Stuttgart, aber auch Bayer 04. Ich hatte ja schöne zwei Jahre dort und lernte in der Zeit tolle Menschen und Typen wie Arne-Larsen Ökland, Walter Posner oder Dietmar Demuth kennen. Kontakt hatte ich vor einigen Monaten noch zu Rüdiger Vollborn, meinem Nachfolger im Leverkusener Tor.

Kurz vor dem Start in die neue Spielzeit: Was trauen Sie Bayer 04 in dieser Saison zu?
Greiner: Ich denke, dass die Leverkusener auf jeden Fall um einen Champions-League-Platz mitspielen werden.