Fernando, wenn wir jetzt so kurz vor Jahresende auf die bisherige Saison zurückschauen, fällt das Fazit überaus positiv aus. Hast du in deiner beruflichen Laufbahn jemals eine solche Phase erlebt, in der es auf so vielen Ebenen gleichzeitig so gut lief?
Carro: Vergleichbare gab es schon, beispielsweise in meinem vorherigen Beruf bei Bertelsmann, wenn der Umsatz stark gewachsen ist. Und dann konnte ich, weil es im Job so gut lief, etwas beruhigter an meinen Qualitäten auf dem Tennisplatz arbeiten. (lacht) Ernsthaft, ich bin sehr zufrieden, wie es aktuell läuft, aber wir dürfen uns keine Sekunde ausruhen und müssen trotzdem jeden Tag versuchen, uns zu verbessern – auf allen Ebenen.
Welche Faktoren machst du für solche erfolgreichen Phasen aus?
Carro: Ich bin absolut davon überzeugt, dass am Ende alle Mitarbeiter den Erfolg ausmachen. Im Falle eines Profifußball-Klubs wie Bayer 04 sind es natürlich zuerst die Spieler, das Trainerteam, aber eben auch das Management und alle Mitarbeitenden. Wenn alle Räder ineinandergreifen, steigt die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg.
Simon, der Cheftrainer ist bei einem Profifußball-Klub ja immer die zentrale Person. Als ihr Xabi im Oktober 2022 geholt habt, hast du selbst von einer mutigen Entscheidung gesprochen. Von außen wurde die Verpflichtung teilweise als gewagt bezeichnet. Hättest du damals gedacht, dass es mit ihm so gut laufen wird?
Rolfes: Das war zum damaligen Zeitpunkt so vielleicht nicht unbedingt absehbar. Aber dass wir eine gute Mannschaft haben und er gut zu unseren Spielern passen könnte, davon waren wir überzeugt. Und dass wir in der neuen Saison erfolgreicher sein werden als letzte Saison, das haben wir uns alle zugetraut. Im Sommer ist dann, auch durch die Transfers, eine zusätzliche, besondere Dynamik entstanden. Es wurden gemeinsam viele richtige Entscheidungen getroffen, was sowohl die Mannschaft an sich als auch die Bereiche und Personalien rund ums Team im gesamten Klub betrifft.
Was hat euch dazu bewogen, Xabi zu verpflichten?
Rolfes: Zum einen ist es natürlich die Art, wie er Fußball spielen lässt. Das hat er auch schon eindrucksvoll bei der zweiten Mannschaft von San Sebastian unter Beweis gestellt, es war eine klare Philosophie mit viel Kontrolle und vertikalem, temporeichem Spiel erkennbar. Das passt gut zu unserer Spielidee und zu unseren Spielern. Zum anderen geht es bei einem Trainer immer auch um seine Persönlichkeit. Und bei Xabi hatten wir den Eindruck, dass er durch seine erfolgreiche aktive Karriere eine gestandene Persönlichkeit ist. In seiner täglichen Arbeit hier ist er sehr akribisch. Das Europa-League-Spiel in Monaco war für mich ein Wendepunkt, da habe ich deutlich gespürt, dass bei vielen Spielern schwere Steine aus den Rucksäcken gepurzelt sind. Es war ein ganz besonderer Moment.
Seither ist eine große Euphorie rund um Bayer 04 entstanden. Der Verkauf von Dauerkarten musste gestoppt werden und wir haben viele neue Mitglieder gewonnen – die 40.000er Marke wurde kürzlich überschritten. Was kann aus dieser Begeisterung noch entstehen?
Carro: Simon hat mir erst neulich von der Saison 2003/04 erzählt, als er mit Bremen die Meisterschaft und den Pokal gewonnen hat. Seitdem ist das Weserstadion eigentlich immer ausverkauft – bis heute. Das ist für mich ein gutes Beispiel. Sollten wir es am Ende der Saison wirklich schaffen, etwas Großes zu erreichen, kann das wesentlich dazu beitragen, über Jahre hinweg auf ein neues, höheres Niveau zu kommen. Dafür haben wir alle Voraussetzungen – sei es die Nähe zu unseren Fans, die große Professionalität in unserer Organisation oder die Qualität und Zielstrebigkeit bei allen, die hier arbeiten.
Simon, du bist 2005 aus Aachen nach Leverkusen gekommen, also schon viele Jahre bei Bayer 04. Hast du in deiner Zeit als Spieler und Verantwortlicher hier jemals eine solch positive Dynamik wie jetzt erlebt?
Rolfes: In diesem aktuellen Ausmaß nicht, nein. Natürlich hat sich der Klub über die Jahre hinweg schon immer weiterentwickelt. Die Anhängerschaft ist kontinuierlich gewachsen. Wir haben in vielen Bereichen ein neues Niveau erreicht. Aber was jetzt gerade passiert, ist schon etwas Besonderes. Das Stadion ist immer ausverkauft, die Mitgliederzahlen explodieren förmlich und die Qualität der Mannschaft war seit 2005 noch nie so hoch – sowohl individuell als auch in der Breite des Kaders.
Du hast ja auch mal gesagt, dass du gerne selbst in der jetzigen Mannschaft gespielt hättest…
Rolfes (lacht): Die Zeiten sind vorbei. Was aber mindestens genauso wichtig ist, wie die sportliche Qualität, ist der Charakter der Spieler. Das perfekte Beispiel dafür ist das Heimspiel gegen Molde. Wir standen vorher schon als Gruppensieger fest. Auf dem Platz hat sich trotzdem jeder voll reingehauen, und am Ende haben wir 5:1 gewonnen. Dieser unbedingte Wille von jedem Einzelnen macht uns als Kollektiv so stark.
Ihr beide habt euch dieses Jahr erneut zum Klub bekannt und euch vertraglich langfristig gebunden. Dabei habt ihr betont, dass ihr hohe Ansprüche an euch selbst und an den Klub habt. Man hat den Eindruck, dass die Zusammenarbeit untereinander und auch mit Werner Wenning (Vorsitzender des Gesellschafterausschusses) sehr vertrauensvoll ist. Inwieweit ist auch das ein Erfolgsfaktor?
Carro: Für mich ist die Kontinuität an der Spitze eines Unternehmens von großer Bedeutung – im Fußball vielleicht noch mehr als anderswo. Wir ergänzen uns sehr gut mit den unterschiedlichen Stärken, die wir einbringen. Hinzu kommt: Unser gewachsenes Vertrauensverhältnis, auch das zu Werner Wenning, mit dem wir regelmäßig in Kontakt sind, hilft uns in Phasen, in denen es vielleicht mal nicht so gut läuft.
Rolfes: Ja, wir profitieren sehr voneinander. Fernando ist manchmal impulsiver und ich etwas ruhiger. Beides kann in verschiedenen Momenten von Vorteil sein. Der Klub profitiert von beidem.
Blicken wir voraus aufs neue Jahr. Der Januar bringt Herausforderungen mit sich, da mehrere Spieler beim Afrika-Cup im Einsatz sein werden. Unsere Fans interessiert natürlich besonders, ob ihr euch nochmal auf dem Transfermarkt umguckt.
Rolfes: Grundsätzlich haben wir bei der Zusammenstellung des Kaders im vergangenen Sommer neben der Dreifach-Belastung und der Möglichkeit, in den Pokalwettbewerben weit zu kommen, natürlich auch den Afrika-Cup bedacht. Wir sind daher absolut überzeugt von den Spielern, die uns zur Verfügung stehen. Das steht außer Frage. Trotzdem werden wir im Winter schauen, ob es passende Optionen zur Verstärkung gibt.
Ein weiteres Thema, das im neuen Jahr auf den deutschen Profifußball zukommen wird, ist der mögliche Einstieg von Investoren. Was bedeutet das für die Bundesliga und für Bayer 04?
Carro: Es ist eine Zusammenarbeit mit einem Partner, der Geld zahlt, und dafür eine Profitabilität erwartet. Die finanziellen Mittel könnten dann beispielsweise in die Digitalisierung und Internationalisierung des Produkts Bundesliga investiert werden. So entwickeln und wachsen am Ende auch die Klubs und ihre Umsätze. Für den Fan würde es sich ausschließlich positiv auswirken. Dieser Schritt wird niemals zur Folge haben, dass die Tradition des Fußballs in Deutschland verloren geht. Aber er ist wichtig, um einen Beitrag zur globalen Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga liefern zu können.
Mit Blick auf den Jahresanfang warten viele sportliche Highlights: Im DFB-Pokal wird es richtig spannend, da wir mit Stuttgart den schwersten Gegner im Topf zugelost bekommen haben. Und auch auf die Auslosung in der Europa League sind alle gespannt. Worauf freut ihr euch besonders im neuen Jahr?
Rolfes: Ich freue mich vor allem auf den weiteren Weg hier bei Bayer 04 und auf jede einzelne Aufgabe, die auf uns wartet. Eine Mannschaft mit diesem Ehrgeiz und mit diesem Teamspirit zu sehen, ist klasse. Und wir freuen uns sehr darüber, dass auch bei unseren Fans zu spüren ist, dass sie auf jedes einzelne Spiel hinfiebern. So muss es sein!
Carro: Schöner kann man einen Abschlusssatz nicht formulieren! Jetzt wünschen wir unseren Fans, unseren Partnern und allen Mitarbeitern aber erstmal ein frohes neues Jahr!
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