Hart, aber herz­lich

Tho­mas Hörs­ter wird 65

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Seit 44 Jahren ist Thomas Hörster ununterbrochen für Bayer 04 aktiv. Er war Spieler, Nachwuchs-Trainer, kurzzeitiger Chefcoach der Profis und arbeitet nun bereits seit vielen Jahren für die Scouting-Abteilung seines Klubs. Hörster ist einer der Aufstiegshelden von 1979, gewann 1988 mit Bayer 04 den UEFA-Cup, wurde in Leverkusen zum Nationalspieler und ist als Trainer zweimal Deutscher Meister mit den Bayer 04-A-Junioren geworden. Heute feiert er seinen 65. Geburtstag. Wir nutzen den Anlass für einen ausführlichen Rückblick auf seine große Karriere.

Dass er mal Fußballer werden würde, war längst nicht ausgemacht. Thomas Hörster, ein Kind des Ruhrpotts und in Essen geboren, hatte als Steppke viele Talente. Er war Turmspringer, Judoka und, ja, auch ein begeisterter Kicker. Bei Blau-Weiß Essen hatte er angefangen, dann wechselte er die Farben und ging zum ETB Schwarz-Weiß Essen, dem bürgerlichen Traditionsverein, den Mittelständler und Kaufleute 1881 gegründet hatten. „Spötter bezeichneten den Klub als Lackschuh-Verein“, sagt Hörster, dessen beste Freunde alle schon lange bei Rot-Weiß Essen spielten, dem Arbeiterklub aus dem Stadtteil Bergeborbeck. Inzwischen war auch ihm klar, dass er ausschließlich beim Fußball bleiben würde.

„Kuck ersma, wat die andern machen“

Als A-Jugendlicher durfte Hörster erstmals bei den Herren mittrainieren, die damals in der 2. Liga spielten, und lernte gleich seine erste große Lektion. „Ich wollte einen guten Eindruck machen und rannte beim Aufwärmen sofort an der Spitze der Gruppe. Plötzlich schlug mir einer von hinten in die Knochen und ich lag auf dem Boden.“ Mach mal schön langsam, Kleiner, sollte das heißen. Der Kapitän der Truppe, Günter „Pommes“ Leufgen, nahm den allzu Eifrigen nach dem Training zur Seite. „Er sagte mir: ‚Junge, kuck ersma, wat die andern machen, nich einfach vorneweg laufen‘“, erzählt Hörster und lacht.

Als knapp 18-Jähriger gab er sein Debüt in der 2. Bundesliga Nord. 71 Spiele machte er für die Schwarz-Weißen in zweieinhalb Saisons. „Vor allem in meinem zweiten Jahr waren wir richtig gut und spielten lange oben mit.“ Am Ende dieser Spielzeit 1975/76 landete der Klub auf Platz 7, während Liga-Konkurrent Bayer 04 als 15. nur knapp dem Abstieg entrinnen konnte.

Die Leverkusener verpflichteten in der darauffolgenden Saison Willibert Kremer als neuen Coach. Der hatte Hörster längst in seinem Notizbuch und machte sich Ende seines ersten Dienstjahres unterm Bayer-Kreuz für eine Verpflichtung des Esseners stark. Dem Mittelfeldspieler lagen aber im Sommer 1977 noch zwei weitere Angebote vor. Fortuna Köln und Arminia Bielefeld zeigten ebenfalls Interesse. Hörster traf sich mit Jean Löring und Wolfgang Fahrian vom Kölner Südstadtklub und auch mit Kalli Feldkamp, dem damaligen Trainer der Bielefelder.

Mit 20 nach Leverkusen

Dass seine Entscheidung zugunsten der Leverkusener ausfiel, ist Hörsters Vater zu verdanken. Der war Berater seines Sohnes und hauptberuflich Richter in Essen. „Er verstand sich in den Verhandlungen bestens mit Dr. Jürgen Schwericke, dem Vorsitzenden von Bayer 04, der ja auch Jurist war“, erzählt Hörster. Außerdem sprachen für einen Wechsel unters Bayer-Kreuz auch die beruflichen Perspektiven. Als gelernter Radio- und Fernsehtechniker würde er im Werk in der Automatisierungstechnik arbeiten können. Das alles machte einen soliden Eindruck.

Also unterschrieb der 20-Jährige seinen Vertrag in Leverkusen und arbeitete zweimal in der Woche im Konzern. Bei Cheftrainer Willibert Kremer war Hörster von Anfang an gesetzt. In seiner ersten Saison stand er in 37 von 38 Partien in der Startformation und spielte dabei bis auf eine Ausnahme immer über die volle Distanz, meistens auf einer der beiden Halbpositionen im Mittelfeld. Die andere nahm Klaus Bruckmann ein, der ebenfalls 1977 als Neuverpflichtung vom MSV Duisburg gekommen war.

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Hörster zählte zu den technisch stärksten Spielern der Werkself, hatte einen eleganten Spielstil. Neben seinen herausragenden fußballerischen Qualitäten brachte der 1,85 Meter große Bartträger auch eine robuste Zweikampfhärte mit und war stark im Kopfball. „Ich war sicher nicht der Schnellste, konnte Situationen aber antizipieren und hatte eine gute Kondition“, sagt Hörster, der in seiner Anfangszeit an der Dhünn nebenbei noch sein Fachabitur in Köln-Deutz machte.

Tommy, der Libero

In der Saison 1978/79 schaffte Bayer 04 überraschend den Durchmarsch von der 2. Liga in die Bundesliga. Der eingeschworenen Truppe gelang alles. „Und selbst, wenn wir mal keinen so guten Tag hatten, machten wir noch aus Scheiße Gold.“ Wobei Hörster offen gesteht, dass er in den ersten Jahren so seine Schwierigkeiten hatte mit ein paar Kollegen. Das Ruhrgebiet habe ihn sehr geprägt. „Da sagt man dem anderen knallhart die Meinung und kriegt es oft ebenso hart zurück – und dann geht es weiter. So is dat im Pott“, ruhrpottlert Hörster und lacht. In Leverkusen sei er mit dieser Mentalität manchmal angeeckt.

Trotzdem wurde er schon bald Kapitän der Mannschaft, die sich langsam in der Bundesliga zu etablieren begann. Unter Erich Ribbeck bekam Hörster ab 1985 eine neue Rolle zugewiesen: die des Liberos. Er fand schnell Gefallen an der Position. „Ich kam als freier Mann wesentlich besser ins Spielen als im Mittelfeld.“ Antizipation, Technik, Physis: Hörster brachte alles mit für diese Aufgabe und wurde einer der besten Liberos in Deutschland. Man verpasste ihm den Spitznamen „Krake“, weil er mit seinen langen Beinen irgendwie immer noch an den Ball kam und kaum zu überspielen war. Auch dem „Kaiser“ war das nicht entgangen. Franz Beckenbauer nominierte Hörster 1986 erstmals für die deutsche Nationalmannschaft. Mit fast 30 gab er am 24. September beim 2:0-Sieg in Dänemark sein Länderspieldebüt. Es folgten nur noch drei weitere Spiele in der A-Mannschaft, aber Hörster hatte sich ohnehin keinen großen Illusionen hingegeben. „In meinem hohen Alter hatte ich mit einer Berufung gar nicht mehr gerechnet.“

Seoul als Höhepunkt

Die drei Jahre zwischen 1985 und 1988 wurden die erfolgreichsten in der Spieler-Karriere von Thomas Hörster. Leider verpasste er die Finalspiele im UEFA-Cup gegen Espanyol Barcelona, weil er sich schon unmittelbar nach dem 1:0-Sieg im Halbfinal-Hinspiel gegen Werder Bremen einer Leistenoperation hatte unterziehen müssen. Vielleicht lautet Hörsters Antwort auf die Frage nach seinem schönsten Erlebnis auch deshalb eben nicht: der UEFA-Cup-Triumph. Nein, als den Höhepunkt seiner Karriere betrachtet er die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Seoul. Schon die Teilnahme und das Erlebnis Olympia haben ihn fasziniert. „Du hast endlich mal hautnah etwas mitbekommen von den anderen Sportarten. Wir feuerten Steffi Graf bei ihren Tennis-Matches an oder Anja Fichtel, die als Florettfechterin zwei Goldmedaillen gewann. Neben uns im Olympischen Dorf wohnten die Reiterinnen und Reiter, die morgens um 5 Uhr schon los mussten zu ihren Pferden. Auch beim Essen sahst du überall diese Top-Athleten. Und abends hing dann unsere halbe Mannschaft am Fenster, weil im Haus gegenüber die schwedischen Frauen halbnackt rumliefen.“

Ja, und sportlich lief’s ja auch für die Truppe von Trainer Hannes Löhr. Im Halbfinale scheiterten Hörster, Wolfram Wuttke, Icke Häßler, Jürgen Klinsmann, Frank Mill und Co. im Elfmeterschießen an Brasilien. Aber im Spiel um Bronze schlug das deutsche Olympiateam die Italiener mit 3:0, Hörsters Leverkusener Mannschaftskollege Christian Schreier schoss den letzten Treffer.

Ich blieb immer Angestellter bei Bayer 04.

In Seoul wurde Hörster wieder einmal klar, wie privilegiert Fußballer waren. Wie die Ruderer und Radfahrer im Training schufteten, das erinnerte ihn an die regelmäßigen Übungseinheiten unter Dettmar Cramer Anfang der 1980-er Jahre in der Leichtathletik-Halle des TSV Bayer 04. „Wir machten dort einmal in der Woche Koordinationsübungen, während die 400- und 800-Meter-Läuferinnen und Läufer vier- oder fünfmal hintereinander ihre Strecken liefen, bis sie sich übergeben mussten. Ich dachte: Meine Güte, wie einfach verdienst du als Fußballer dein Geld im Vergleich dazu. Und wieviel mehr verdienst du! Ich kann wirklich alle verstehen, die ein Problem mit dem Fußball haben, weil dort so viel mehr Geld im Spiel ist als in den meisten anderen Sportarten.“

Erfolgreicher Nachwuchstrainer

Als Hörster seine Karriere 1991 nach 332 Bundesligaspielen für Schwarz-Rot beendete, blieb er dem Fußball dennoch treu. Der inzwischen 34-Jährige absolvierte den Fußballlehrer-Lehrgang, hospitierte währenddessen bei den B-Junioren von Bayer 04 und kickte nebenbei noch beim Oberligisten VfL Hamm. „Aber ich blieb immer Angestellter bei Bayer 04“, sagt Hörster, der sich in den folgenden Jahren im Nachwuchsbereich erst um die B-Jugend, später um die A-Junioren kümmerte. Das Fordern und Fördern junger Spieler war genau sein Ding. Hörster bewies nicht nur ein gutes Auge für Talente, sondern auch ein feines Gespür für den richtigen Umgang mit ihnen.

Im Jahr 2000 gewann er mit der U19 zum zweiten Mal in der Klubgeschichte nach 1986 – damals unter Michael Reschke – die deutsche A-Juniorenmeisterschaft. 4:2 schlug seine Mannschaft den SV Werder Bremen im Finale in der BayArena. Auf Seiten der Bremer traf übrigens der junge Simon Rolfes zum Endstand. Hörster übernahm danach die Bayer 04-Amateure. Und dann, im Frühjahr 2003, bekam er einen Anruf von Reiner Calmund.

Ein lehrreiches Intermezzo

Der Klub hatte sich gerade von Trainer Klaus Toppmöller getrennt, unter dem Bayer 04 ein Jahr zuvor noch Triple-Vize geworden war. Jetzt aber lag das Team nach der 1:2-Heimniederlage gegen Hansa Rostock am 16. Februar auf Platz 16 und befand sich längst in akuter Abstiegsgefahr. Hörster, Klublegende und erfolgreicher Nachwuchstrainer, sollte es richten und übernahm die Lizenzmannschaft. Sein Auftrag war klar definiert: volle Konzentration auf den Bundesliga-Klassenerhalt. Die Champions League, in der Bayer in der Zwischenrunde nach zwei Niederlagen ohnehin keine allzu großen Chancen mehr hatte, sei zweitrangig, so die Order. Abgemacht war aber auch: Wenn die Mission schiefgehen würde, dürfe er wieder zurück in den Nachwuchsbereich. Hörster schlug ein. „Ich traute mir das zu und wollte meinem Klub helfen in dieser schwierigen Lage.“

Als er dann in einem bunten Holzfällerhemd zu seiner ersten Pressekonferenz erschien, war die mediale Aufregung groß. Heute kann Hörster über die Reaktionen vor allem – aber nicht nur – der Boulevardmedien lachen. „Dieses Hemd stand im Mittelpunkt der Berichterstattung. Ich habe überhaupt nicht begriffen, wie man sich über ein Kleidungsstück derart aufregen konnte. Ja, heute würde ich mir in so einer Situation einfach ein weißes Hemd anziehen.“ Ähnlich viel Spott hatte einige Jahre zuvor allenfalls Ulli Stielike über sich ergehen lassen müssen, als der bei seiner Vorstellung als DFB-Trainer unter dem 1998 neu installierten Teamchef Erich Ribbeck in seinem legendären „Sakko des Grauens“ erschien.

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Weil Hörster auf dem Podium auch nicht als eloquenter Redner glänzte und angesichts des Rummels um seine Person angespannt wirkte, war er bei vielen Medienleuten schon unten durch, bevor er überhaupt angefangen hatte. Dass Reiner Calmund ihn im typischen Calli-Duktus als „harten Hund“ und „kleines Ekelpaket“ bei den Medien einführte, trug – unbeabsichtigt zwar – zum Bild bei, das die Öffentlichkeit sich von Hörster zusammenbastelte. War Klaus Toppmöller der Kumpeltyp, herrschte unter dem Neuen nun der Feldwebelton, lautete die unausgesprochene Message. „Hart, härter, Hörster“, überschrieb „Die Welt“ ihren Artikel am Tag nach seiner Vorstellung. Für den „Express“ war er einfach nur „Der seltsame Herr Hörster“.

Auf der Schublade, in die man ihn steckte, klebten die Etiketten: knorrig, hölzern, kurz angebunden, geht zum Lachen in den Keller. Und wenn er dann doch mal lachte, haute man ihm das auch noch medial um die Ohren. Nach dem 0:2 beim FC Barcelona in der Champions League stellte er sich kurz nach Spielende zum Interview vor die Kamera eines Fernsehsenders. Doch es gab technische Probleme. Erst streikte das Bild, dann gab’s keinen Ton, im dritten Anlauf verhaspelte sich der Interviewer. Als auch beim vierten (!) Versuch zunächst etwas schiefging, fingen alle Beteiligten inklusive Hörster ob der skurrilen Situation im inzwischen menschenleeren Nou Camp laut an zu lachen. In diesem Moment ging das Interview mit dem lachenden Hörster im Fokus auf Sendung. „Wie kann der lachen, wenn die so einen Scheiß zusammengespielt haben – so kam das natürlich bei den Fernsehzuschauern an, die den Hintergrund nicht kannten“, sagt Hörster. „Nach dem zweiten gescheiterten Versuch hätte ich eigentlich gehen müssen.“ So aber erhielt auch der Klub noch Unmengen E-Mails, in denen Menschen ihren Unmut über den lachenden Bayer 04-Cheftrainer ausdrückten.

Hörster konnte es niemandem recht machen. Die knapp drei Monate zwischen Mitte Februar und Mitte Mai waren die schwierigsten Zeiten für ihn bei Bayer 04, die er heute selbstkritisch reflektiert. „Ich hatte den Presserummel und das ganze Drumherum, das dermaßen in der Öffentlichkeit stehen, total unterschätzt.“

Die, die seit Jahren eng mit ihm zusammenarbeiteten, kannten ihn als ganz anderen Menschen. Als verlässlichen, lockeren, herzlichen Kollegen und Chef. „Ich habe Thomas Hörster viel zu verdanken und ihn als fordernden, ehrlichen und sehr humorvollen Menschen kennengelernt“, sagt etwa Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der heute in der DFB-Akademie den Bereich Neuro-Athletik leitet. „Unser Verhältnis ist bis heute von hoher gegenseitiger Wertschätzung geprägt.“ Callsen-Bracker hatte beim 1:3 in der Champions League gegen Newcastle United unter Hörster sein Profi-Debüt gegeben. International setzte es in dieser Saison eine Niederlage nach der anderen. Immerhin sammelte Bayer 04 in der Bundesliga in elf Spielen 14 Punkte als Grundlage für den Klassenerhalt. Aber der ersehnte Befreiungsschlag gelang nicht. Als Hörster nach der bitteren 1:4-Niederlage beim Hamburger SV am 32. Spieltag in einem TV-Interview sagte, dass er nach dieser Leistung aufgegeben habe, war das kurze Intermezzo mit ihm als Trainer beendet. „Natürlich war das eine dumme Aussage von mir, die damals aus purer Verärgerung kurz nach dem Spiel aus mir herausbrach“, sagt er. Heute blickt Hörster entspannt auf diese Phase seiner Karriere zurück: „Es waren lehrreiche Wochen für mich und ganz spannende Erfahrungen. Letztlich ist im Klub alles sehr fair abgelaufen.“

Zum zweiten Mal Meister

Für Hörster übernahm Klaus Augenthaler das Kommando bei den Profis, beide Partien gegen 1860 München und beim 1. FC Nürnberg wurden gewonnen, der Klassenerhalt war gesichert. Er selber durfte wie vereinbart zurück in den Juniorenbereich, trainierte dort nun die A-Jugend und konnte wieder in Ruhe arbeiten. Weil die Nachwuchsförderung für ihn eine Herzensangelegenheit ist und er mit Familie in der Nähe des Jugendleistungszentrums wohnt, nahmen die Hörsters fast 17 Jahre lang auch am Projekt Gasteltern teil, für das Bayer 04 sich entschieden hatte, um talentierten Spielern von außerhalb ein Zuhause in Leverkusen bieten zu können. Zwei bis drei Jungs wohnten in dieser Zeit immer bei ihnen. 

2007 führte Hörster seine Mannschaft noch einmal zum Titel in der A-Junioren-Bundesliga. Vor 22.500 Zuschauern in der ausverkauften BayArena gewannen seine Jungs das Finale gegen den FC Bayern mit 2:1. In der Startformation der Bayern spielten damals unter anderem Holger Badstuber, Thomas Müller und Toni Kroos. Und in Hörsters Team gehörten Stefan Reinartz, Bastian Oczipka, Kim Falkenberg und Jens Hegeler zum Aufgebot. „Ein tolles Erlebnis in einer wunderbaren Atmosphäre. Wenn man sieht, wer da alles auf dem Platz stand!“, gerät der Meistertrainer ins Schwärmen. Und er ist stolz darauf, dass aus seinem Team bis auf eine Ausnahme alle den Sprung in den bezahlten Fußball geschafft haben.

Der Scout

Nach seinem zweiten Titel mit den A-Junioren wechselte Hörster in die Scouting-Abteilung, erstellte zunächst die Gegner-Analysen für die Trainer der Lizenzmannschaft und ist nun seit einigen Jahren in der Spieler-Sichtung tätig. „Scouting ist Erfahrungssache“, sagt Hörster, dem die Arbeit großen Spaß macht. Wenn nur die vielen Reisen nicht wären. Die machen ihm zunehmend zu schaffen. Um ein Spiel in Spanien zu besuchen, war er einmal vier Tage unterwegs, weil die Flugdaten so ungünstig lagen. Eigentlich hätte er vor knapp zwei Jahren aufhören wollen. Dann kam Corona, das Reisen fiel weg, vieles lief nun auch in der Sichtung über die Videoanalyse. „Und wir haben festgestellt, dass man hierbei oft mehr sehen kann, als vor Ort.“

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Sein Chef in der Scouting-Abteilung ist übrigens Kim Falkenberg. Hörster findet es großartig, dass sein Schützling aus der Jugend, der unter ihm deutscher A-Juniorenmeister wurde, nun sein Vorgesetzter ist. Überhaupt hat er dienstlich immer wieder mit vielen seiner Spieler zu tun, die zum Teil schon lange selber für ihren Klub arbeiten. Mit Jugend-Geschäftsführer Roman Klossek zum Beispiel, mit den Scouts Simon Fahner und Assimiou Touré oder den Junioren-Trainern Pierre de Wit, Mirko Casper und Erdal Celik, um nur einige zu nennen.

„Der Klub hat einen großen Teil meines Lebens geprägt“, sagt Hörster. „Und wenn ich mir anschaue, wie es anderen großen Klubs wie Werder Bremen, dem Hamburger SV oder Schalke 04 gerade geht, dann wertet das die Arbeit, die hier von allen in Leverkusen geleistet wird, doch noch einmal auf. Weil es zeigt, dass es eben nicht selbstverständlich ist, sich über Jahrzehnte so konstant in der Bundesliga zu bewegen.“

Im Herbst nächsten Jahres will Hörster wohl in Rente gehen. Na ja, zumindest als fest angestellter Scout. So ganz aufzuhören ist schwer vorstellbar für einen Fußball-Verrückten wie ihn. Nebenbei könne er sich einen Co-Trainerjob bei den Junioren durchaus vorstellen. Kürzlich durfte er aushilfsweise mal die C-Jugend trainieren. Und hat dabei „wieder Blut geleckt.“ Langeweile dürfte aber auch so nicht aufkommen bei ihm. Die Hörsters haben drei Enkelkinder, und er sei jetzt schon fürs nächste Jahr fest eingeplant in die regelmäßige Kinderbetreuung. Auch auf der Tennis-Anlage des RTHC Leverkusen gleich bei ihnen um die Ecke wird man ihn und seine Frau dann noch häufiger antreffen. Für ausreichend Bewegung sorgen ansonsten auch die täglichen Spaziergänge mit Mischling Max, dem Familienhund.

Seinen 65. Geburtstag wird Thomas Hörster zu Hause mit seiner Familie feiern. Dann wird’s eine große Spielerunde mit den Kindern und Enkelkindern geben. Viel Spaß dabei und Happy Birthday, lieber Thomas Hörster!