Das Beste kommt zum Schluss

Manfred Vetter, von 1969 bis 1975 Spieler der Werkself, ist unter die Autoren gegangen. Der 69-Jährige hat die 60-jährige Historie der Traditionsmannschaft von Bayer 04 recherchiert und mit viel Liebe zum Detail in einem einzigartigen Buch archiviert.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein anderer Bundesligist die Geschichte seiner Alten Herren in dieser Form hinterlegt hat“, sagt Vetter. Und der Stolz, Vereinsgeschichte auf diese anschauliche, bildgewaltige Art erlebbar und nachvollziehbar zu machen, ist aus seinem Gesicht deutlich abzulesen. Die Entwicklung der Traditionsmannschaft von der Gründung im Jahr 1959 durch das frühere Bayer 04-Torwartidol Alfred „Fredy“ Mutz über sechs Jahrzehnte hinweg bis ins Jahr 2019 mit dem vierten Titelgewinn beim großen Berliner Masters in der Max-Schmeling-Halle – Manfred Vetter hat nichts ausgelassen. Auf 180 Seiten hat er akribisch aufgelistet und verewigt, was ihm aus diesen bewegten Zeiten in die Finger gekommen ist. Einige tausend Bilder hat er gesammelt, die meisten hat Vetter als Begleiter unzähliger Ausflüge und Touren mit dem Team selbst geschossen und sich zudem vieler Motive der beiden Leverkusener Sportfotografen Fritz Heppekausen und Harry Stiem bedient.

Es sind viele Schätze dabei, die bewegte und bewegende Vereinsgeschichte erzählen und schwarz-rote Patina verströmen: Das erste Spiel der Traditionsmannschaft am 18. April 1959 gegen Fortuna Düsseldorf, als 1.000 Zuschauer am Stadtpark einen 4:1-Sieg der Leverkusener Granden um „Bubi“ Becks, Theo Kirchberg oder Peter Röger sahen. Darüber hinaus gibt es unzählige Bil­der von den inoffiziellen deutschen Meisterschaften der Alten Herren in Bad Münster am Stein, die das Le­verkusener Team in der Spanne von 1962 bis 1993 neun Mal gewann. Ein weiteres Highlight: eine handgeschriebene Grußbotschaft von Sepp Herberger zum zehnjähri­gen Bestehen der Truppe („Den Ka­meraden der Traditionsmannschaft von Bayer 04 herzliche Grüße“). Neben allen sportlichen Themen befinden sich unzählige Schnappschüsse aus dem Innenleben der Mannschaft in dem Buch - von ihren Jahrestouren mit den Frauen nach Barcelona, Izmir, Prag, Berlin, Mallorca, Kreta, in die Schweiz oder nach Wien. „Bei den Spielen hatten wir schon Spitzenformat, aber im Feiern waren wir einfach Weltklasse. Da haben wir jede Almhütte gerockt“, sagt Vetter mit leuchtenden Augen. Wer die feucht-fröhlichen Aufnahmen der Ausflüge und runden Geburtstage, Karnevalsfeiern und sonstigen gemeinschaftlichen Anlässe sieht, glaubt ihm das aufs Wort.

Gut drei Jahre hat Manni Vetter, der in seiner aktiven Zeit als Mittelfeldspieler und Libero 141 Pflichtspiele für Bayer 04 bestritten hat und dem Zweitliga-Aufstiegsteam von 1975 angehörte, voller Herzblut an dem Buch gearbeitet. Inklusive einer langwierigen Wiederholungsschleife, die notwendig wurde, weil sein Rechner abgestürzt und die intensive, monatelange Arbeit dahin war: „Zum Glück hatte ich Ausdrucke gemacht und konnte die ganzen Sachen mit Hilfe der dicken Blätterstapel rekonstruieren.“ Parallel zur Geschichte der Bayer 04-Traditionsmannschaft beschäftigte er sich mit seiner eigenen Karriere – und entwarf ein zweites Buch mit dem Titel: „Meine kleine Fußball-Geschichte“. Auch mit dieser Publikation ist ihm ein einnehmendes Werk voller histo­rischer Bilder und Erinnerungen gelungen.

Sein Debüt für die Traditionsmannschaft von Bayer 04, die der ehemalige Manager Heinz Heitmann zu Beginn der 1990er Jahre auf ein professionelleres Niveau hievte, gab Manfred Vetter 1985 – zehn Jahre nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn. 20 Jahre gehörte er fortan zum Stamm des Teams. 2005 schnürte er die Schuhe dann zum letzten Mal für Bayer 04 bei einem Oldie-Masters in Chemnitz gegen Real Madrid. „Das war mein krönender Abschluss“, sagte Vetter. Doch da irrte er gewaltig – den krönenden Abschluss hat er erst vor ziemlich genau einem Jahr hingelegt: Als sein Buch-Unikat endlich in gedruckter Form vorlag.

ZUM BUCH:

Sein Buch „60 Jahre Bayer 04-Traditionsmannschaft“ hat Manfred Vetter in Worten und Bildern in gut dreijähriger Recherche und Arbeit selbst konzipiert und es bei einem großen Drogeriemarkt drucken und binden lassen. Der persönliche Kostenfaktor betrug 170 Euro. Bislang liegt Vetters Werk nur als Einzelexemplar vor. „Wir versuchen aber einen Weg zu finden, wie wir diesen Schatz der Vereinshistorie zukünftig auch anderen Bayer 04-Fans zugänglich machen können“, sagt Dirk Dreher, Manager der Bayer 04-Traditionsmannschaft.